Veröffentlicht: 22.05.2020. Rubrik: Satirisches
Die Haubentaucher Airline
Die Haubentaucher Airline
Eine Kurzsatire
von Werner Hilpert
Jeder Taxifahrer, freut sich über längere Auswärtsfahrten. So wie ich auch, an diesem sonnigen Dienstagvormittag.
Ich wurde zu einer Adresse in dem Würzburger Stadtteil Sanderau gerufen. Zwei Personen, eine Mutter mit Ihrer kleinen Tochter kamen aus der Haustüre. Ein kleiner und ein großer Koffer verstaute ich im Kofferraum mein Taxi.
„Soooo...“meinte die nicht unattraktive Frau, als beide hinten im Taxi Platz genommen hatten, „es geht zum Nürnberger Flughafen.“
Na endlich mal wieder eine geile Fahrt, dachte ich mir, und startete den Motor meines B-Klasse Mercedes.
Nach einer guten Stunde Fahrt, verließ ich die Autobahn, um durchs Knoblauchsland zum Nürnberger Flughafen zu kommen.
„Ach ja“ dachte ich. „Nürnberg..... Die Stadt in der man gerne als Haubentaucher bezeichnet wird, und an jeder Ecke, Allmächd , als Ausdruck des Erstaunens gebraucht. Ihr müsst wissen, als ein Haubentaucher wird ein Mensch bezeichnet, der nicht ganz helle auf der Platte ist. Jedenfalls in Nürnberg.
Meine Fahrgäste erwachten aus ihrem Schlummer, den sie während der Fahrt genossen.
Es ist immer ein gutes Zeichen für mich, wenn die Fahrgäste während der Fahrt schlafen. Die Fahrgäste vertrauen meiner sicheren Fahrweise.
„Bitte zum Terminal der Haubentaucher-Airline“ flötete es von hinten. „Aehhmm wohin....?“ , Na zu der neuen Fluggesellschaft. Kennen Sie die nicht?“, fragt die Dame leicht irritiert.
„Aehmm...doch“ log ich unsicher. Mein suchender Blick zeigt mir dann weiter vorne das Terminal, der ominösen Airline.
Rein äußerlich war kein Unterschied zu anderen Airlines festzustellen. Gut.... ein bisschen größer und breiter, andere Farben. Blau und Orange dominierten das Bild. Für meinem Geschmack, wirkte alles ein bisschen überladen, und kitschig.
Jede Menge Parkplätze, und ein ein paar Taxiparkplätze, befanden sich vor der Anfahrtszone. Alles schön mit schicken Blumen, und Fähnchen dekoriert.
(Natürlich Blau/Orange)
Ich steuerte einen freien Taxiplatz an, und hielt an. Nachdem mein Fahrgast bezahlt hatte, half ich das Gepäck aus dem Kofferraum zu hieven.
Sie bedankten sich und gingen in Richtung Eingang. Ich wünschte noch einen guten Flug. Jetzt einen Kaffee dachte ich mir, denn ich hatte Zeit, Klar bei dem Umsatz. Neugierig und mit Vorfreude schritt ich auf den Eingang des Terminals von „Haubentaucher Airline“ zu. „Ein Kaffee wird gut tun“ freute ich mich.
Ich trat durch die Blau-Orange Drehtüre. Ein kühlender Luftzug empfing mich. Eine Aircondition gekühlte Empfangshalle, so muß das sein, cool, hehee.
Rechts von mir war der Check-in Schalter, der Haubentaucher-Airline.
Zwei, in den Blau-Orangenen Unternehmensfarben gekleideten Damen blickten mich erwartungsvoll an. „Wie kann ich Ihnen helfen?“ flötete die eine.
Und die andere meine „Wir haben kein Taxi bestellt, und es befinden sich auch keine wartenden Fahrgäste hier“.
“Schon gut“ meinte ich. „Wo gibt es hier einen Kaffee?“ fragte ich. Da hinten links:“meine die eine Dame leicht genervt“
Wahrscheinlich passe ich nicht so recht in dieser pompösen Szenerie, ging es mir durch den Kopf. So als kleiner Taxi-Kutscher…..naja... das ist man ja gewohnt.
