Kurzgeschichten-Stories
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geschrieben 2024 von Deniz Kacan (DenizKacan).
Veröffentlicht: 03.12.2024. Rubrik: Menschliches


Der Hund

Er schritt zum vereinbarten Ort und hätte nie gedacht, dass er sich in den folgenden Wochen und Monaten - statt in der herausfordernden und enthusiastischen Arbeit und Verwirklichung seines Projekts und Geschäftsvorhabens -im Kampf zwischen liberalen, demokratischen Ideen und der hereinbrechenden Ideologie des Rassismus und Faschismus wiederfinden würde.

An diesem Tag sollte er endlich die wichtige Ladenbesichtigung haben und der Grundstein, das Hauptwerk für Besseres in seinem Leben geschaffen werden.

Während des Schreitens blickte er erneut zur Fassade mit den Geschäften und dachte, es wird ein wundervoller Platz sein. Es werden Tage voller Brot sein. Fern der Armut und starken Entbehrungen. Tage des Aufbruchs. Eine bessere, reichere Welt.

Damit wird die hellere Welt kommen, fern des Sorgens und der vielen Schatten...

Er dachte dies, während er über die Straße zur Innenstadt sah und wieder zur Häuserfassade
mit den Läden und weiter unten zu einer Spielhalle und dahinter zu einem heruntergekommenen, scheinbar leeren Verwaltungsgebäude aus der Zeit des Dritten Reichs stammend...
Er hielt sich nicht weiter damit auf.

Endlich sah er auch die mit dem Immobilienbüro besprochene, leere Geschäftsstelle. Endlich. Endlich! Er fühlte sich richtig glücklich. Heute ist ein gutes Wetter mit kühler Sonne. Aber ich bin endlich hier. Gleich ist es 11. Gleich ist es soweit, dachte er. Er fühlte ein schnelleres Blut, Aufregung und Freude.

In etwa 20 Meter Entfernung befand sich die Manufakturstätte. Davor stand noch ein schwach beschriftetes Werbeschild und an einem der Fenster der Schriftzug Tatooladen, unweit vollgestellte Mülltonnen und ein angelehnter Terrassenschirm und dann erblickte er ihn endlich ... Hinter dem Vitrinenfenster am Tresen die Schemen des Maklers... Er war der Hauptansprechpartner des Immobilienbüros Kopitz.

Der Mann hob seinen dicken Ordner auf den rechten Tresen neben einen Lageplan der Ladenfläche und blickte nicht zu ihm.

Nebenan befand sich links ein Blumengeschäft und rechts davon ein Parteibüro der CDU und ein Goldhändler ... Weiter unten erkannte er die leuchtenden Reklamebuchstaben einer Spielhalle und das leere Verwaltungsgebäude aus vergangenen, erloschenen, braunen Tagen.

Aber der Platz hier macht mit den Geschäften, Werbeständern und Olivenbäumen davor schon einen Eindruck der Souveränität, Offenheit und des Erfolgs, redete sich zu. Hier würde er die finanziellen Schwierigkeiten und Sorgen der letzten Jahre hinter sich lassen und besseres erwirtschaften, vieles in seiner Welt einfacher und klarer werden. Hier wird die Manufakturidee aufgehen.
Das wird wohl der Platz sein für die Eintragung beim Gewerbeamt als Unternehmer.

Es war gut hier, dachte er. Trotz des geschlossenen Tattoogeschäftes, die andere Geschäfte liefen sehr gut. Es gab keine Tristesse wie an einem besichtigten Platz in einem heruntergekommenen Viertel nahe dem Fluss am Stadtrand. Kein häßlicher, abweisender Platz. Hier gab es genug Laufkundschaft...
Weiter ums Hauseck herum befand sich auch ein langjähriges Wettengeschäft ...

Er schritt weiter zur Kreuzung. Links verrottete ein ehemaliges Ristorante Roma, welches 30 Jahre lang betrieben worden war und nun vor sich hindarbte, ein Weinfass befand sich noch vor jenem schiefen Haus, dann ging er weiter. Unweit zur Stadt hin sah er eine Statue zum Gedenken der Weltkriegsopfer.
Er überquerte bald die Ampel und schritt auf die Immobilie zu....

Die Verkäuferin des Goldgeschäftes kam kurz hinaus, blickte umher, aber noch ehe er sie grüßen konnte, folgte sie einem Kunden ins Geschäft.

Er passierte einen vom Immobilienbüro beauftragten Elektriker, der gerade die Klingel reparierte und aus einem Karton eine neue Klingel zog und ihn zum Laden durchwinkte.
"Der ist da drinnen. Jaja. Da drinnen."
Durch einen abgedunkelten Flur gelangte er in den Verkaufsraum.
Dann stellten sie einander kurz vor.
Der eine im Auftrag des Unternehmens Kopitz. Er, als mögliche, künftiger Pächter und Besitzer der Manufaktur.

"Der Chef hat Sie vorgezogen. Weswegen weiß ich nicht. Aber die weiteren Besichtigungen gibt es erst später", sagte der Makler, ein etwa 50 jähriger Mann mit hartem Gesicht, einer Brille, hager, einem Apparatetyp gleich und ihn musternd.
"Ich danke Ihnen wirklich sehr., Herr Brühl."
"Jaja, es gab sehr viele Interessenten. Der Inhaber hat es aber auf 7 Interessenten runter gebrochen, das ist derzeit der Stand."

