Veröffentlicht: 18.12.2017. Rubrik: Satirisches
Keine Panik
Irgendetwas muss geschehen. So geht es nicht weiter. Ich möchte einen Grund für meine Aufregung haben, einen richtigen, also einen richtig wichtigen, weltbewegenden, nicht den tatsächlichen, privaten, eigentlich unbewegenden. Das wäre zu lächerlich. Warum sollte man sich über seine eigenen kleinen Unzulänglichkeiten aufregen? Das interessiert ja niemanden, wenn man kein Promi ist.
So bleibt nur ein Blick in die Medien, die Berichterstattung der aktuellen Vorkommnisse auf der jeden bewegenden Weltbühne, über die man sich heutzutage jeder Zeit und überall informieren kann. Man wird sich ja wohl noch irgendetwas suchen dürfen, über das man sich ordentlich, also ordnungsgemäß, zumindest zeitnah unaufgeregt aufregen kann.
Da ich am Computer sitze und daher das Wissen über die inter-globalisierten Zusammenhänge der Welt, des Lebens, des Universums, und überhaupt, direkt auf meinem verstaubten Bildschirm aufrufen kann, nutze ich die eigentlich allgegenwärtige Gelegenheit und öffne meinen Browser. Auch damals, in der informationslosen Zeit, als man noch jahrelang quasi analog lernen musste, um sich ein verschwommenes Bild vom Weltgeschehen zu machen, half brausen oft als Ventil gegen störende Gefühlswallungen.
Der Zugang zum wirklich großen Rest der Welt öffnet sich, und, es wird direkt, von wem auch immer, Hilfe angeboten, wenn man sich bequem, also ohne größere eigene Anstrengung, über Entwicklungen aufregen möchte, die anerkannt des Aufregens wert sind. Mit einem einzigen Klick könnte ich einen gründlich recherchierten Artikel einer seriösen deutschen Zeitung lesen, die festgestellt hat, dass wir beim Thema Gerechtigkeit wieder auf dem Stand von vor hundert Jahren gelandet sind.
Nun, darüber kann man sich nun wirklich aufregen, ganz zu Recht, und mit völlig geteilter Zustimmung. Also her mit der Info. Ein Klick und …
… ich werde darüber informiert, dass ich den heiß erwarteten Bericht nur lesen kann, wenn ich meinen Ad Blocker deaktiviere.