Veröffentlicht: 01.11.2019. Rubrik: Persönliches
Gedanken einer Reise
Je mehr Zeit ich mit meinem Reisepartner verbrachte und je mehr kleine Angewohnheiten man teilte, desto klarer wuchs in mir der Gedanke, dass ich lieber allein unterwegs wäre. Lieber völlig frei, anstatt fast.
Der Spaziergang am Strand machte es mir aufs neue klar. Seine plätschernden Schritte fingen an mich zu stören. Ich wollte das leise rieseln des Sandes, das Meeresrauschen welches langsam näher kam und bald meine Füße umspülte und selbst das Gekicher der spielenden Kinder im Hintergrund ganz alleine entdecken. Nur für mich sein. Die Augen schließen, den Geräuschen ihren Lauf lassen, ohne dass immer wiederkehrende laute Plätschern seiner Schritte im Wasser. Eine leichte Brise wehte und machte die angenehmen 25 Grad noch schöner. Ich drehte mich um und lief rückwärts um meinem von mir geschaffenen Gefängnis zu entkommen.
Die Verpflichtungen, der Anstand, die Sorge ums Geld holen einen immer wieder ein. Wie es wohl sein mag für Reichere ist die Frage, die aufkommt aber unsinnig ist. Sie haben andere Sorgen, wollen den Urlaub vielleicht gar nicht so intensiv spüren wie ich. Der Schwerpunkt und damit die Priorität ist nur bei wenigen auf Ruhe und Gelassenheit gesetzt. Da ist es plötzlich wieder das Plätschern. Es reißt mich aus meinen Gedanken, aus meinen zwei Minuten für mich. Ich drehe mich wieder um und folge ihm. Ich verstehe mit einem Mal all die Alleinreisenden, denen wir unterwegs begegnet sind. Jeder hat ein unterschiedliches Tempo um zu erfassen und anzukommen. Um die Umgebung in mir aufzunehmen brauche ich mehr Zeit allein. Nur für mich. Ich vermute er hat es aufgegeben zu fragen, welche Pläne ich für demnächst habe. Ich lebe in den Tag hinein und sehe am Ende was er gebracht hat. Wie das mit uns zweien weitergeht weiß ich allerdings noch nicht. Ist die Zeit verschwendet, wenn ich weiß, dass ich sie anders nutzen will? Die kleinen Eigenheiten auf die sich jeder freute sie kennenzulernen fangen an mich mehr und mehr zu stören. Ich möchte meine eigenen auch nicht preisgeben. Die Treppe führt mich weg vom Strand und damit entfernt sich auch meine Sehnsucht. Sie bleibt unten im Sand und weht davon, wenn der Wind kommt. Still und doch mit Geräuschen verbunden kullern die Muscheln zurück ins Meer.