Nach dem Lesen der Internetanzeige hatte er das Maklerbüro Kopitz per Mail angeschrieben und das Konzept der Manufaktur erklärt. Dazu die mit der Werbefirma erstellten Plakate, Flyer im Anhang beigefügt.
Hoffentlich wird es klappen und er mit der Frau und den beiden Kindern in eine größere Wohnung ziehen, vielleicht würden sie auch in den nächsten Jahren ein Haus beziehen und damit ein besseres Leben beginnen fern der Armut, Entbehrungen, zu vielen Sorgen auf der Welt.
"Wie viel betragen die Nebenkosten?"
"Das hatte ich bereits geschrieben."
"450 Euro., ja?"
"Ja "
"Ist der Vertrag befristet ? Wenn ja, bis wann?"
"Unbefristet. "
"Gut."
Bald schritten Sie durch den Verkaufsraum, die Küche, den Trockenlagerraum etc.

"Er hat sie, aus welche Gründen auch immer, nach vorne gezogen."
Der Mann sprach mit kühler Mimik, etwas hartem Gesicht und kalter Stimme. Es passte nicht ganz zum Gesagten, dachte er. Aber er blendete es aus.
Die Worte waren jetzt teils wie Labsal, Segen und Gold für die Seele und Zukunft.

Er freute sich über das Vorankommen.
Es waren genügend Leute unterwegs, die hier vorübergingen und die mit den hungrigen Mägen der Kunden ins Geschäft kämen.
Der Vertreter der Immobilienfirna Kopitz schien am leichten Akzent heraushörend aus Rostock oder einer sächsischen Region kommend. Er blickte aus einem bläßlichen, verhärteten Gesicht, graues Hemd, etwa 50 jährig mit schnell lesenden Augen, die Brille schob er auf die Stirn.
Eine Mischung aus Makler, Verwalter, Apparatetyp.

"Wie sehen die Chancen denn aus?"
Keine Antwort.
"Wie sehen die Chancen für mich aus?", fragte er erneut.
"Der Chef lässt ausrichten", erwiderte er mit kühler Stimme "es sieht sehr gut für sie aus. Das sagt der Chef. Bis zum 29. wird Ihnen das Buro Bescheid geben."
Er freute sich darueber und war glücklich.
Er freute sich beim Hören dieser Worte, ein Rausch aus Segen und Gold.
"Sind Sie Deutscher?", fragte ihn dann der Mann.
"Ich bin hier geboren, gut integriert, liebe dieses Land, die Demokratie und freiheitliche Verfassung der BRD, aber habe noch den türkischen Pass. Vielleicht wird sich das ja noch ändern", erwiderte er lächelnd.
Keine Antwort. Der Mann blickte von ihm dann über die Ladenfläche und bald schritten sie zur Tür und verabschiedeten Sie sich.

Er ging erwa hundert Meter eine Hauptstraße entlang und bog dann in einen Feldweg, gedankenversunken, teils skeptisch wegen dem Auftreten des Maklers, teils glücklich wegen der Worte und möglichen Zusage des Eigentümers.

Sie würden ihm den Laden wohl verpachten. Es würde seiner sein. Es bedeutete einen gesellschaftlichen Aufstieg, mehr Anerkennung statt der Armut und den permanenten finanziellen Schwierigkeiten und Sorgen wegen Geldnöte, endlich der Auszug aus der nur 48 qm kleinen, in einer schwierigen Gegend liegenden Wohnung. Vielleicht könnten sie bald ein Einfamilienhaus mieten, wo sie im Garten Apfelbäume, Kirschbäume und Tomatenbeete anpflanzten und die beiden Kinder auf dem frisch gemähten, grünen, ebenen Rasen Fußball spielten und herumtollten und glücklich waren...

Bis zum 29. Juni wird er mich anrufen und den Terim absprechen zur Vertragsunterzeichnung der circa 120 Quadratmeter großen Ladenfläche.
Die Miete, die Kaution, die Kugelschreibertinte mit ihren Unterschriften und ein besseres Leben wartete...
Der wird sich bald melden. Zukunftsfreude und Erfolg spürte er, aussichtsvoll und glücklich fühlte er sich.

Dann befand er sich einige Hunderte Meter entfernt vom Gebäude.
Wogende, ockerfarbene Felder, Surren von Insekten am Feldrand, Zwitschern und das Hin und Herfliegen von Vögeln, er sah einen Falken über einem Maisfeld kreisen, unweit Krähen, die sich scharrten, vor ihm in Armlänge dunkelrote Mohnblumen im Feldrand, dann wieder schwerer Brennnesselgeruch. Er blickte weiter zu einer Straße, die zur Stadt führte ...
Hier war die vermeintliche Stille und Klarheit, da die Stadt mir ihren guten Chancen und ihren Hunden und ihrer List .. Er blickte über die Felder mit dem erneut herüberwehenden Geruch der Maisfelder und Brennnesseln und der Feuchtigkeit des vor einer Stunde kurz einsetzenden Regens...
Wie würde es weiter gehennin seinem Leben?
Armut und verschlossene Türen? Oder doch eiine neue Chance?
Die Besichtigung klappte, aber der Makler war etwas merkwürdig. Sein Gesicht war hart und unfreundlich, seine Augen sagten etwas anderes als seine Worte. Aber vielleicht bilde ich es mir auch nur ein. Lass ihn bloß kein brauner Hund sein, dachte er. Der Immobilienbesitzer hat ihm ja diese guten Nachrichten ausrichten lassen.
Nach einigen Minuten kehrte er zum Auto zurück...
Er spürte Zweifel, aber war auch glücklich, beides fühlte er in seinem Blut.

