Veröffentlicht: 07.10.2020. Rubrik: Nachdenkliches
Suizid
(TW!)
Es war still. Keine angenehme Stille, sondern eine laute Stille, die den gesamten Raum einnahm und ihn fast erdrückte. Er holte tief Luft, bevor er sich mühsam gerade hinsetzte und mit klaren Augen durch den Raum schweifte. Vor dem Spiegel hielten seine grauen Augen inne und er begann mit sich selbst Augenkontakt zu halten. Er war hässlich. Fast so hässlich, wie diese Stille, die ihm in seinen Ohren weh tat. Er verachtete die Stille, genauso wie er sich selbst verachtete. Er wollte nicht mit sich selbst allein sein. Grau traf auf Grau. Seine Nase war zu groß, seine Lippen zu klein und seine Augen zu grau. Zitternd schlich ein Seufzen über seine Lippen, während er seinen Blick abwandte und sich leicht nach links lehnte. Er wusste genau was er wollte. Jeder wusste es, sogar die dunklen Personen, in seinem Kopf, wusste es. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, als er den Gegenstand in seinen Händen spürte. Sein Grinsen wurde noch größer, als die graue Klinge seine Haut berührte. Er fühlte sich lebendig, während er liebevoll Druck ausübte und die Klinge sich in seine blasse Haut grub. Blut trat heraus und begann liebliche Muster zu bilden. Mit einem Mal war sogar die Stille weg. Leise Musik machte sich in seinem Kopf breit, während er das Blut beobachtete. Immer und immer wieder wiederholte er diesen Vorgang und die Musik wurde immer lauter. Irgendwann begann sie in seinen Ohren zu schmerzen, aber er konnte nicht aufhören. Er wollte nicht, dass die Stille zurückkam und ihn einhüllte, wie eine große schwarze Decke, die ihn langsam zum Ersticken brachte. Er wollte nicht allein sein. Mit einem Mal war die Musik aus. Der Boden verfärbte sich rot und bildete einen See, in dem er langsam ertrank. Er hörte die Stille nicht mehr und er wird sie auch nie wieder hören, soweit es im Himmel nicht still ist.