Veröffentlicht: 06.03.2020. Rubrik: Lustiges
Die Flurnachbarin
Dem jungen Ehepaar Maik und Sina Winterberg gefiel seine neue Mietwohnung sehr gut. Es gab jedoch einen Wermutstropfen, und das war die Flurnachbarin von gegenüber, Frau Lauer. Der Name der Rentnerin passte zu ihr, denn sie lag ständig auf der Lauer, um ihre Mitmieter zu überwachen und zu schikanieren. Es gab das Gerücht, dass sie sogar einen digitalen Türspion besaß.
Während sie zu Maik immer ausgesucht freundlich war, machte sie Sina das Leben schwer, wo sie nur konnte.
„Ich weiß wirklich nicht, was die Alte gegen mich hat“, klagte Sina ihrem Mann ihr Leid. „Und zu dir ist sie immer nett. Kann es sein, dass sie in dich verknallt ist und mich wegekeln will?“
„Aber Sina, sie ist doch mindestens dreißig Jahre älter als ich!“
„Das braucht kein Hindernis zu sein. Es gibt genug alte Schachteln mit jungen Männern.“ Sina nannte einige prominente Ladies, deren Namen hier verschwiegen werden sollen.
Maik lachte. Dann hatte er einen Geistesblitz…
*
Zwei Wochen später, an einem Montagmorgen, wurde Maik von Frau Lauer im Treppenhaus abgefangen. „Herr Winterberg, Sie waren ja übers Wochenende auf einer Tagung. Es tut mir leid, dass ich es Ihnen sagen muss, aber… Ihre Frau hatte sowohl am Samstag als auch am Sonntag Herrenbesuch!“
„So?“, fragte Maik und machte ein interessiertes Gesicht.
„Ja, leider. Zwei verschiedene Männer! Ich habe sie durch den Türspion fotografiert. Ein Neffe von mir hat mir vor ein paar Monaten so etwas eingebaut und mir auch so ein Smart-Fohne gekauft und erklärt.“ Sie nahm das Smartphone aus ihrer Kitteltasche und zeigte Maik zwei Fotos. „Dieser Kerl kam am Samstag. Und der da am Sonntag. Beide blieben stundenlang. Und Krach haben sie auch gemacht!“
„Hm. Könnten Sie mir die Fotos an mein Handy senden?“
Strahlend erfüllte Frau Lauer ihm den Wunsch. „Sind sie richtig angekommen? Dann wird Ihre Frau ja jetzt Ärger kriegen, nicht?“
„Ärger wird’s geben, ja. Aber nicht für meine Frau. Sondern für Sie!“ Mit grimmigem Lachen steckte Maik sein Handy ein und fuhr dann fort: „Meine Frau hatte am Wochenende Besuch von ihren beiden Brüdern. Sie haben extra gelärmt, damit Sie sie auch ja nicht verpassten. Natürlich wussten wir, was Sie denken würden. Und jetzt gehe ich mit diesen Fotos zu unserem Vermieter und zu meinem Anwalt. Ich würde Ihnen raten, noch heute mit der Suche nach einer neuen Wohnung anzufangen. Wenn Sie nicht so schnell eine finden, haben Sie vielleicht Glück und können ein paar Monate im Knast überbrücken…“