Veröffentlicht: 18.03.2020. Rubrik: Grusel und Horror
Die Letzte
Ich bin die Letzte.
Der letzte Mensch, der nach der großen Katastrophe übriggeblieben ist. Eigentlich hätte niemand übrigbleiben sollen. Aber ich bin noch da. Warum, weiß ich nicht.
Alles um mich herum ist wüst und leer. Zum Glück sind wenigstens keine Leichen zu sehen oder zu riechen. Sie sind alle im großen Feuer verbrannt.
Warm ist es noch immer. Ich entledige mich meiner Kleidung. Jetzt gibt es ja niemanden mehr, der sich an meiner Nacktheit stören könnte.
Hinter mir liegen Steine. Die Überreste meines Elternhauses. Ich hatte es bald verlassen wollen, denn schließlich bin ich schon zwanzig.
Es ist eigentlich egal, was ich jetzt tue. Ich entschließe mich, fortzugehen.
Kilometer um Kilometer wandere ich. Seltsamerweise verspüre ich weder Müdigkeit noch Hunger oder Durst. Ich komme in Gegenden, die ich noch nie gesehen habe. Aber überall ist die Erde wüst und leer.
Plötzlich bleibe ich stehen. Ich traue meinen Augen nicht. Dort am Horizont ist etwas Grünes! Wie eine Oase inmitten der Todeswüste!
Wieder setze ich mich in Bewegung. Schneller und schneller steuern meine Füße das Grüne an. Bald sehe ich, dass es Büsche voller Beeren sind. Und Bäume voller Früchte.
Dann endlich bin ich angelangt. Und gleichzeitig meldet sich der Hunger. Gierig greife ich nach Beeren.
„Hallo!“, sagt da eine freundliche männliche Stimme. Ich zucke zusammen. Auch hier lebt noch jemand! Ein Mann! Wie furchtbar, ich bin doch nackt!
Zuerst sehe ich nur sein bärtiges Gesicht. Dann tritt er aus dem Gebüsch hervor. Auch er ist nackt. Merkwürdigerweise beruhigt mich das irgendwie. Die Angst weicht von mir.
„Schön, dass du gekommen bist“, sagt er, so als ob er mich erwartet hätte. Dann fragt er: „Wie heißt du?“
„Eva“, antworte ich.
„Willkommen, Eva! Ich bin Adam.“