In den nächsten Tagen erzählte er von dem möglichen Beziehen der Ladenstätte mit der Manufaktur dem Hausarzt Dr. Hundertwasser, der Nachbarin Frau Pachel, erzählte es beim Eiskaffee dem Eiscafebesitzer, während er zu den Geschäften an der Straße blickte. Auch er würde bald aufsteigen, blickte zu einem Brothaus, zu den fünfstöckigen, teils tristen, teils gelb, grün und blau gestrichenen Wohngebäuden, zum Balkon eines alten Herrenhauses, zum türkischen Übersetzungsbüro, zum Bioladen, zum Bücherladen und einer Anwaltskanzlei, dann weiter zum Özurfa Restaurant aus Mesopotamien, und dann zu einer Bushaltestelle, wo etliche Leute entstiegen und zu den Geschäften strömten.

Er schritt bald über den Conrad Wilhelm Hase Platz und an der Christuskirche und am französischen Konsulat vorbei .. Seine Überlegungen drehten sich um die Einrichtung: Wie viele der Holztische und Stühle im italienischen Stil er kaufen würde... In welcher Farbe sollte der Verkaufsraum, der Flur und die Küche gestrichen werden?
An welcher Stelle sollte ich auf dem Tresen die Espressomaschine aufstellen? Wo die Kaffeemühle und den Spender für den frischen Parmesan? Wohin mit dem kleinen Kaugummidrehautomat für die Kids? Und wo genau zwischen Terrasse und Eingangstür sollen der große, 1 Meter 90 cm hohe Olivenbaum und die beiden Palmen für die Mittelmeeraura?

Bald rührte er Zucker in einem Espresso um, zwischendurch die schweren Glocken am unweiten Kirchturm...
Er trank und genoss die Vorstellung von viel besserem im Leben.

Die Geschäftslage war super und würde der künftige Platz für meinen Laden und die Quelle meines Brotes, Fortschritts und des hehren, besseren Kommenden sein. In einem merkwürdigen Traum in der vorherigen Nacht hatte er sich in einem Laden wiedergefunden, eine Hand an der Kasse und am Tresen, dann war er fortgerissen worden und schweißgebadet aufgewacht. Aber der Makler hatte ihm ja versprochen, bis zum 29. des Monats anzurufen wegen des Vertrags ...

Noch hatte niemand angerufen, aber das würde sich bald ändern, dachte er. In seiner Vorstellung roch er auch jetzt das Brühen des Espressos, vernahm Gästestimmen, die Gerichte aus der Speisekarte "Zur Manufaktur" bestellten.
Der Geruch von gebratenem Speck in Olivenöl und in der Pfanne für die Pasta stieg zu seiner Nase.
Dann hörte er in einem Nebenraum die eingeschaltete Teigmaschine, schmeckte im kurzen Tagtraum die mit Gorgonzola und gebratenen Champignons, Knoblauch und Pfifferlinge angerichtete Penne für einen weiteren Gast. Sah einen der Kellner eine Pizza frisch aus dem Steinofen genommene Büffelmozarella Pizza mit Basilikum und einem Glas Wein zu einem Pärchen am Fenstertisch bringen ...
Später würden sie den hausgemachten New York Cheesecake teilen ...
Endlich käme Geld in die Kasse, wie in die Kasse eines sehr kluges Unternehmers. Er würde mit der Frau und dem Baby und älteren Sohn eine hellere Zuunft haben.

Dann, an einem Vormittag rief ihn der Makler an - doch es war noch nicht der 29. des Monats. Schon am 24. sollte alles festgemacht und unterzeichnet werden?
Überrascht nahm er ab:
"Guten Tag, ich grüße Sie. Es freut mich sehr, dass Sie anrufen..."
"Ja, das sollte ich auf Anordnung des Chefs."
"Es ist mir eine große Freude und Ehre, dass...."
"Ja, ja."
"Wie geht es Ihnen?" Nach kurzem Stocken von drei Sekunden am Telefon: "Sie sind 5 Tage früher als vereinbart dran."
Dann ohne weiterem Zögern:
"Ja, ja etwas früher. Sie sollten wissen, der Immobilienbesitzer Döhring hat sich für jemand anderen mit der Geschäftsidee einer Apotheke entschieden. Eine deutschstämmige Unternehmerin. Nehmen Sie es dem Chef nicht übel. Aber er lässt ihnen ausrichten, es gibt noch eine weitere Immobilie zur Besichtigung, passend zu ihrem Konzept. Er wird sich dann melden."
Bald legte er auf.

Er war im Schock. Es war wie ein Knockout zum Start der zweiten Runde, ein harter Haken eines linken, brutalen, absolut unterschätzten Boxers...

Er taumelte, strauchelte .. Sterne überm Kopf, dann hielt er sich am Bürostuhl fest in der Wohnung und wartete das Vergehen der Sterne ab ..

