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geschrieben von die Juditha.
Veröffentlicht: 05.09.2019. Rubrik: Märchenhaftes


Die Prinzessin auf dem Spiegelberg

In einem fernen Land – nicht in unserer Welt – lebte eine belesene und kräuterkundige Prinzessin. Sie lebte ganz allein auf einem gläsernen Hügel, in einem gläsernen Schloss. Der Hügel war nicht mit Bäumen bewaldet sondern mit Spiegeln. Viele Prinzen und Hofherren versuchten zu ihr zu gelangen, um das Regiment über das Königreich übernehmen zu können oder ihre Geschicklichkeit zu beweisen, denn sie wären die einzigen, die auf diesen glatten Berg hinauf gekommen wären. Doch niemand kam bis zu ihr. Die Spiegel waren verzauberte Bäume. Sie zeigten den Hofhaltenden, was sie sich wünschten zu sein. War es am Anfang noch der Mann, an dessen Seite die Prinzessin ihre Ruhe und Kraft ausstrahlte, verwandelte sich das Bild zunehmend. Entweder zeigte es einen König, der sich rühmte, so viele Untertanen, Kostbarkeiten und Trophäen zu haben, oder es zeigte einen Abenteurer, der seine Zuhörer mit seinen Geschichten fesseln konnte. Wodurch diese bewundernd zu ihm aufsahen. Jeder einzelne blieb vor einem Spiegel irgendwann einfach stehen.
Die Prinzessin hatte wenig Möglichkeiten für Kontakt zur Außenwelt. Sie konnte mit ihrer Schwester, die mit dem König des Nachbarreiches verheiratet war, über einen weiteren verzauberten Spiegel so was wie telefonieren. Wenn sie über ihr Reich sah, sah die vielen Verehrer. Immer wieder hoffte sie, wünschte sie sich, dass es einer bis zu ihr schafft. Aber sie sah nur, merkwürdiges Gebahren der Herren. Einer erzählte imaginären Zuhörern mit weit ausholenden Armen. Ein anderer zog immer wieder aufs Neue sein Schwert gegen einen Spiegel. Ein dritter winkte unsichtbaren Fremden zu oder es zählte ein vierter Steine, als wären sie goldene Taler. Irritiert wandte sie sich ab und ging in ihren Garten aus Hochbeeten, wo sie ihre Kräuter züchtete und pflegte. Dabei erzählte sie ihrer Kapuzinerkresse, was sie eben gesehen hatte.
Dann begab es sich, dass ihre Schwester sie zu sich rief. Der König des Nachbarreiches leidet an einer unbekannten Krankheit und trotz allen Wissens der Hofärzte stand es täglich schlechter um ihn. Sofort war die Prinzessin sehr wachsam. Sie sagte höflich und formvollendet ihre Hilfe zu und ihre Ankunftszeit an. Dann sammelte sie ihre Kräuter zusammen, packte ein paar Tränke ein. Sie überlegte, wie sie vorgehen kann. Runter vom Berg ist ja kein Problem. Aber rauf? Eine Stunde später machte sie sich mit einem Schafsfell und einem Rucksack auf den Weg. Sobald sie vor den Schlossmauern stand, ließ sie das Fell fallen, setzte sich auf die lederne Seite und rodelte hinunter. Sie sauste vorbei an den Verehrern, die kurz aufschauten und inne hielten. Dann setzten sie ihre Bewegungen fort. Unten angekommen überlegte die Prinzessin, wolang sie gehen sollte. Sie erinnerte sich an einen Spaziergang mit ihrer Schwester zu Kinderzeiten. Zunächst geht es durch den Wald, dann die Felder entlang, über die drei königlichen Hügel, dann sollte sie das Schloss schon sehen. Am Ende des Waldes sah sie ein Pferd. Es war ganz verdreckt, es lahmte, sah erschöpft aus. „Wo kommst du denn her? Wieso bist du so zugerichtet und verwahrlost?“ dachte sie flüchtig. Ging aber schnellen Schrittes weiter. Die Bauern auf den Feldern wunderten sich über die Wanderin. Sie sah nicht aus wie eine. Sie erinnerte sie an die Schwester der Königin, aber so eine Dame würde doch nicht zu Fuß reisen. Sie könnte nie ihren gläsernen Palast verlassen.
