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geschrieben von die Juditha.
Veröffentlicht: 04.09.2019. Rubrik: Menschliches


Auf dem Bahnsteig

Dicht gedrängt zwischen verschieden hoher Schultern stand sie an der S-Bahntür. An der nächsten Haltestelle möchte sie aussteigen. Wenn die Bahn pünktlich 17:46 Uhr angekommt, dann kann ich meine Tram 17:49 Uhr erreichen, denkt sie noch, als die Bahn kurz vor dem Bahnhof, auf offener Stelle stehen bleibt. Angekommen treten ihr zunächst mehrere Personen auf die Füße. Sie wird nach hinten gedrängt. Irgendwann kann sie aber aussteigen. Doch die nächste Verbindung mit der Straßenbahn hat sie verpasst. Nun hat sie auf einmal 20 Minuten am Stück Zeit, bevor die nächste Straßenbahn kommt. Auf dem Bahnsteig weiß sie nicht gleich, was sie mit 20 Minuten zusätzlicher Zeit anfangen soll. „Was mache ich damit? Jetzt komme ich zu spät zum Abendessen machen. Die Kinder sollten pünktlich 19:00 Uhr Abendessen auf den Tisch haben. Das geht jetzt nicht mehr.“ Ein älterer Herr rempelt sie von hinten an und schiebt sie nach vorne. Dabei beschwert er sich, warum sie so plötzlich mit auf dem Bahnsteig stehen bleibe. „Passen Sie doch auf! Sehen Sie denn nicht, dass andere Leute es vielleicht eilig haben!?!“. „Genau!“ ruft sie hinterher: „Lernen Sie daraus und achten Sie auf die Leute, die vor Ihnen laufen!“ Dem Herren bleibt kurz der Mund offen stehen. Dann eilt er kopfschüttelnd weiter. Sie entscheidet sich für einen kurzen Spaziergang und läuft die gesamte Bahnhofslänge entlang, schreitet die Bahngleise ab und beobachtet die einfahrenden Züge oder liest die Ziele. Frankfurt am Main. Sollte sie einfach einsteigen und losfahren? Dann hätte sie mehrere Stunden Zeit zum Lesen. Auf dem nächsten Bahnsteig fährt der Zug nach München, der nächste nach Prag. Sie denkt: „Einfach rein und weg fahren? Vielleicht von dort weiter? Bis nach Paris?“ Sie muss leise lächeln. „Oder München entdecken? Prag erkunden?“ Das Lächeln wurde breiter. „Ich war noch nicht einmal in Hamburg, wo der Zug auf diesem Gleis herkommt. Oder auch nur einfach mit der S-Bahn auf dem letzten Bahnsteig bis nach Erfurt – das würde mir gefallen.“ Sie sieht sich durch die Innenstadt bummeln, mit den Kindern ein Eis in der Innenstadt essen oder die Kinder am Brunnen spielen. Dann schaut sie auf die Uhr, dreht sich um und sprintet zu den Straßenbahnenhaltestellen.

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