Wie viele Vorstellungen und Gedanken hatte er sich zum Umbau, zur Farbe der Wänder, zum Tresen und den Holzstühlen im italienischen Design gemacht, nach dem der Makler ihm sagte, er gehöre zu den Favoriten.
Das hatte ihm Mut gemacht. Dieser Spinner und Hund!
Die Absage fühlte er jetzt sehr hart, wie ein Boxer, der seinen Gegner in die Ringecke trieb, mit starken Schlägen zusetzte, und wo sich jener an den Seilen gerade noch hielt und den er vor dem Kollaps wähnte, der dann jedoch noch einen unerwarteten Gegenschlag setzte und ihn sehr hart traf und niederstreckte.
So fühlte er sich, wie ein zuvor euphorischer, siegessicherer, selbstsicherer Kämpfer, der vor Rundenende doch noch alles in Frage stellen musste. Gott, verflucht!
Was für eine braune Ratte!

Dann dachte er irgendwann, es sollte so sein, das war die Ordnung und wohl in seinem Weg geplant. Warum soll es nicht bei der nächsten Immobilie klappen? Aber welche Größe wird die Fläche haben? Ist es ein unbefristeter Vertrag?


Die zweite Besichtigung

Einige Tage später rief ihn der Makler erneut an, er solle fünf Tage später zu einer weiteren, zweiten Immobilienbesichtigung kommen, so hatte es ihm der Büroinhaber Kopitz in Auftrag gegeben.
Dann war es fünf Tage später ...
Er bog in einen Feldweg ab, es waren etwa 700 Meter Luftlinie zum Gebäude.
Er zündete eine Zigarette an.
Der Qualm erhob sich. Er schritt die Hauptstraße entlang mit einem Bestattungsinstitut, einer Tankstelle, einem Einkaufszentrum und gelangte schließlich zur neuen Ladenfläche.

Er sah niemanden, doch sein Telefon klingelte, dreimaliges Klingeln des Telefons... Dann nahm er ab ...

"Leider hat sich der Besitzer bei der gestrigen, abschließenden Auswahl des künftigen Pächters gegen Sie entschieden."
Er verrstand es nicht richtig, meinte er.
"Was haben Sie gesagt?"

"Leider wird es nichts mit dieser Immobilie", wiederholte der Makler mit der kalten und nun freudvollen Stimme. Als spürte er sein Grinsen und seine seltsame Freude durch den Telefonhörer.

"Leider. Aber der Chef meinte, es gebe eine weitere Immobilie in der Adenauerstraße, wo es vielleicht auch für einen Migranten wie Sie klappen könnte."

Er holte gerade aus ihm eine ordentlich zu verpassen und zu antworten, doch da schien die die Stimme und Verbindung ganz wegzubrechen, und als er glaubte, das Telefon aufgelegt zu haben, hörte er weiterhin die Stimme des Maklers, der jemandem, scheinbar im Büro sitzend, etwas zurief:

"Er gibt den Laden auch einem Deutschen. Nicht einem Schwarzkopf oder Juden oder Türken!"

Kurzes Lachen im Büro und am Hörer.
Der Andere legte dann tatsächlich auf.

Unglaublich, unglaublich! Dieses Schwein! Diese verfluchte, braune Ratte! Dieser verfluchte Rassist!

Er rief im Buro an, wollte den Makler und den Chef sprechen, doch beide waren nicht erreichbar, sagte die Sekretärsstimme.
Die Beschwerde über den Vorfall und jenen Makler gab er der Angestellten, Frau Böhm, weiter.
"Diese unverschämte Ratte, eine braune Ratte."
Die Sekretärin schmunzelte, aber versicherte es dem Bürochef weiterzugeben.
Noch mehrmals rief er den Makler an und wollte ihn treffen, damit er ihm eine verpassen könne, doch der andere war nicht mehr erreichbar.
Ich hätte ihm jetzt einen kurzen, harten Schlag aufs Auge gegeben, diesem Nazi! Diesem Hurensohn. Oder eine Kopfnuss, aber er hat sein Handy ausgestellt. Dieser feige Hund!

Bald spuckte er auf den Boden und legte das Telefon - erneut hatte er versucht ihn zu erreichen, ohne weiterem Kommentar und einer Nachricht auf dem Anrufbeantworter - auf. Erneut spie er zu Boden. Als er 20 Minuten später zum Maklerbüro gelangte, klingelte, öffnete niemand die Tür.
Dieser Hurensohn!

Solcehn Leuten dürfen wir das schöne Deutschland nie überlassen.
Schon einmal gab es die braune Tyrannei. Wie viele Batallone, mutige Soldaten kämpften für die Freiheit Europas, die Alliierten landeten in Europa, kampften gegen die Tyrannei der Braunen.

Millionen Tapfere gaben ihr kostbares Leben fur die Freiheit der Welt und im Kampf gegen die Hitler Barberei und den deutschen Faschismus!
Wir wissen darum und werden sie ewig hochhalten und ihren Kampf für das Licht, das Gute, die Demokratie und Menschlichkeit!
Nach einigen Minuten ließ er dann ab und fuhr nach Hause und legte sich etwas hin.

Die Idee des eigenen Geschäftes verfolgte er sehr beharrlich und wollte es Wirklichkeit werden lassen mit dem kleinen, feinen Restaurant.
Doch es gab ein weiteres Engagement für ihn:
In der Woche im deutschen Großhandel tätig, fuhr er an etlichen Wochenenden zu den Infoständen der Demokratieplattform in der Stadt, wo sie sich mit mehreren Leuten für eine bessere Gesellschaft, eine demokratische, fortschrittlichere Ordnung einsetzten. Für den Erhalt der Freiheit und Demokrate statt einer neuen, rassischen Zeitenwende.

