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2xhab ich gern gelesen
geschrieben von Versalomaniac (Versalomaniac).
Veröffentlicht: 02.07.2022. Rubrik: Nachdenkliches


Wien vs. Duisburg

Wien vs Duisburg

Mit Wien und Duisburg verhält es sich so wie mit Menschen.

Beide Städte habe ich gerade bereisen können und auf den ersten Blick kann Duisburg äußerlich nicht mit Wien mithalten.
Auch die Durchhalteparolen man sei „echt“ kaschieren nur, dass man „unverfälscht“ meint und also keine Möglichkeit hat, etwa mit Wien mitzuhalten.

Schönheit ist trotzdem in beiden Städten, ähnlich wie in Menschen und es ist an einem selbst herauszufinden wo diese Schönheiten liegen oder wie man sie sichtbar machen kann. Hiermit meine ich eine tiefe Schönheit, die auch nicht unbedingt sofort in Wien an die Oberfläche kommt.

Es ist auf den ersten Blick nicht leicht, Duisburg zu mögen.
Unter ästhetischen Gesichtspunkten ist es eigen, gewollt konzeptlos? Man weiß es nicht.
Innerhalb kurzer Zeit sieht man Crackpfeifen rauchende Jugendliche in ammoniak-geschwängerten Parks, trifft auf Horden junger Männer, die im Bus laut Musik hörend und Bier trinkend, maskenlos die Pandemie vergessen.
Sage ich nichts, weil ich feige bin? Ich glaube nicht. Ich sage nichts, weil ich auch jung war und ungetrübt diese ganzen Verfehlungen (abzüglich der Crackpfeife) zelebrieren dürfte. Die heutige Jugend hat es mit Pandemie, Krieg und Inflation wahrlich schwer genug.

Dennoch bin ich lieber in Wien als in Duisburg. Dennoch fühle ich mich bei vermeintlich gebildeten und gepflegten Menschen wohler als in einem Bus voller grölender Hooligans.

Aber ist das nicht mein Problem?

Wenn man wirklich frei und demokratisch ist, dann gibt es da keinerlei Unterschiede. Warum ist Sylt nur für die Haute Volée da und nicht für die Punks? Eine gute Frage, die in diesem 9€-Sommer auch eifrig diskutiert wird.

Bevor sich Leute streiten, sollte es die generelle Verpflichtung geben, dass sich vorher beide Parteien jeweils eine Sache sagen, die sie an der anderen wirklich schön finden oder mögen. Das nähme ganz schön Wind raus.
„Wladimir, ich bewundere deinen mit über 60 noch derart gestählten Körper.“
„Ja, Olaf, und ich bewundere deine unaufgeregte, hanseatische Art. Toll.“

Wer will da noch gern Krieg führen?

Vielleicht sollte ein Vermittlungsausschuss auch nicht erst dann einberufen werden, wenn kein Kompromiss zustande kommt, sondern eben ganz am Anfang. Um Sicherzustellen, dass jede Betroffene und jeder Betroffene seine warme Dusche erhält.

Irgendwo habe ich mal gelesen, dass man im Durchschnitt 5 positive Betätigungen (Lobe) braucht, um eine Kritik aufzuwiegen. Das ist manchmal nicht leicht. Mir fällt auch keine positive Eigenschaft an Bernd (😊) Höcke ein, die ich diesem ehrlich sagen könnte. Ihm fiele aber wahrscheinlich auch nichts Gutes zu mir ein und darin liegt ja gerade das Anspruchsvolle an dieser Aufgabe.

All dies ist natürlich - noch – naives Wunschdenken, in einer Welt, in der sich immer die brutalsten, gewissenlosesten Psychopathen und Arschlöcher durchsetzen.

Aber: Ich bin eben heute von dem Gedanken beseelt, in allen Menschen das Gute zu sehen oder zum Vorschein zu bringen.

Und das verdanke ich Duisburg.

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von AnnieVomAmt am 04.07.2022:

Ich war noch nie in Duisburg. Aber der Gedanke und die Grundstimmung, die du da Duisburg verdankst ist wirklich toll, wenn auch eine Utopie. Ich finde, dass du das sehr schön geschrieben hast.




geschrieben von Christelle am 05.07.2022:

Ich bin im Ruhrgebiet aufgewachsen, wohne aber seit fast 50 Jahren nicht mehr da. Insoweit habe ich keine Probleme, die Schönheit Duisburgs oder anderer Städte dort zu erfassen. Ich mag auch die Menschen und ihre Sprache im Ruhrgebiet. Es gibt einige Kabarettisten (auch verstorbene), die mit dieser Mundart berühmt geworden sind. Deine Gedankengänge gefallen mir sehr, liebe Versalomaniac! Wenn Olaf und Vladimir so rmiteiander reden könnten,wie von dir beschrieben, wäre viel gewonnen.

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