Plötzlich , ertönte von irgendwoher ein dezenter Gong. „Meine Damen und Herren, wir haben Haubentaucheralarm!“ erklang eine honigsüße Frauenstimme. Fast wie im Kaufhaus, in dem ein Sonderangebot im 3. Stock angepriesen wird.
Ich schritt auf den beiden Damen und , und fragte :“ Was war das denn?“.“Haubentaucheralarm??“
„Ach das....,“ meinte die Dame, und manikürte sich Ihre Fingenägel. „Eines von unseren Vögeln ist eben gelandet“ antwortete Sie leicht gelangweilt.
„Ah....Haubentaucheralarm…hmm??“ murmelte ich mehr nachdenklich. „Ja eines unserer Flugzeuge landet im Moment“ informierte mich die Dame.
Die Aufmachung der beiden Damen interessierte mich. Neugierig aus den Augenwinkeln betrachtete ich die Damen
Modische orange-blaue, bis zu den Knien reichende Faltenröcke, Kombiniert mit einem gut geschnittenem Sakko, natürlich alles in orange-blau gehalten.
Dazu ein Häubchen, das sich nach hinten spitz verlängert, ein kleines Netzchen wurde von einer Nadel gehalten. Nicht unattraktiv dachte ich mir.
„Kann ich sonst nochwas für Sie tun?“ flötete das andere Mädchen. „Aehm...Nein danke, sehr freundlich, aber ... ich will mich nur ein bisschen umsehen.“gab ich zurück. Meinen Kaffee hatte ich natürlich nicht vergessen, aber die Neugier wurde größer. „Haubentaucheralarm...tztztz. Sowas hab ich ja noch nie gehört“ Außerdem wollte ich ein paar Schritte tun, was ja auch gut tut, nach einer guten Stunde Autofahrt.
„Zu unserer Aussichtsplattform geht da hinten rechts, der Rolltreppe rauf.“ Die andere Dame erkannt meine Neugier.
Ich bedankte mich und schlenderte auf die Treppe zu. Auf halben Weg, stand ein Glaskasten. Er enthielt allerlei Info-Material und Werbung der Airline. Informationstafeln, Schränke, Gegenstände und andere Dinge, die die Airline ausmachten, waren drinnen aufgebaut. Quasi ein Info-Glaskasten.
Ich baute mich davor auf, und begann alles zu betrachten.
Bilder, Flyer, An und Abflugpläne waren in dem Kasten auf einem Brett angepinnt. Darunter ein Schriftstück, das die vergangenen Monate des Unternehmens beschrieb.
Das interessierte mich besonders.
Es erzählte von einem Rechtsstreit mit der Deutschen Lusthansa.
Gegenstand der Auseinandersetzung war das Firmenlogo.
Bekanntermaßen ziert eine blaue Krähe auf gelben Hintergrund, das runde Firmenlogo der deutschen Lusthansa.
Als die Haubentaucher-Airline gegründet wurde, einigten sich die Firmenbosse auf einem gelben Haubentaucher auf blauen Grund. Natürlich auch rund.
Dagegen prozessierte die Deutsche Lusthansa, und klagte wegen Urheberrechtsverletzungen. Einige Monate später wurde der Rechtsstreit geschlichtet. Man einigte sich darauf, das die Haubentaucher- Airline sein Logodesign ändern muss.
Seither prangt ein viereckiges blaues Logo, mit einem orangenem Haubentaucher auf den Flugzeugen.
Das ganze ist noch weiß umrandet.
Es wurde von einer führenden Werbeagentur als gut befunden, und wurde sogar als Werbelogo des Jahres vorgestellt.
Dieses Logo, ziert nicht nur die Briefköpfe der Geschäftspost sondern es prangt auch auf allen Werbeflyern und Fanartikeln der Fluggesellschaft. Und, worauf die Firmenbosse besonders stolz sind, auch auf den Heckflossen ihrer Vögel.
Ich schlenderte weiter, zu eine aufwärts führende Rolltreppe. Ein weißes Schild mit der Aufschrift, „Zur Aussichtsplattform“ wies nach oben.