Er wirkte bei der Bürgerrechtsbewegung WeactforDemocrarcy mit im Kampf gegen die Demokratiefeinde von Rechts.
Am Samstag würde er auch wieder ein Treffen der Bürgerrechtsbewegung im dritten Stock eines Gebaudes in der Adenauerstraße aufsuchen, später einen Stand auf dem Marktplatz mit aufbauen.
Da dann Infoblätter und Flyer zur Aufklärung austeilen zu den vorhandenen Petitionen zur Gewinnung der vorübergehenden Angestellten, Arbeiter, viel jüngeren Leute für das freiheitliche Grundgesetz.
Mit Chris, Tina, Adem, Zlatan für ein weiterhin europäisches, demokratisches, freiheitliches und in der Welt angesehenes Deutschland kämpfte und sich in der Zivilgesellschaft engagierte.
Auch diese Sache war ihm sehr viel wert und gab ihm Glück, Freude, Standhaftigkeit und einen beruhigenden Blick für die Zukunft.
Sie überließen die Welt nicht den Ratten und Mitläufern. Würde er das Projekt der Selbständigkeit schaffen, dann würde er auch weiterhin diese wichtige Sache für die Freiheit und Menschlichkeit unterstützen, sagte er sich oft.

Beides sollte in seiner Welt einen hohen Wert haben.

Am Stand in der Stadt

Dann war es der folgende Samstag.
Am Vormittag besuchte er die Stadt und suchte gerade ein Cafe für einen Espresso der städtischen Kaffeemanufaktur auf, als er nicht schlecht staunte. Beim Blick über den Marktplatz und die Stände des Fischverkäufers und Käseverkäufers erkannte er den Makler. Er schritt auf einen Stand der CDU zu. Er brauchte sich nicht die Augen zu reiben, aber er war es tatsächlich.
Im nächsten Moment spürte er es schon in seinem Blut: Wut, Zorn, einen Schwall der Verachtung.
"Hätten wir doch bloß wieder einen starken Mann!", hörte er den Mann rufen.
Der Mann stand nahe dem Zelt und Informationsstand der Christdemokraten. Zwei Frauen klärten die Vorübergehenden über die demokratische, altbackene Europapolitik, Migrationspolitik und Wohnungspolitik ihrer Partei auf. Doch dann schrie jener Mann schon lautstark über den Platz:
"Ach, hätten wir doch nur wieder einen starken Mann und endlich eine Remigration und das Vierte Reich! Was hätte man in so einem Staat da wohl mit solchen Vorzeigefrauen und Vorzeigedemokratinnen wie euch gemacht! Bestimmt hättet ihr einen schönen Lageraufenthalt! Ach, was wäre das, ein Viertes Reich!"
Die beiden Parteienvertrerinnen brachen das Gespräch sofort ab. Eine wählte auf ihrem Handy die Polizei, ehe sie sich beide abwanden und über Lautsprecher mit der Polizeidienststelle sprachen, ehe der Mann schnellen Schrittes fort eilte und dann rechts in einer verwinkelten Gasse verschwand, die zum Bahnhof unten in der Stadt führte.

Was erlaubt er sich alles? Wie kann er solche Naziparolen und verbrecherischen Sätze der Rechten rufen ohne einer Festnahme?!
Nach kurzer Zeit schritt er selbst weiter, während er kurz zum Infostand blickte, sich bald eine Zigarette anzündete und weiter durch die Stadt zu einem Firma für Druckangelegenheiten schritt.
Wie kann dieser Mann nichts aus der Unzeit und Barbarei und aus den diabolischen Untaten des Dritten Reiches gelernt haben? Wie kann er die unermesslichen Verbrechen der organisierten Braunen in Treblinka, Bergen Belsen ausblenden?

Gott sei Dank siegten die Alliierten! Gott sei Dank! So etablierte sich die erfolgreiche, demokratische Bundesrepublik. Auch dank der Siege der Alliierten an den Fronten Europas, Stalingrads. Sie eroberten Hamburg, Köln und Paris zurück von der Tyrannei unter enormen Menschenopfern - und befreiten die Lager. Sie befreiten Europa, die Welt, die Menschheit von der faschistischen Geißel.

Also verdammt sei dieser Mann!

Zur Bar

Bald machte er sich weiter auf den Weg zur Druckerei, wo er für die Vermarktung seiner Pasta Bar und Manufaktur die Größe und Produktion einiger Poster und das beabsichtigte Werbeinserat in der städtischen Zeitung besprach.
Später fuhr er dann zum Fluss und zur Bar "West Lounge". Sie befand sich im westlichen Teil der Stadt.

Die Hamelner Bar lag am Fluss. Bald setzte er sich an den Tisch an der Terrasse und orderte bei der blondhaarigen, grünäugigen, niedlichen Kellnerin einen Touch Down Cocktail.

Er blickte in der Bar umher, schwaches Stimmengewirr von den anderen Tischen, kubanische Musik.

