Veröffentlicht: 09.01.2020. Rubrik: Fantastisches
DER ZEITENWANDERER
Am Ende der 7ten Ewigkeit betrat der Zeitenwanderer Tempus den Planeten Aridus. Seit Millionen von Lichtjahren bereits in denen er das Universum, dessen Planeten, Sterne und Monde erkundet hatte, freute er sich auf diesen Besuch. Nach all dem vergangenen Stress, stellte er so etwas wie einen Urlaub für ihn dar, bevor Tempus zum ersten Mal seinen Fuß auf eine der unzähligen Sonnen setzen wollte. Aridus war ein unscheinbarer Zwergplanet im 13ten Quadranten, hinter dem Stinkefußnebel, des 17ten Sonnensystems der Altbierstraße.
Gerüchten zufolge stellte er 2 Besonderheiten dar:
1. Es hatte hier noch nie geregnet! 2. Eine Überraschung!
Nun, dass mit dem „Noch nie geregnet“ kannte er bereits von anderen Planeten, dass mit der „Überraschung“ hingegen nicht. Kaum, dass er die furz trockene Oberfläche Aridus' betreten hatte, machte er sich auf die Suche nach ihr. Mühsam stapfte er durch den staubigen Untergrund. Was aber war das? Wie aus dem Nichts tauchte plötzlich eine kleine Hütte mit der Aufschrift REGENSCHIRME vor ihm auf. Tempus lachte. Hier musste es sich offensichtlich um einen Scherz handeln. Ein lautes „Herein“, noch ehe er überhaupt angeklopft hatte, riss ihn aus seinen Gedanken. Tempus ging hinein. Und wahrhaftig, Regenschirme soweit das Auge reichte! Mittendrin ein Ungeist der ihn schelmisch ansah.
„Was darf es sein, der Herr?“, fragte er Tempus, der Spaßeshalber darauf einging.
„Haben sie zufälligerweise auch Regenschirme?“
Der Ungeist lächelte. „Der Herr haben Glück. Gerade sind einige wirklich prächtige Exemplare eingetroffen. Seht euch nur um!“
Tempus tat als hätte er Interesse und schlenderte durch den Raum.
„Was sollen sie denn kosten?“, fragte er amüsiert den Ungeist.
„Der billigste kostet euch 1 Tag eures Lebens, der teuerste 99 Jahre.“
Tempus konnte es egal sein. Schließlich würde er ewig leben. Trotzdem entschied er sich für den billigsten. Irgendwann war ja auch mal Schluss mit lustig.
„Drückt einfach nur den Knopf, und er öffnet sich praktisch von allein“, versicherte ihm noch der Ungeist, ehe Tempus die Hütte verließ.
Kaum aber stand er im Freien, fielen die ersten Tropfen. „Regen? Hier?“ Hilfesuchend sah er sich um. Die Hütte aber war verschwunden. „Der Schirm!“, durchfuhr es ihn. Freudig hielt er ihn hoch und drückte den Knopf. Nichts tat sich! Immer wieder versuchte er es. Vergebens! „Ein paar Tropfen machen ja nichts“, dachte Tempus und drückte weiterhin den Knopf. Der Regen wurde stärker, es bildeten sich erste Pfützen.
Der Wasserpegel stieg.
Er aber versuchte es weiter.
Und der Wasserpegel stieg.
Wie besessen drückte Tempus jetzt diesen Gottverdammten Knopf.
Und der Wasserpegel stieg.
Hatte er da nicht gerade ein leises Klicken gehört?
Und der Wasserpegel stieg.
Langsam spannte sich der Stoff.
Und der Wasserpegel stieg.
Die Kiele bogen sich.
Und der Wasserpegel stieg.
Endlich! Mit einem lauten „Plopp“ öffnete sich der Regenschirm über Tempus' Kopf.
Aber es war zu spät!
Ertrunken, weil ein Regenschirm zu langsam war!
Tausende Jahre später fand man ihn. Wie es bei Zeitenwanderern üblich war, begrub man Tempus auf einem Meteoroiden. Mit dem Regenschirm, das einzige was er bei sich trug, schmückte man sein Grab.
Und so ist bei klarem Himmel noch heute das hell funkelnde Blitzen des Knopfes zu erkennen, wenn der Meteoroid über uns seine Bahnen zieht!
ENDE
PS: Das kommt dabei heraus, wenn man mit den Vorgaben LANGSAM und REGENSCHIRM einen wie auch immer gearteten Text schreiben soll.