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2xhab ich gern gelesen
geschrieben von Weißehex.
Veröffentlicht: 20.06.2020. Rubrik: Unsortiert


Der Mann am Strand 2. Teil

Der erste Teil ist hier zu finden:
https://www.kurzgeschichten-stories.de/t_1804.aspx

"Wie ist er gestorben?" fragte Fernandes.
„Ertrunken", antwortete der Rechtsmediziner.
„Ob Unfall oder Fremdverschulden kann man nicht man also noch nicht sagen", sinnierte Fernandes und der Rechtsmediziner nickte.
„Wann ist der Tod eingetreten?"
„Vor ein paar Stunden, höchstens sieben."
Fernandes bedankte sich und fuhr zurück in sein Kommissariat.

Endlich Feierabend! Giacomo ließ sich erschöpft auf die Couch fallen und schaltete den Fernseher ein. Wenn er seine Abende zu Hause in Lyon oder wie an diesem Abend auf der Tour im Hotel in Lissabon verbringen konnte, schaute er regelmäßig zur selben Zeit die Nachrichten. Schade, dass Jacques nicht ein paar Tage später aufgetaucht war, da hätte er es bequem in seinem LKW bis nach Portugal geschafft.
Erschrocken blickte er auf den Bildschirm, als die Sprecherin über einen unbekannten Toten berichtete, der am Strand in der Nähe von Albufeira gefunden worden war. Das war doch der Ort, den Jacques erwähnt hatte? Als ein Bild des Toten gezeigt wurde, bestätigte sich seine schlimme Vermutung.
Giacomo stürzte zum Telefon.

Der alte Miguel schlug behaglich auf seiner Veranda die Tageszeitung auf. Unter „Lokales" war das Bild eines jungen Mannes abgebildet. „Tot am Strand gefunden. Wer kennt diesen Mann?" stand darunter. Miguel betrachtete das Bild, aber es sagte ihm nichts. Den jungen Mann hatte er noch nie gesehen.
Auf der gegenüberliegenden Veranda tauchte Cristina auf. Miguel grüßte freundlich hinüber und schwenkte dann seine Zeitung.
„Haben Sie das gelesen, Senhora Feirrera?"
„Sie meinen, über den Toten am Strand? Ja, das habe ich heute Morgen auch gelesen."
„Kennen Sie ihn? Er müsste in Ihrem Alter sein."
Cristina zuckte die Achseln. „Den habe ich noch nie gesehen."
„Ich kenne ihn auch nicht, er ist sicher kein Einheimischer", sagte Miguel und Cristina nickte.
„Hat Pedro sich eigentlich wieder beruhigt?" fragte Miguel dann, um das Thema zu wechseln.
Cristina verzog verächtlich das Gesicht. „Ach der! Ich hoffe, er taucht nie wieder hier auf. Ich habe Schluss gemacht."
„Ach, wie schade", begann Miguel, der nicht recht wusste, was er dazu sagen sollte, doch Cristina schüttelte wie wild den Kopf. „Überhaupt nicht schade! Ich will ihn nie mehr sehen."

Auf dem Kommissariat war ein Anruf eines LKW-Fahrers eingegangen, der den Toten erkannt zu haben glaubte. Angeblich hatte er den jungen Mann vor kurzer Zeit in seinem LKW mit nach Spanien genommen. Von dort aus wollte der Tramper weiter nach Albufeira. Mehr wusste der LKW-Fahrer auch nicht, immerhin den Namen: Jacques le Butet.
Besser als nichts, dachte Fernandes. Er gab die Neuigkeit an die Presse, auch an die Presse der anderen europäischen Länder weiter. Vielleicht würde sich jemand an diesen Namen erinnern.