Teils fühlte er sich gut wegen der besprochenen Vermarktungsstrategie für das Unternehmen, teils noch immer schlecht.
Das hier wird mir gut tun.
Von hier aus konnte er die Leute in der Bar beobachten und auch gut zum Fluss blicken. Rechts ankerte eine Touristenfähre und gab es manchmal spät kleine Feiern darauf mit viel geleerten Flaschen und einem DJ und tanzenden und koksenden und schnell fickenden Frauen, jetzt war es da noch niemand auf der Fähre.
Auf der anderen Uferseite sah er einige luxuriöse, imposante Häuser der Reichen in einem grünen Berghang angesiedelt, sonst das Wasser und drei Möwen auf einem leeren Boot an dieser Uferseite.
Er beobachtete die Möwen.
Ihre Flügel, Köpfe, das Emporfliegen einer Möwe und wieder Landen einer anderen. Ihnen ging es in dieser kleinen Welt gut, sagte er sich schmunzelnd.
Das Wasser, das Ufer, der Himmel mit der Sonne und den Wolken war ihnen alles.

Nach einer Weile dachte er dann: Gestern gab es einen Regenhimmel, aber ich fühlte dennoch Zukunftsfreude, Euphorie im Blut, das Aussichtsreiche im Herzen und die Hoffnung auf eine Zusage.
Jetzt spürte er ein Gefühl der Niederlage und Wut.
Wie ein Kampfsportler, der auf die Matte gegangen war zum Kämpfen und einen Sieg erwartete - und überraschend und linkisch besiegt wurde.
Wäre der Mann jetzt hier in der Bar, ich würde ihm eine Ohrfeige geben oder ihm die Flasche durchs Gesicht ziehen.
Auf dem Fluss hörte er bald den sich abregnenden Himmel und das Regengekräusel in den Strömungen.
Es regnete dann seh stark. Er hörte die Musik jetzt wieder stärker, roch den starken Zigarettenqualm vom Nachbartisch. Nach einer Weile kam die Kellnerin zurück und trank er vom Touch Down Cocktail.

Wovon sie träumen? Wofür sie kämpfen und arbeiten? Woran sie größer und noch scheitern werden?, sagte er sich, während er ein Pärchen - beide etwa Dreißigjährig - nahe der Bar beobachtete.
Ich habe heute statt der Salbung und Krönung des zuvor Erarbeiteten einen unwirklich, unerwarteten Schlag gekriegt. Das von einem Hund. Wiso hatte der Chef ausrichten lassen, es würde sich für mein Konzept sehr gut eignen und ich stünde ganz vorne auf der Bewerberliste und würde den Laden so gut wie beziehen können.
Er trank grosse Schlucke vom Touchdown.

Doch das Gefühle kam jetzt wieder: Das Innere trocken wie Holz oder steinern.... Es ist schwierig. Wieder tauchten die Vorwürfe empor: Ich hätte es niemandem sagen sollen, gar nicht darüber sprechen sollen. Das bringt einem kein Glück. Behalte es besser für dich bis zur Vertragsunterzeichnung, redete er sich zu. Teile es nicht mit zu vielen Menschen, behalte es für dich, arbeite, kämpfe dafür, dann wird es für dich wahr. Er mochte die Worte, aber spürte die Bitterkeit der letzten Stunden.
Verfluchter Schweinehund! Verfluchter brauner Hund!

Welches Deutschland hat er vor Augen? Die Freiheit und Menschlichkeit, die Gerechtigkeit und Demokratie, die Versöhnung mit der freien Welt und das moderne Grundgesetz in Deutschland wurden hart erkämpft.
Wie viele Menschen starben dafür?
Wie viele Tapfere bei der Befreiung Europas?
Wie viele Unschuldige bei der Befreiung dieser Stadt, Kölns, Berlin's, Roms, der Normandie von der NS Tyrannei?
Die Vision von einem neuen, brüderlichen, freien, demokratischen und friedlichen Europa nach 1945, von einer demokratischen EU - als Antithese zum Faschismus , Rassismus, Gefolgsamkeit, Antisemitismus konnte aufblühen, wurde nicht auf den Schlachtfeldern vernichtet.
Deutschland ist Teil der friedlichen, menschenwürdigen Europas. Wir sind Teil davon und müssen es wertschätzen, denn der Nationalismus bedeutet Hass und Krieg.

Aber lass mich an das Gute und die bessere Zukunft denken. Es gibt noch viele gute, charakterstarke, welltoffene Menschen hierzulande.

Ich muss weitersuchen und darf nicht aufgeben. Ich darf mich der Enttäuschung nicht hingeben und werde weiter auf eine glückliche Annonce hoffen für das richtige Geschäft. Dann wird es sich alles ergeben, so wie es sein soll, dachte er dann.

Aber wiso hat er mir zuerst diesen Mut gemacht und mich dazu gebracht, den anderen zu erzählen, ich hätte bereits den Laden in der Tasche?
Da ist der Lügner, werden die anderen denken.
Sie werden mich als Angeber und Spinner abtun. Ich erzählte ihnen, dass es da klappen würde. Das Maklerbüro hatte sich doch gegen die anderen Mitbewerber entschieden. Ich hätte sie schon ausgebootet und geschlagen.

