Veröffentlicht: 11.09.2021. Rubrik: Persönliches
Schatten der Liebe
Ihre Haar waren noch nass. Rochen gerade zu betörend nach Kokos. Sie zog ihre neuesten Dessous an. Weinrot. Er mochte die Farbe. Er sagte, dass die Farbe an ihr aussähe wie ein Sonnenuntergang in den Bergen.
Sie schämte sich vor ihm. Sie kannten sich schon lange und spürten trotzdem die Zuneigung und das verlangen nach einander. Zwei verliebte die sich so fremd waren. Er lag schon im Bett. Sie wusste, dass er ungeduldig war. Er hasst es zu warten. Doch sie ließ sich nicht hetzen. Über den Dessous trug sie einen Morgenmantel aus feiner Seide. Die Ränder mit Spitze gesäumt. Es war ein Geschenk von ihm, weil er sie liebte. Der Morgenmantel erfüllte seinen Zweck gut. Er versteckte all das, was man nicht sehen sollte. Ihren Körper, ihr Herz, ihre Weiblichkeit. Doch nicht die Augen. Sie waren wie die Eintrittskarte in die Seele. Lange stand sie vor dem Spiegel im Bad. Die kalten Fliesen schmerzten an ihren Füßen. Er hatte die Fliesen ausgesucht. Er hatte den Spiegel ausgesucht. Es tat ihr so weh sich im Spiegel zu sehen. Sie konnte sich kaum anschauen ohne die Scham in sich hochkriechen zu spüren. Ohne ihn würde sie sich nur noch hässlich vorkommen. Sie schaffte es den Blick abzuwenden. In der Schublade lag ihre Schminke. Sie betonte ihre Augen mit Liedschatten und Wimperntusche. Es waren die Augen einer anderen in die sie jetzt guckte. Nun konnte sie sich auch wieder anschauen. Leise schlich sie aus dem Bad ins Schlafzimmer. Das Licht war schon aus. Es war Absicht. Er wusste wie unwohl sie sich fühlte, wenn das licht an war. Lautlos ließ sie ihren Morgenmantel fallen und legte sich zu ihm ins Bett. Die Bettdecke raschelte als er sich zu ihr umdrehte. Ihre Hand tastete nach seiner. In der Dunkelheit trafen sich ihre Lippen in einer zarten Bewegung. Die wiedererwachte Leidenschaft. Sie fühlte sich wohl und sicher. Das Gefühl sich die Dessous vom Leibe zu reißen beflügelt sie. Ein Gefühl von Freiheit. es war alles perfekt, bis im Schlafzimmer das licht anging !