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1xhab ich gern gelesen
geschrieben 2024 von Kargut (Kargut).
Veröffentlicht: 03.11.2024. Rubrik: Menschliches


Das Großraumbüro

Ich komme um 7h morgens im Büro an. Noch ist niemand da und ich genieße die Stille.

7.15h – die 1. Kollegin kommt mit hochrotem Kopf an und schildert, detaillierter als es mir lieb ist, die Fahrstrecke von sich zu Hause, bis ins Büro. Von Rasern, Schnarchnasen, Stau und rücksichtslosen Überholmanövern - alles dabei.

7.35h – Kollegin Nummer 2 trifft ein und tiriliert ein übertrieben lautes „Guten Morgen“ in den Raum. Ich hab‘ ja nichts gegen gute Laune, aber nicht um diese Uhrzeit. Wir werden einzeln nach unserem Befinden befragt und jede von uns darf sich anhören, wie gut es ihr geht und wie glücklich sie ist. Zum Glück sind wir erst zu zweit.

Noch während dieser Schilderung betritt Kollegin Nummer 3 das Büro. Ihr Gesicht spricht Bände – wahrscheinlich hat sie sich – so wie jeden Morgen – darüber geärgert, dass sie keinen Parkplatz gefunden hat. Die riesige Firmengarage, die fast leer steht, wird vehement von ihr abgelehnt, denn da müsste sie 10,- € Parkgebühr im Monat bezahlen. Ihre Schimpftirade könnte ich fast synchron mitsprechen – jeden Tag das Gleiche. Aber sie braucht das.

7.45h – jetzt kommt Kollegin Nummer 4 mit Geschichten zu ihren 3 Katzen. Ich glaub, jetzt hol ich mir einen Kaffee.
Als ich zurückkomme, sind auch Kollegin Nummer 5 und 6 bereits eingetroffen. Was sie zu berichten hatten, habe ich verpasst, dafür darf ich mir die Geschichte von Kollegin Nummer 1 ein zweites Mal anhören. Es soll ja jeder wissen, welchem Stress die Arme auf dem Weg zur Arbeit ausgesetzt ist.

Kollegin Nummer 7 macht um 8.25h die Abteilung fast komplett. Sie erzählt von Verspätungen der S-Bahn, unangenehmen Ausdünstungen von anderen Fahrgästen und Fahrkartenkontrolle. Auch das ist nichts Neues.

Um 9h, nachdem jede ihren verbalen Einstand des Tages gegeben hat, wird es ruhiger. Nummer 3 ruft in den Raum: „ Ich geh mal austreten“. „Oh, da komm ich mit“, antworten Nummer 2 und 6. Zu Dritt besuchen sie das Stille Örtchen – das aber während dem Besuch der drei, gar nicht mehr so still ist. Kichernd kommen sie zurück und nehmen an ihrem Schreibtisch Platz.

Nach der Mittagspause folgen Telefonkonferenzen und Besprechungen – alles in demselben Büro. Im Nachbarraum, der nur durch eine Glasscheibe zu unserem abgetrennt ist, sind Geräuschpegel und Kommunikationsbedarf identisch und ich frage mich Tag für Tag, ob der Verantwortliche, für diese Raumgestaltung, jemals in einem Großraumbüro gearbeitet hat und wie er auf die Idee kommt, dass diese für eine effektiveres Arbeiten sorgt.

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