Es vergingen einige Minuten der Schwere und gefühlten Enttäuschung im Blut. Vielleicht war es dann einfach der schon tief im Blut angelangte Vodka mit dem Apricot Brandy des Touchdowns, dachte er bald etwas schummerig, denn er merkte jetzt nicht mehr so stark.
Er fühlte es jetzt weniger in der Bar.
Jetzt sah er weniger der Peinlichkeit. Das war das Leben. Es würde sich bestimmt woanders eine anderen, glücklicheren Ort für seinen Traum, seine Zukunft, seinen künftiges Brot und Glück finden.
So ein Schweinehund wird ihn nicht von seinen Träumen, seinem Kampf, seinen Anstrengungen, seiner Begeisterung dafür abhalten.
Er rührte den Strohhalm im Touchdown Cocktails, trank den Rest und spürte das veränderte Blut.

Vielleicht werde ich eine gute Annonce in einer Nachbarstadt finden, die alles einfacher macht und es dann ermöglicht mit der Pastabar.

Von dem leeren Boot am Ufer sah er jetzt die aufgestiegenen Möwen und weitere Vögel, die im Wind leicht, majestätisch und leicht wie Profisegler empor flogen, einige Bögen scheinbar mit glücklichen Herzen und mit gekonnter Schnelligkeit über dem Wasser und im Regen flogen, denen all das wohl nichts ausmachte, zwischen Wasser und Himmel segelten, es genossen, ehe er bald die Worte der Kellnerin vernahm. Es war eine hübsche, braunblondhaarige Kellnerin, die ihm schon den Ipanema hinstellte.
Er dankte ihr lächelnd. Sie war niedlich.
Aber dann dachte er an seine Frau, die er liebte, auch nach 5 Jahren, auch wenn sie ein Jahr einmal in getrennten Wohnungen gelebt hatten und wieder zueinander fanden und an die beiden Kinder, wie sie im Leben gemeinsam kämpfen und ihre Herzen glücklich machen wollte.

Später trank er noch zwei Cocktails und einen Energydrink. Dann ließ er sich frittierte Tintenfischringe mit Knoblauch, Zitrone und Brot an den Tisch bringen und einen kleinen gemischten, einfachen Bauernsalat.

Es verging einige Zeit und er verließ die Bar und mit den ersten Sternen der Nacht gelangte er mit einem Taxi zu seiner Wohnung in der Langen Straße.

Die Chance zur Eröffnung des Ladens

Tage später .. Zigfach hatte ihn die Frau ihn vor der Selbstjustiz zu diesem Mann gewarnt, der andere sei eine braune Ratte, es nicht wert. Er würde ihn dann nur vor Gericht bringen und womöglich hinter Gittern bringen...
"Geh zur Polizei! Mach auf der Behörde eine Strafanzeige statt sich provozieren zu lassen und durch so einen Rassisten zu vieles zerstören zu lassen! Mach deine Hände nicht wegen so einer Naziratte schmutzig!"

Bestimmt würde er bald das Gewerbe und Unternehmen anmelden können. Das demokratische Deutschland war stark. Die demokratische Republik nach dem Zweiten Weltkrieg bot fleißigen Menschen viele, hervorragende Chancen und mehr offene als verschlossene Türen sagte sie. Das demokratische Deutschland war auf der Seite der engagierten, strebsamen Menschen und verteidigte die Menschlichkeit und Menschenwürde, nicht die perfiden Faschisten oder braunen Mitläufer, hoffte sie.
Doch auch die Polizeibehörde hatte er nicht aufgesucht ...

Einige Tage später...
Er war gerade dabei eine Zigarette vor einem Cafe am Rand der Stadt anzustecken, als er die Nachricht des Immobilienbesitzers der Immobilienfirma Watzke & Kaya aus der Nachbarstadt auf seinem Handy las, der ihn einlud in den richtigen, perfekten Laden ...


Dann traf er jenen Makler und glaubte nicht an die Sätze aus dem Mund des Fremden...

In 10 Jahren, so der Makler Bremer dann im Gespräch mit einer Zigarette im Mundwinkel, sei dem Büro Watzke & Kaya so etwas nicht passiert!

In jenen Tagen hatte die Corona Epidemie die ganze Welt und auch ihre Stadt boshaft aufgesucht und hatte wegen fehlender Kunden eine namenhafte, etablierte Bäckereifiliale schließen müssen und sei der Pachtvertrag beendet worden. Obwohl ein traditionsreiches Unternehmen, seien durch die Epidemie zu viele Kundinnen und Kunden weggeblieben, sie konnten kaum noch Gewinn erwirtschaften und dann irgendwann auch nicht mehr die Miete zahlen.

Als er es hörte, taten ihm die Inhaber leid. Niemand sollte von so einer Epiedmie gebrochen werden. Aber es war jetzt Teil der Wirklichkeit. Der Laden suchte einen Nachmieter und er hatte schon lange gesucht, diese Chance durfte er nicht von sich weisen, das wäre dumm, kindlich, verantwortungslos für seine Kinder und ihrer aller Zukunft.
So sagte er dem Treffen zu und besprachen sie für jene Ladenfläche sie alles bei einem Kaffee und Wasser im Büro der Immobilienfirma in der Konrad Adeauer Straße.

Die Anzeige zur Ladenfläche in der Mittwochsausgabe des Städtischen Anzeigers der Firma Watzke & Kaya, auf die er sich gemeldet hatte, hatte ihm Glück gebracht.
Schließlich unterschrieb er den Pachtvertrag mit feierlicher Genugtuung und großer Wonne und Vergnügen und Glück im Inneren.
Was für eine merkwürdige Zeit!

