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geschrieben 2023 von Waldrauschen (Waldrauschen).
Veröffentlicht: 17.04.2023. Rubrik: Satirisches


Ein Morgen Zwischen Leichtigkeit und der übergriffigen Unverfrorenheit des egomanischen Charakters

Die U-Bahn führt 7:00 Uhr morgens über die Felder, gespickt von kleinen Bauminseln, die aus dem Nebel hervortreten, der so hübsch über der Szene ruht. Die Sonne steht im Dunst und sieht aus wie eine helle Leuchtscheibe hinter Milchglas.

SatirepatzerSatirepatzerDer Geist unserer Protagonistin ist noch ganz beseelt von dieser Szene, als sie ihr Büro betritt. Erstmal lüften, einen Tee kochen. Die Ruhe des Morgens noch in sich festhaltend, hält sie die warme Teetasse in Ihrer Hand und genießt die Aussicht von ihrem Bürostuhl ins Hotel gegenüber. Wer sich da alles so tummelt.
Wie immer gibt es einen bebauchten Mittfünfziger der ebenfalls den Morgen genießt und sich nackt am Gitter seines französischen Balkons lehnt. Seine Morgenkippe genießend lässt er seinen Blick schweifen und erblickt sie, siE, SIE! Kurze Schockstarre, dann ein Zucken, dass den ganzen Körper wie einen elektrischen Schlag durchfährt. Schwupp, ist die Kippe über den Balkon geschnippt und mit einem Hechtsprung ist der Nackte aus dem Fenster verschwunden, vor das nun scheinbar durch Geisterhand (der Nackte steht hinter dem Vorhang) ein Vorhang gezogen wird. Dann erscheint eine Hand, griffelt nach dem Fenstergriff und das bodentiefe Fenster schließt sich.
Erfrischend, denkt sie sich. Diese allmorgendliche Heiterkeit!

Nun gut, unsere Protagonistin wendet sich dem Schreibtisch zu und blickt in das grelle blaue Licht des Bildschirms. Stupide die üblichen Programme öffnend und darüber nachsinnierend wie ein Leben als Drachentöterin wohl wäre, wird sie unterbrochen.

Es klopft NICHT. Mit einem Ruck wird die Türklinke heruntergerissen und die Tür aufgeschmissen. Herein kommt Sas-ki-a. Saskia ist die egozentrische, bio-vegane, feiste Kollegin die ein jeder von uns, verehrte Leserinnen und Leser, los werden will und die ein jeder von uns doch täglich miterleben muss. Wie alle Sas-ki-as, erlebt sich auch diese hier als besonders wohlwollend bedacht mit Schönheit, Feinsinnigkeit und einer speziellen Klugheit, die in den Augen aller Saskias dieser Welt als erstrebenswertes Ideal erachtet wird.

Saskia: „Guten Morgen. Wie geht es dir?“

Sie: „Sehr gut. Danke. Und dir?“

Saskia: „Ganz fabelhaft. Schön, stört es dich wenn ich mir eben einen Kaffee an deiner Maschine mache? Mir sind die Kapseln ausgegangen.“

Sie: „Nein, immer gern. Bedien‘ dich.“

Saskia: (Reißt mit einem Schwung die Schiebetür des Sideboards auf in dem sich entsprechendes Kaffeegeschirr befindet) „Ist dir eigentlich schon mal aufgefallen wie viel Müll sich hier drin befindet?“

Sie: Im Bewusstsein sich in einem Sas-ki-a-Moment zu befinden, was jegliche Antwort erübrigt.

Saskia: „Also, ich räum das hier jetzt mal auf. Ist mir egal von wem dann was weg ist.“

Sie: „Die Sachen sind alle nicht von mir. Die gehören den beiden Kolleginnen die sich momentan in Elternzeit befinden.“

Saskia: „Gib mal den Mülleimer her!“ Holt sich den Mülleimer währenddessen selbst. Ihren feisten Leib bückend und unter dem Stöhnen ihrer zusammengestauchten Lungen mit ihren Armen fuchtelnd und lärmwirksam zur Tat schreitend: „So und so und SO! Das Kommt Hier Jetzt Alles Weg!“.

Der Mülleimer kommt an seine Kapazitätsgrenzen. Darin befindlich nun mehrere Blumentöpfe, ein Billig-Schirm, alte Kulis, eine alte Packung Butterkekse, eine Eiswürfelform und eine Wasser-Britta.
SIE überlegt ob Sie der Saskia Einhalt gebieten sollte. Saskias sind menschgewordene Bulldozer ohne Bremsvorrichtung. Einmal in Schwung gekommen, rollen sie alles platt. Also wendet SIE sich lieber wieder dem blauen Licht des Bildschirms auf ihrem Schreibtisch zu und denkt an den Nackten, am französischen Balkon.

Irgendwann schmeißt die Saskia das Sideboard wieder zu. Man merkt der Saskia an, dass sie einen dieser Momente genießt, in denen das heilige Licht des Wahnsinns auf sie hinab scheint. Im Glanze ihrer guten Tat an diesem Morgen, verlässt sie das Büro.

Zurück bleibt Sie und sinniert darüber nach, wie ein Dasein als Eremit in der Stille wohl wäre. Da gäbe es keine Saskia, aber auch keine Nackten am Balkon. Dann lieber doch noch eine Tasse Tee genießen und den Blick, dann und wann, zum Hotel gerichtet, den Morgen vorbeiziehen lassen…

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