„Geht doch....“ dachte ich mir, und betrat die Rolltreppe. Langsam gings nach oben. oben,
Neben einem kleine Kiosk für Erfrischungen, und Snacks aller Art. Aha...jetzt gibts Kaffee. Er schmeckte irgentwie fruchtig….nicht besonders gut. Ich begab mich zur Tür auf die Aussichtsplattform.
Strahlender Sonnenschein, und ein azurblauen Himmel empfing mich, als ich nach draußen schritt. Ein herrlicher Tag. „Wie gemacht fürs fliegen“, dachte ich.
Von hier aus konnte man das ganze Flugfeld überblicken. Das Tor zur Welt. Leichtes Fernweh überfiel mich.
Das sah ich den Vogel.
Ich dacht das gibt’s doch nicht!!
Da stand tatsächlich ein Flugzeug in Form eines übergroßen Entenvogels!
Auf den Seiten, etwa auf Flügelhöhe, konnte man 2 Reihen Fenster erkennen. Die Hälfte war vom Flügel selbst verdeckt.
Das Cockpit saß auf einem leicht geschwungenen Hals, das im Fortsatz einem Entenschnabel sehr ähnlich war.
Auch das Logo war deutlich sichtbar.
Doch das bemerkenswerteste war das Fahr...äähhmm Laufwerk!?
Es bestand nämlich aus 2 krummen Beinen mit Paddelflossen!.....tatsächlich! Entenbeine mit Schwimmhäutern nachempfunden.
Mir stand vor Staunen der Mund offen!!...ehrlich.
„Tjaaaa...“ klang es stolz neben mir. „Das ist unser Prachtstück“.
Als ich zur Seite blickte sah ich einen Mann in einer orange-blaue Uniform. Er wippte leicht auf seine Zehenspitzen.
„Darf ich mich vorstellen?“ „Severus Luftikus, Servicemann der Haubentaucher Airline“ meinte er mit einem blöden Grinsen im Gesicht. „...sozusagen die sprechende Litfaßsäule....hehehe“ fügt er hinzu.
„Ja..jaaa...aha,Litfaßsäule“ stotterte ich , immer noch sprachlos.
„Wie gesagt“ „Das ist unser Prachtstück“ und deutete auf dem Vogel.
„Der Skymaster ENT-E380“. „Produziert von der Firma Doing“ Ich hörte interessiert zu. Dann begann er mir das Flug...äähmm den Vogel zu zeigen und erklären.
„Fangen wir oben an. Dort sehen Sie das Cockpit. Modernes Design, technisch mit dem neusten und allerbesten Raffinessen ausgestattet. Im Schnabelfortsatz befinden sich Geschwindigkeitsmesser. Meteorologische Erfassungselektronik. Und nicht zuletzt der Einfüllstutzen des Treibstofftanks, der sich auch gut für Luftbetankung eignet. “ meinter er Oberlehrerhaft.
„ Sie müssen wissen, der komplette Hals ist beweglich, und kann zum Boden hin geneigt werden. „ „Erstaunlich“ bemerkte ich.
„Somit ist es wesentlich leichter für das Tankfahrzeug“.
Gefüttert….hehe, wird also durch den Schnabel, wie passend, dachte ich amüsiert.
„An der Seite sehen Sie die Fenster, der Kabine. Oben die der 1. Klasse unten die 2. Klasse.“ und deutete erklärend mit dem Finger
„ Und wo sind die Flügel“ fragte ich, da ich keine erkennen konnte.
„Ach so ...ja“sagte der Servicemann. „Die sind eingeklappt, wenn der Vogel auf der Roll...ähmm Laufbahn steht.
Wenn unser Vogel dann startet, klappen die sich dann automatisch aus, und das Flug...äh, der Vogel kann abheben.“ erklärte er wieder leicht dämlich grinsend. Vielleicht will er mich ja verarschen, dachte ich.
„Beachten Sie das Fahr...ähh, Laufwerk. Ein Wunderwerk deutsche Ingenieurskunst.“ erklärte er. Er wirkte auf mich wie ein Staubsauger-Vertreter an der Haustüre.