Niemand sollte sein Brot wegen dieser Epiedemie verlieren, dachte er, aber die Wirklichkeit schuf diese Szenarien und er wäre dumm und kindlich gewesen, würde er jetzt nicht zusagen.

Dann soll es wohl in diesen schwierigen, gebeutelten Tagen sein.

Damit würde er endlich die Armut hinter sich lassen. Endlich besseres für seine Frau und den jungen und älteren Sohn ermöglichen, keine sehr spät gezahlten oder aufgeschobenen Rechnungen, keine alten Fahrräder für die Kinder, nicht mehr der stete Blick nach den Preisen beim Kauf der Kleidung für die Kinder oder bei einer Einladung für seine Frau in ein gutes Restaurant oder beim Kauf eines Mantels für sich,
eine hellere, einfachere, schönere Welt wartete ...
Wieder spürte er sehr stark die Energie des Möglichen in diesem Land, die Vorstellung, dass es wohl irgendwo in der Stadt oder in einer Stadt der Region den richtigen Platz gebe.
So bezog er schließlich den Laden und strich ihn in den Farben Terrakotta, stellte die frisch angelieferten italienischen Stühle, Barhocker und die Espressomaschine auf dem Holztresen auf, und mochte den herrlichen Geruch des ersten frisch gemahlenen Espressos und der frisch gebackenen Pizza mit der vom Küchenleiter hergestellten Tomatensauce, mit Büffelmozarella, frischem Basilikum und Olivenöl...
Es würde sich schon in dieser Stadt ergeben.
Alles würde sich bestimmt gut entwickeln.
Es war schwierig gewesen, aber er war dankbar, glücklich und mit Vergnügen im Herzen ... Es wird ein wundervolle Platz sein, es werden Tage voller Brot sein, fern der Armut, vielen Sorgen, vielen Entbehrungen ...


Durch diesen Einsatz, diesel Beharrlichkeit, dieses Fordern wird jetzt die hellere Welt kommen ...

Zehn Monate später eröffnete er schließlich die Pasta-und Pizzabar, in einer Nachbarstadt mi 60 000 Einwohnern ...

Es lief sehr gut an, Kunden kamen und orderten Pasta und Wein, Espresso und New York Style Cookies und er war zufrieden mit der Resonanz und den Unternehmenszahlen und alle ließen es sich gut gehen, doch am elften Tag kam es zu einer häßlichen Streitigkeit ...

Plötzlich war der Makler Döring in seinem Laden aufgetaucht.
Hat er sich einfach verirrt oder es sich wirklich getraut?


Kurz darauf hatte er mit ordentlicher Genugtuung dem Kellner den Auftrag gegeben, jenen Schweinehund, der unverschämterweise den Namen auf der Eingangstür ignoriert hatte (hätte er den Namen des Inhabers genauer gelesen auf dem Schriftzug der Fronttür, er hätte sofort gestoppt oder einen Bogen drumherum gemacht oder hätte erst gar nicht wenige Meter davor geparkt), keinen Tisch anzubieten...
"Was glaubst du mit wem du sprichst?", scchrie der Makler dann mit hochrotem Kopf und lief wütend im Geschäft vom Tresen zur Tür und zurück.
. "Bring sofort deinen Chef hierher. Na los!", rief er. Und dann: "So eine Unverschämtheit", schäumte der Mann mit dem wütenden Beamtengesicht. "So eine Unverschämtheit!", schrie er und zappelte mit seinen Händen herum und lief erneut mit drohender, erhobener Hand auf die Mitarbeiter zu.

Der Andere staunte nicht schlecht... Er staunte nicht schlecht, als er den Manufakturinhaber sah, der aus dem hinteren Büro trat und ihn erkannte und kurz erschrak.
Plötzlich wurde er ganz blass, ein weißes, kurz schamvolles Gesicht und im nächsten Moment wieder mit dem Anflug der kühlen Beamtenmime.

"Werft diesen unverschämten Hund raus!", rief der Ladenbesitzer den zwei weiteren, aus dem Lager hergeeilten Mitarbeitern zu.
Und sie warfen ihn prompt raus.

Er hatte es verdient, dieses Schwein, diese Ratte!

Doch dann kehrte er erneut zurück, mit einem Schwall an Beleidigungen, die durch die Räumlichkeiten der Pasta und Pizzabar flogen. Plötzlich griff er er die auf der Terrasse einige Teller mit New Yorker Cheesecake und Espressotassen zusammenräumende Kellnerin an. Man hörte Schreie, das Zerbersten von Tellern!
"Wie kannst du dir das trauen, du Schwein!"
Laute Schreie. Der Andere zog sie an den Haaren, versuchte sie zu ohrfeigen.
Schon lief auch der Besitzer auf ihn zu, packte ihn an den Haaren und zerrte ihn von der Frau.
Dann ohrfeigte ihn der neue Besitzer und gemeinsam drückten sie den Angreifer zu Boden.
"Du unverschämter Hund greifst sie an?!"
Nach zwei Minuten des Ringens und Beleidigens setzten sie den Mann schließlich fest und übergaben ihn bald der Polizei.


"Endlich! Endlich! Diese braune Ratte", sagte sich der Mann in Gedanken, als er sich dann dem Polizieihauptmeister zuwandte, der ihn für weitere Fragen zum Polizeiwagen rief ...
"Endlich! Dieser Hund hatte es selbst provoziert!"

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