Im Schloss wurde sie eilends empfangen. Ihre Schwester hatte ganz zerzauste Haare und trug nur einen Morgenrock. Fahrig rannte sie um die Prinzessin herum, auf und ab, fasste sich ans Herz. Die Prinzessin sah ihrer Schwester an, dass sie außer sich vor Sorge um ihren Mann war. Sie hielt ihre Schwester an beiden Schultern fest, zwang sie ihr in die Augen zu schauen und erstmal tief durchzuatmen. Mit dieser Ruhe sollte sie die Symptome aufzählen, wann und wie es angefangen habe. Am Schlafzimmer traf sie auf die Hofärzte und einen Pastor. Zunächst ging sie allein ins Schlafgemach des hochgeschätzten Schwagers und streichte ihm sanft über den linken Arm. An seiner Hand blieb sie hängen und drückte sie fest. Daraufhin sah er sie dankbar an. Vorerst ging sie wieder hinaus und besprach sich mit den Hofärzten, zu welcher Diagnose sie gelangten und was sie bisher unternommen hatten. Bei dem Ergebnis hatte sie auch nicht mehr viel Zuversicht. Aber sie wollte seine letzten Tage so schön wie möglich gestalten. Sie beschloss, dass in diesem Schloss bis zum letzten Tag die Tage gelebt werden. Sie mischte einen Trank, der die Schmerzen linderte und auf seine ganz persönliche Entzündung zugeschnitten war und ordnete ein Picknick im Schlossgarten an. Alle Anwesenden wurden gebeten, sich zurückzuziehen und dafür zu sorgen, dass das Volk für die nächsten Tage nicht aufs Schloss kam.
In den nächsten Tagen picknickten die drei, schauten sich Fotos an, machten Pläne, welche Reisen sie zusammen unternehmen könnten. Aus der beinah unerschöpflichen Bibliothek holte die Prinzessin Bücher zu diesen Orten. Die Königin las sie ihrem Mann vor. Die Prinzessin verabreichte regelmäßig, mehrmals am Tag, Kräuter, die die Entzündung hemmten sowie Kräuter, die den Schmerz linderten. Irgendwann hörte sie den König lachen. An anderen Tagen weinten König und Königin zusammen. Die Prinzessin dachte: „endlich.“ und atmete tief durch.
Die Königin achtete wieder auf ihr Äußeres, hatte ein paar Kilo abgenommen, ihre Haut sah wieder besser aus. Nach einer weiteren Woche konnte der König wieder allein aufstehen. Wenige treue Freunde wurden für Gespräche bei einem Spaziergang durch den Park eingeladen. Als König und Königin ihre Geschäfte wieder aufnehmen konnten, hieß es für die Prinzessin ihrer Rückreise anzutreten. Sie könne doch bleiben, müsse nicht in ihre Einsamkeit zurück. Darauf meinte die Prinzessin: „Dort ist mein Zuhause, nicht hier. Dies (dabei machte sie eine ausholende Geste, die das ganze Schloss und seine Ländereien meinte) sind nicht meine Kreise. In meinem Schloss fühle ich mich oft einsam, ja, aber dort sind meine Kreise, meine Pflanzen und Bücher, alles was mir lieb ist.“ und bestand darauf auch zurück zu wandern. Sie überquerte die Hügel, schritt an den Feldern mit den Bauern vorbei und durchstreifte den Wald. Die Bauern schauten ihr verwundert hinterher.
Am Hügel aus Glas angelangt, holte sie zwei Schafsfelle aus ihrem Rucksack. Auf die lederne Seite klemmte sie Matten mit Widerhaken. Auf allen vieren kroch sie den Hügel empor – auf einem Fell knieend, das hintere nach vorne nehmend – unter den Spiegeln hindurch, an den Verehrern vorbei, bis sie oben angelangt ist. Im Wald war das schlammverdreckte und verletzte Pferd ebenfalls an den Hügel gelangt. Nur von der anderen Seite. Nichts sehend, nichts hörend und doch aufs Äußerste angespannt bewegte es sich den Hügel nach oben. Seine Hufe waren so verwundet, dass es Halt auf dem Glas fand. Kurz nachdem die Prinzessin sich streckte und ihre Knochen sortierte kam es vor dem Schlosshof an. „Oh!“ sagte sie. „Du kommst bis hier hoch? Was ist mit dir nur geschehen?“ Behutsam trat sie auf es zu, suchte den Augenkontakt. Ohne es zu berühren, sagte sie sanft und klar: „Ich habe einen leeren Stall mit frischem Stroh. Es gibt eine Pferdewanne und frische Möhren für dich. Du brauchst mir nur zu folgen.“ Damit drehte sie sich um und schritt voraus. Sie berührte das Pferd nicht, sie sah sich nicht um. Am Stall angekommen, öffnete sie die Tür zum Stall und trat zurück. Das Pferd schritt von sich aus hinein. Nachdem die Prinzessin gebadet, sich hergerichtet und den Garten versorgt hat, ging sie zum Stall. Sie stemmte die Hände in die Hüften, stand breitbeinig da und legte den Kopf schräg. „Wie fange ich es an?