Er stand tatsächlich auf zwei Beinen, die sich in einem Fussähnlichen dreieckigem Teller fortsetzten. Das ganz mit Lederartigen Material bezogen, ähnlich den Schwimmhäuten von Wasservögeln.
„Sicherlich haben Sie auch schon der Laufwerk bemerkt.“ fiel er mir in meine Gedanken.
Leicht erschrocken brummte ich „Ja klar..“
„ Das neuste Produkte modernster Technik“sagte er mit Stolz. „Wissen Sie...mit diesem Laufwerk ist es dem Flug....äh, Vögel ist es möglich, überall zu landen.“
„Auf dem offiziellen Flugplatz, auf dem Acker, in der Wüster oder in der Arktis auf viel Schnee. Ganz egal ob der Flugplatz Berlin nun fertig ist oder nicht, wir landen auch auf einer baustellen sicher...hehehe, uns doch egal ob. Wenn nicht...... landen wir eben auf dem Wannsee....hehehehe. das einzige worauf man nach einer Wasserlandung achten muß , ist der Vogel selbst.
Von wegen Schwänchen in die Höh...hahahhaaaa.“
„Oh...mann wo bin ich hier eigentlich“ brummte es in meinem Schädel
„Passen Sie auf, gleich geht`s los“.
Nach einem Weilchen ertönte eine blecherne weibliche Stimme aus verstecken Lautsprechern.
„Sehr geehrte Fluggäste, Ihr Flug Nr. QK 0815 nach Berlin ist nun zum Einstieg bereit. Bitte begeben Sie sich zum Ausgang 31 und halten Sie Ihre Bordkarten bereit. Wir wünschen Ihnen einen guten Flug. „
Im Entenmarsch liefen die Passagiere auf dem Flugzeug zu, und stiegen der Treppe zum Eingang hinauf.
„Und wie findet das Flug...ähmm der Vogel den Weg nach Berlin? „ fragt ich den Servicemann.
„Ohh das ist einfach“meinte er, und lächelte leicht. „Der kennt den Weg, und er orientiert sich am Erdmagnetfeld und an der Wetterlage. Aufwendige Navigationselektronik wir hier überflüssig.“
Aha....dachte ich, und kam ins grübeln.
„Sicherlich arbeiten jetzt die Piloten die Checkliste ab, drüben im Cockpit?“fragte ich den Servicemann erneut.
“Checkliste? Wozu eine Checkliste...?. Sowas haben wir nicht. Das Flug...ähm der Vogel weiß selbst ob im was fehlt oder nicht“.
Sein Handy klingelte und er ging ran. Nach einem kurzem Gespräch, wande er sich an die anderen wartenden Zuschauer auf dem Aussichtsdeck und teilte mit,“Soeben hat der Pilot Startfreigabe erhalten. „
Die Zuschauer drängte nach vorne an die Brüstung, und einige setzten kleine Ferngläser oder Fotoapparate an, um ja nicht diesen denkwürdigen Augenblick zu verpassen.
Mit watschelnden Gang begab sich das Flug...ähm der Vogel in seine Startposition.
Dann...kaum 3 Sekunden später rannte der Vogel los...., watschelnd und immer schneller werdend.
Als er etwa die Hälfte der Rollbahn hinter sich hatte, klappten die Flügel aus und begannen zu schlagen.
Nach zwei dritteln der Startbahn, hob der Vogel ab, den Wolken entgegen.
Nach einem Weilchen verschwand er darin.
„Tja....“sage der Servicemann. „Das wars. Es hat mich sehr gefreut.“ Eine lapprige Hand, schüttelte die meine.
Dann drehte er sich um und ging
Mich hielt auch nichts mehr auf der Aussichtsplattform. Ich wollte wieder zurück nach Würzburg.
Als ich langsam in Richtung Ausgang schritt, hörte ich aus der Ferne monoton ein ständig wiederholendes Quaken.
...Dann ist alles still, ich geh'
Regen durchdringt meine Jacke
Irgendjemand kocht Kaffee
In der Luftaufsichtsbaracke.......
…..Ich wär' gern mitgeflogen.
Summte ich vor mich hin.
….oder auch nicht
…..ach was lassen wir den ollen Reinhard.