Veröffentlicht: 06.01.2020. Rubrik: Menschliches
Beredtes Schweigen
An dem Fenster, aus dem ich schaue, ziehen Wälder, Hügel und Siedlungen mit roten Dächern vorbei. Sie wechseln sich mit leuchtend gelben, rechteckigen Feldern ab. Neben mir im Abteil sitzen in zwei ältere Eheleute. Wir drei sagen kein Wort. Seit sie eingestiegen sind. Dennoch musste ich ihrem Gespräch lauschen:
Sie: kämpft mit ihrer Jacke, möchte sie gerne ausziehen.
Er: greift zur Jacke, hält diese und hilft ihr heraus.
Sie: lächelt ihn an.
Beide setzen sich.
Er: schnappt sich eine Zeitschrift und sucht sein Jacket ab.
Sie: putzt seine Brille und reicht sie ihm.
Er: klopft sich gegen die Stirn und lächelt sie dankbar an.
Sie: holt eine Thermoskanne und zwei Kaffeebecher aus der
Handtasche.
Er: schaut ihr dankbar und liebevoll in die Augen.
Der Zug gleitet leise dahin. Nur ein abgefedertes Rattern ist zu hören. Ich schaue wieder aus dem Fenster und lass meine Gedanken wie die Landschaft hinter dem Fenster vorbeiziehen. Er liest. Sie bleibt beim Kaffee.