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4xhab ich gern gelesen
geschrieben 2024 von Dirk Reulecke.
Veröffentlicht: 15.07.2024. Rubrik: Satirisches


Flohmarkt der Eitelkeiten

Da steht der Händler und verkauft. Er ist offensichtlich schon sehr alt. Seine Haut ist grau und faltig. Sein Blick wirkt müde. Sein ist Gang steif und vorsichtig. Er wirkt fahrig und scheint immer wieder darüber nachzudenken zu müssen, was er denn eigentlich tun will. Aber er hat eine Aufgabe, die er unbedingt erfüllen will.

SatirepatzerSatirepatzerDie Frau nebenan fordert. Ihr Blick ist stechend, der Mund hat etwas raubtierhaftes, wenn sie ihr Stakkato hält. Ihre Haare sind weiß und kurz. Sie spricht schnell wie ein Maschinengewehr. Sie fordert und fordert immer mehr. Von allem. Kriegerisch erscheint sie fast. Manch einer wendet sich erschrocken ab.

Ein Stück weiter steht ein unscheinbarer Mann und wenn man ihn beobachtet, wundert man sich, dass so viele Leute ihm zu hören. Er spricht langsam und leise. Er scheint jedes Wort abzuwägen, bevor er es ausspricht. Auf Kommentare reagiert er nicht sichtbar und doch scheinen die Leute interessiert an dem was er sagt. Zumindest eine Weile.

Auf einem großen Podium aus Holz steht ein Mann. Auch alt. Groß und schwer und orange. Die Haut ist orange, die Haare sind orange, das Gehirn wahrscheinlich auch. Der Mund scheint immer zu schreien, auch wenn er flüstert. Aber er flüstert nur dann, wenn nicht jeder hören soll, was er eigentlich meint, denn er hat vieles zu verbergen. Er lügt. Mit jedem Wort, mit jeder Geste, mit jedem Blick. Selbst wenn das Publikum die Lügen erkennt, lügt er weiter. Verdreht Tatsachen und verkauft Halbwahrheiten als Fakten. Sein Publikum jubelt ihm zu. Ganz egal, was er tut oder was er sagt.

Etwas weiter weg läuft ein großer, hagerer Mann auf und ab. Hier hin und da hin. So als ob er seinen Weg und sein Ziel noch suchen würde. Er redet wortgewaltig über dies und das. Was er alles ändern wird und besser machen will. Was der unscheinbare Mann von nebenan alles falsch oder gar nicht macht.

Das Pärchen unter einem Baum inmitten von vielen Blumen zeigt den Besuchern eine bessere Welt. Eine Welt mit sauberer Luft, mit sauberen Meeren. Auf selbst gemalten Bildern. Eine Welt, wie sie sein sollte. Und es gibt den Zuhörern Anweisungen, was sie künftig zu unterlassen haben, wenn diese bessere Welt eines Tages Wirklichkeit werden soll.

Sie alle verkaufen hier auf dem Flohmarkt der Eitelkeiten ihre Ideen. Die einen, weil sie daran selbst glauben. Die Anderen, weil sie die Macht dazu haben, ihre Ideen umzusetzen. Und mindestens einer, weil er sein überdimensionales Ego füttern muss.

Übrigens: Der Begriff „Flohmarkt“ leitet sich aus der Vermutung ab, das Kleider und Stoffe vom Flohmarkt bereits gebraucht und von Flöhen befallen sind. Das, was auf dem Flohmarkt der Eitelkeiten angeboten wird, ist auch nicht neu und manch einem wird ein Floh ins Ohr gesetzt.

Ähnlichkeiten mit existierenden Personen sind natürlich beabsichtigt.

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Gari Helwer am 17.07.2024:

Herrlich, Dirk! Ich denke, ich habe sie alle erkannt. Prima Umsetzung des Themas und danke für die Erklärung des Begriffes "Flohmarkt" - hatte ich noch gar nicht drüber nachgedacht! LG




geschrieben von Bad Letters am 18.07.2024:

Ich ahne mehr als ich weiß Dirk, aber das ist doch auch schon etwas. Gut gebracht!

MfG
Bad Letters


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