Kurzgeschichten-Stories
Autor
Schreib, wie du willst!
Startseite - Registrieren - Login - Kontakt - Impressum
Menu anzeigenMenu anzeigen
1xhab ich gern gelesen
geschrieben 2020 von riverdays (riverdays).
Veröffentlicht: 23.01.2020. Rubrik: Persönliches


Spät-September Abende

An diesem Abend im späten September, als ich dich das erste Mal sah, war die Sonne bereits fast untergegangen.
Tiefe Schatten zogen sich über den überlaufenen Parkplatz, ganz oben auf dem Hügel, von welchem aus man die ganze Stadt beobachten konnte.
Später, als ich diesen Parkplatz bereits viele Male abgelaufen war, lernte ich, dass er die Grenze zwischen der Stadt und der ländlichen Region markierte.
Denn da hinten, wo die Lichter des Krankenhauses bereits in der Dämmerung funkelten, liegt bereits das Jenseits, die Wildnis, das Unbekannte, zu dem ich bis heute noch nicht vorgedrungen bin, um diesen Schein zu bewahren.
Denn ich mag es, wenn die Dinge so sind.
Aber damals, and diesem Spät-September Abend, da wusste ich davon noch nichts. Da war nur dieser Parkplatz und da habe ich dich das erste Mal gesehen.
Ich saß geschützt auf der Rückbank unseres Kaffeebraunen Autos, dass wie eins von vielen, blau, schwarz, grau, rot, dastand, auf dem Parkplatz am Rande der Stadt, umzingelt von einer Handvoll Läden, die schon drängten, endlich zu schließen.
Du standest ganz am Rande des Parkplatzes in der kleinen Pommes Bude und hast gar nicht bemerkt, dass dich jemand beobachtet.
Es gibt auch viele Dinge, an die man sonst denken muss, an einem lauen Abend im späten September.
An so einem Abend denkt man nämlich vielleicht daran, wie es jetzt wäre, sich noch ein letztes Mal auf ein Bier unten am Fluss zu treffen. Manchmal denkt man auch daran, ob man dem Mädchen schreiben soll, dass man an einem anderen Abend, damals im August kennengelernt hat.
Wenn sich dann der letzte Sonnenstrahl von dem Asphalt verabschiedet hat, dann denkt man auch daran, wie schnell man jetzt in die dunkle Nacht hineinlaufen müsste, um nicht vom Herbst eingeholt zu werden.
Nein, man denkt an so einem Abend nicht, dass da jemand in der Dunkelheit sitzt und jede seiner Bewegungen aufnimmt, als wären alle Sinne zu einem verschmolzen, um eben diesem Zweck zu dienen.
Deine Haare sind dir in die Stirn gefallen, als du den Kopf neigtest, um dich durch die kleine Tür des Standes zu zwängen. Du sahst unzufrieden aus, als würde dir etwas fehlen.
Aber auch als wäre das ganz in Ordnung so. Im August habe ich mich auch manchmal so gefühlt.
Vor dem Pommes-stand saß ein Mädchen auf einem Hocker und zog immer wieder an einer Zigarette, die zwischen den Fingern ihrer linken Hand klebte.
Ich habe dein Lächeln gesehen, als du zu ihr gegangen bist und sie lautlos nach dem Feuerzeug batest, um selbst warmen Rauch in diese kühle Luft im späten September zu blasen.
Euer Gespräch sah aus, wie ein Spiel, dessen Regeln ihr auswendig gelernt hattet.
Ich habe so ein Spiel lange nicht mehr gespielt. Die brennende Sonne im August hat mich müde gemacht.
Ich weiß nicht, woran es lag. War es die verhängnisvolle Zigarette an deinem schmunzelnden Mund, oder das wippende Bein das Mädchens, als sie über deinen Witz lachte.
Vielleicht war es auch der leichte Wind an diesem Abend im späten September, aber ich hatte auf einmal Lust mitzuspielen.
Meinen Kopf in den Nacken zu werfen, nervös an meinem schwarzen Kleid zu zupfen und deine Augen mit meinem Blick nachzufahren.
Macht sie dich glücklich?
Die Sonne war bereits untergegangen und warf lila Wolken am Horizont auf, als meine Eltern aus dem Supermarkt kamen und mit vollbepackten Tüten zum Auto zurückliefen.
Ich sagte kein Wort, als sie die Tür öffneten und wild diskutierend ihre Plätze einnahmen.
An diesem Abend im späten September lag mein Blick immer noch auf dir und auf dem Etwas das in meinem Inneren begann zu tanzen, als wäre der Sommer in dieser Nacht erst angebrochen.
Erst als das Auto sich wieder in Bewegung setzte und ich einen letzten Blick auf dich erhaschte, merkte ich, dass ich lächelte.

counter1xhab ich gern gelesen

Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

Einen Kommentar schreiben

Weitere Kurzgeschichten:

SCHMETTERLINGE
Ein Teil von Leben
Namenlos