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2xhab ich gern gelesen
geschrieben 2020 von Christine Todsen.
Veröffentlicht: 23.04.2020. Rubrik: Unsortiert


Das Engelchen und die heilige Corona

Das Engelchen Evi war noch nicht lange im Himmel. Erst vor ein paar Wochen war es als Coronavirus-Opfer von der Erde gekommen.

Immer wieder musste es über die Frage nachdenken, die einer seiner Leidensgenossen auf der Erde gestellt hatte: „Warum hilft die heilige Corona uns nicht? Sie gilt doch als Schutzpatronin gegen Seuchen!“

Plötzlich durchzuckte das Engelchen ein Geistesblitz. „Ich werde zu Corona gehen und sie selbst fragen! Sie muss doch hier im Himmel irgendwo sein!“

Gedacht, getan. Evi machte sich auf die Suche nach der Heiligen und fand sie schließlich. Sie machte einen mürrischen Eindruck, und als Evi begann: „Warum –", unterbrach sie das Engelchen ungehalten: „Ich weiß schon! Tut mir leid, aber ich kann da nichts machen!“

„Aber du bist doch die Schutzpatronin gegen Seuchen!“

„Nein, bin ich nicht! Das ist ein Missverständnis. Lediglich gegen Viehseuchen werde ich nach einer lokalen Tradition angerufen. Im Übrigen könnte ich gegen dieses Virus schon deshalb nichts ausrichten, weil es denselben Namen trägt wie ich!“

Evi kombinierte blitzschnell: „Und wenn man dem Virus einen anderen Namen gäbe?“

Corona seufzte. So ein hartnäckiges Engelchen hatte sie noch nie erlebt. „Das wird nicht passieren. Menschen sind Gewohnheitstiere. Sie haben das Virus Corona genannt und dabei wird es bleiben.“

„Und wenn du einen anderen Namen annähmest?“

„Auch daran würden die Leute sich nicht gewöhnen. Ich habe ja schon einen zweiten Namen. Corona ist Lateinisch für ‚Kranz, Krone‘, und auf Griechisch heiße ich deswegen Stephana.“

Evi war wie elektrisiert. „Wenn man dich als Stephana anriefe, könntest du dann etwas gegen das Coronavirus tun?“

„Nein. Das ist ein Paradox. Als Corona könnte ich nichts gegen das Virus ausrichten, weil es meinen Namen trägt. Und als Stephana nichts, weil dann keinerlei Verbindung mehr zwischen mir und ihm bestünde. Ich bin ja in Wirklichkeit keine Schutzpatronin gegen Seuchen.“

Als die Heilige sah, wie enttäuscht Evi war, schloss sie mit etwas milderer Stimme: „Versuche lieber, als Engel auf die Menschen einzuwirken, damit sie in der Coronakrise ihren Verstand gebrauchen, Hygieneregeln einhalten, sich und andere schützen. Damit wäre schon eine Menge gewonnen. Viel Erfolg!“

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

Einen Kommentar schreiben

geschrieben von Altmarkwolf am 30.04.2020:

Als gutprotestantischer Pfarrer mit dem Namen Stefan kann ich mich dem Fazit der Geschichte nur anschließen.




geschrieben von Christine Todsen am 30.04.2020:

Danke!

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