Veröffentlicht: 16.07.2020. Rubrik: Unsortiert
Aus Liebe
Als ich heute die Einkäufe aus dem Jutesack in den Triple A Kühlschrank räumte, hielt ich den fettarmen Spekulatius Quark und ein Paket Fertigfrikadellen in einer Hand.
Natürlich suchten beide, mit Unterstützung der Schwerkraft, sich aus dieser zu befreien.
In dieser Situation höchster Not war ich gefordert zu entscheiden, welchen der beiden ich zunächst der erdbeschleunigung und dann der abrupten Verzögerung preisgeben möge.
Ich entschied mich für die Frikadellen und gegen den Quark.
Eine Entscheidung aus Liebe!
Was gibt es denn auf dieser Welt, was mit einer Frikadelle nicht noch aufzuwerten wäre? Gebratenes Hack, Fleisch mit inhärenter Brotbeilage! Vollwertig, saturierend- die Hostie im kühlen Tabernakel.
Der Quark dagegen…eine kurze Freude. Mager ist er. Kalt und träge.
Und – wie sich zeigte: Rachsüchtig!
Denn er schlug mir auf den gewärmten Fliesenboden mit einem grimmigen PLATSCH! und streckte sein weiches Innenleben amöbengleich ins Freie.
Eine Fläche mit dem Ausmaß eines Fußballfeldes ward nun von ihm bedeckt. Seine Scheinfüsschen und Fühler reckten sich sogar an Wand und Schrank empor und schienen, in seiner Eifersucht nach mir greifen zu wollen. Unter Gelächter, Hohn und Spott meines jüngsten und einzgen‘ wischte ich, zu Boden krauchend wie ein Wurm, den Schlonz des dahingerafften Nachtischs vom Angesicht der Erde.
In einem lichten Moment meines Furors erkannte ich jedoch der bitteren Lehren zwei:
1. Wer unter Druck nicht die Kontrolle über seine Hände behält, muss wischen
2. Eine Entscheidung aus Liebe macht einen für die Konsequenzen blind!