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3xhab ich gern gelesen
geschrieben 2022 von Maria Dipiazza (Maria di Piazza).
Veröffentlicht: 23.01.2022. Rubrik: Nachdenkliches


Reizüberflutung

Ich wache auf. 7:40 Uhr. Das erste, was ich tue: greife zu meinem Handy. Gehe auf Snapchat. Hat mir jemand etwas geschrieben? Hat jemand an mich gedacht? Nein. Das ist schlecht, dann muss ich was abschicken. Aber nicht jetzt, erst muss ich auf Instagram. Was machen die anderen gerade? Sie hat 50 likes mehr als gestern. Sie sieht perfekt aus. Sie ist blond. Ich nicht. Ich gehe auf mein Account: nur vier likes mehr; vielleicht sollte ich einen öffentlichen Account einrichten, damit ich auch mehr likes habe. Damit man mich sieht und sich denkt: wow, sie ist so hübsch, sie kann so viel, sie ist so interessant. Vielleicht sollte ich aufstehen, aber nein, ich habe gerade eine neue Nachricht auf WhatsApp bekommen. Es ist Luisa. Sie kommt heute nicht, ihr geht es nicht gut. Sie wurde geimpft. Okay, das ist Scheiße. Ich klicke auf ihr Profilbild, es ist neu. Sie hat blaue Augen und eine neue Hose. Jedenfalls kenne ich das Kleidungsstück von ihr noch nicht. Das will ich auch! So eine Hose, ich muss sie haben jetzt! Ich gehe auf Zalando. Hier finde ich Hosen, aber es sind so viele und mir gefallen so viele. Ich will sie alle haben. Das geht, dass ist kein Problem, sie sind nicht so teuer. Jetzt noch schnell die Größe auswählen und auf Bestellen. Klick. Ich habe Größe S. Das Mädchen, dass die Hose trägt, ist dünner als ich. Sehe ich auch dünner aus, wenn ich diese Hose trage? Ich schaue auf die Uhr. 8:10 Uhr. Okay, alles gut, ich muss gerade sowieso nirgend wohin. Immer noch keine neue Nachricht auf Snapchat. Dann schicke ich eben etwas ab. Irgendetwas lustiges. Ein Filter, ich brauche einen Filter. Okay, jetzt habe ich einen. Mit diesem Filter habe ich blaue Augen. Die sehen schöner aus als meine. Ich möchte jetzt etwas mitteilen. Etwas sagen. Nein. Ich singe einfach was, aber was? Ich gehe auf meine Spotify Playlist; hier finde ich Lieder. Hat eins angefangen gehe ich auch schon wieder zum nächsten über. Ich habe eins gefunden. Wieder auf Snapchat zurück und auf aufnehmen, abschicken. Aber nicht länger als 1 Minute. Sonst hört es sich niemand an. Drei Leute haben es schon geöffnet. Zwei neue Chats, toll. Ich will sie öffnen. Nein, nicht öffnen. Du musst beschäftigt wirken und unerreichbar. Interessante Leute öffnen ihre Nachrichten erst später. Mich hat jemand geaddet. Das ist toll, da fühle ich mich gut. Ich schaue auf die Uhr. 9:00. Ich habe Hunger aber auf was, süß? Salzig? Gesund? Wir haben alles da. Brot, Eier, Joghurt, Kirschen, Müsli, Porridge. Ich versuche, in mich hinein zu horchen, was will ich? Ich weiß es nicht, okay, dann nehme ich alles. Ich nehme mein Handy und laufe in die Küche, hole mir von allem, die Auswahl ist zu groß, um sich fest zu legen. Ich gehe auf Netflix, fange drei Serien an. Bin einmal in New York, im Iran und dann in Nepal. Gegessen habe ich zu Ende; nun verfrachte ich mich wieder in mein Zimmer. Meine Mutter kommt!„Möchtest du mit uns spazieren gehen?” „Nein, ich bin zu müde“ antworte ich. Schließlich war ich ja schon in Nepal.

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von ehemaliges Mitglied am 25.01.2022:

Schliesslich war ich ja schon in Nepal, hihi..gern gelesen den Text mit viel Schmunzeln

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