Miguel wollte sich gerade wieder zu seiner Mittagsruhe begeben, als ihm einfiel, dass er noch nicht nach der Post gesehen hatte. Er trat vor die Haustür und wollte den Briefkasten öffnen, als ihm Cristina auf der anderen Straßenseite auffiel, die ihm den Rücken zudrehte. Und neben ihr stand - Pedro! Pedro, der ihr zärtlich übers Haar strich. Sie schmiegte sich an ihn. Keine Spur mehr eines Streits. Die jungen Leute, dachte Miguel. Es sei ihnen gegönnt. Doch dann schnappte er Gesprächsfetzen auf, die Luft trug die Worte weit, laut und deutlich, als würde er daneben stehen.
„War ja nicht deine Schuld.... war ein Unfall...", das war Cristina.
„Was musste dieses Greenhorn auch am Strand herum laufen? Ich wollte mich ja gar nicht mit ihm anlegen..... Wahrscheinlich ist er später stockbesoffen ins Meer gegangen, wollte schwimmen und ist dann ertrunken."
Miguel hatte genug gehört. Aber er dachte nicht daran, sich da einzumischen. So etwas brachte nur Ärger. Und wahrscheinlich hatte er wegen seiner einseitigen Schwerhörigkeit sowieso alles falsch verstanden. Außerdem - sollte er etwa die Arbeit der Polizei machen? Er schüttelte den Kopf, klappte den Briefkasten wieder zu - es war nichts drin gewesen - und beschloss, jetzt endlich die Mittagsruhe zu genießen.

„Heute ist unser letzter Tag hier", sagte Tamara wehmütig. „Abgesehen vom ersten Tag war es doch ganz schön."
Heiko nickte. „Übrigens, der Kommissar hat mich vorhin angerufen. Sie wissen jetzt zumindest, wie der Mann hieß, Jacques le Butet. Ein Lastwagenfahrer hatte ihn mitgenommen und die Polizei informiert."
„Und wie ist er gestorben?"
„Ertrunken. Ich glaube, der Kommissar weiß selbst sonst auch nichts."
„Wir können doch aber heimfahren?" fragte Tamara, auf einmal ängstlich geworden. „Ich meine, er hat nicht gesagt, halten Sie sich zur Verfügung, verlassen Sie den Ort nicht?"
Heiko lachte auf. „Natürlich nicht. Ich glaube, du schaust zu viele Fernsehkrimis."
„Ich schaue gar keine Krimis. Jetzt schon gar nicht mehr."
Heiko zog sie an sich. „Ich glaube, es war sowieso ein tragischer Unfall. Solche Dinge passieren eben, und man kann nichts machen. Leider."

Zwei Jahre später wurde die Akte geschlossen. Niemand hatte den jungen Mann vermisst. Alle Aufrufe in den Zeitungen hatten nichts erbracht. Ob sein Tod durch Fremdverschulden eingetreten war oder nicht, konnte bis zuletzt nicht zweifelsfrei geklärt werden.

Fernandes vergaß den Fall jedoch nicht. Noch drei Jahre, dann würde er in Rente gehen.
Und dann würde er sich diesem Fall noch einmal widmen.

Aber das ist eine andere Geschichte.

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von die Juditha am 21.06.2020:

liest sich wie ein Urlaubs-Roman. Da freu ich mich auf die Fortsetzung... Es muss doch noch mehr zu dem geheimnisvollen Toten geben?




geschrieben von Weißehex am 21.06.2020:

Hallo die Juditha, hast du den ersten Teil gesehen? https://www.kurzgeschichten-stories.de/t_1804.aspx Noch gibt es keine anderen Teile ....aber das könnte noch kommen. :-) Schön, dass dir die Geschichte gefällt! LG Weißehex




geschrieben von Weißehex am 02.07.2020:

Ich habe den zweiten Teil umgeschrieben. Ursprünglich wollte ich diesen hier löschen. Aber da er doch schon gern gelesen wurde, was mich sehr freut, werde ich ihn stehenlassen als "Alternative" und die ne Fassung einfach als "Der Mann am Strand 2. Teil Neufassung einstellen. Ich denke nicht, dass das für metti ein Problem ist :-)

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