“ Mit einer Möhre lockte sie das Pferd zu sich. Das klappte. Sie wollte es über die Stirn streicheln. Das klappte auch. Sie holte den Halfter. Das klappte nicht. Sie brauchte einen anderen Plan. Sie suchte Decken zusammen, kochte einen riesigen Topf Kräutersud. Jeden Morgen und jeden Abend versuchte sie eine wärmende Decke über die Schultern und den Rücken des Pferdes zu legen. So löste sich langsam der Dreck und ein wunderbar braunes Fell kam zum Vorschein, das mal sehr geglänzt haben muss. Langsam fasste das Pferd Vertrauen. Es ließ sich den Halfter anlegen. Es ließ sich die Hufe besohlen. Am Halfter zog es die Prinzessin durch die Pferdewanne. Endlich sah es wieder nach dem edlen und stolzen Ross sein, das es nach seiner Rasse und seinem Verhalten sein müsste.
Sie war so vertieft in die Heilung und Pflege des Pferdes und der Herstellung vom Kräutersud, dass sie nicht bemerkte wie sich die Bauern der umliegenden Königreiche zusammengeschlossen hatten. Jeder brachte ein bis zwei Schubkarren voll Erde mit. Aus nun drei Königreichen waren es sehr viele Bauern und Lehnherren. Sie schafften so viel Erde heran, dass der Glashügel vollständig bedeckt werden konnte. Die Bauern und Städter konnten das Schloss erreichen. Die Prinzessin konnte zu den Feldern, in die Städte gehen.
Eines Tages stand ein feiner Herr am Schlosstor und bat um Einlass. Sie gewährte ihn. Sein Pferd wäre von Wölfen angegriffen worden. Danach käme er nicht mehr an sein Ross heran, meinte er. Ihm wäre zu Ohren gekommen, dass sie sich um sein Pferd gekümmert hätte und trommelte die Bauern zusammen. Die Bauern aus dem Königreich zur anderen Seite waren zutiefst dankbar über die Heilung ihres ehrenwerten Königs. Daher wäre es leicht gewesen, sagte er. Die Bauern aus ihren Reich begrüßten es, dass sie ihre Prinzessin besuchen und um Rat fragen könnten. Sie führte ihn durch den Kräutergarten, zum Stall. Dabei staunte er nicht schlecht bei dem, was er alles sah an selten Kräutern, Blumen und einem traumhaft angelegten und blühenden Garten. Pferd und Reiter begrüßten sich herzlich.
Die Prinzessin hatte einen Kloß im Hals und Tränen in den Augen, sagte aber nichts. Der Fürst sah es und streichelte sanft und ganz zart ihren Arm. Sie konnte nicht anders und berührte seinen Arm auf der anderen Seite, streichelte sanft von der Schulter zum Handgelenk. Die Hände blieben in den jeweils anderen Händen hängen. Sie hielten sich fest. Bildeten einen Kreis. „Bleib.“ bat sie mit leiser, fast brüchiger Stimme. Er schüttelte den Kopf und sagte: „Das geht noch nicht. Aber ich komme wieder.“ Er suchte ihren Blick, verlor sich kurz in ihren Augen und sagte noch einmal mit festem Blick. „Ich komme wieder.“ „okay.“ antwortete sie nur und ließ ihn sein Ross zäumen und wieder vom Hof schreiten. Bis zu seiner Rückkehr würde sie aus dem Schloss ein Therapiezentrum errichten. Die Verehrer, die nun sehr verwirrt aus einem ganz normalen Wald zu ihren Höfen zurückkehrten, sollten ihre ersten Gäste sein. So bekämen sie Zeit, sich von ihrem Wahnsinn zu erholen.

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Susi56 am 14.02.2021:

Wirklich gern gelesen. Ein paar Anmerkungen habe ich trotzdem... 😊 Bitte nochmal ein bisschen überarbeiten. Z. B. Das Wort "streichte" gibt es nicht. Das wäre dann "strich". Auch ist die ganze Geschichte etwas zerfasert. Der rote Faden fehlt mir... Meine Empfehlung : kürzen und straffen, unnötiges konsequent weglassen, wenn es nicht zur Kernaussage gehört. LG




geschrieben von die Juditha am 16.02.2021:

vielen Dank für die Anmerkungen und dass du dir die Zeit dafür genommen hast. Ich werde sie beim nächsten Text beherzigen.

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