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geschrieben 2024 von Endzeit Rockers (Endzeit Rockers).
Veröffentlicht: 16.06.2024. Rubrik: Grusel und Horror


Dem stillen Beisein des Meeres

Im Link, Hörspiel, findet ihr einen passenden Klang.

Dem stillen Beisein des Meeres

Oft genug, wurde Ich in aller Achtsamkeit gewarnt, von Vater.

,,Sohn, wir sollten die Fische aus den Meeren meiden, also lasse von ab. Auf dem Meer liegt ein Unheil, dessen wir uns nicht im entferntesten im klaren sind.,,

Und so war es auch.

Man stelle sich vor, an einem großen Apfelbaum zu rütteln und es vielen statt saftig rote Äpfel, nur dürres, fauliges Fallobst hinunter und mit großer Not, dem knurren im Bauch und dem zerrüttetem Trugbild, eines wankenden Delirium Wahnsinnigen, würde nun doch noch ein Apfel dort daher liegen, den es für sich selbst, oder seiner Nächsten, zu speisen lohnte. So kostbar wahren selbst diese einfachen Gedanken.

Doch, egal wie oft und wie lange man seine Geduld in die Länge ziehen würde. Entgegen allem Anschein, das, Leben und Tod, stets getrennte Wege gingen, so war dem doch so, es biss an und doch war es bereits tot. Nun ich weiß auch, Vater wollte es nicht und Mutter ja auch und ja, es war unachtsam, oder gar töricht. Vielleicht war ich zu Jung, vielleicht aber gerade deswegen. So ging ich dennoch, gegen aller Vernunft und gleich dem bessern Wissens, bei sehr früher Stunde schon los und verließ das Haus mit einem leisen Poltern über die Stufen und dem Knarren der unsrigen Türen.

Die Gedanken überkamen mich. Viele, hier aus der Umgebung, kamen beim Versuch nicht wieder und man erzählte es sich dann, oder hörte davon, im Angesicht bleicher, oder von knalligen rot gezeichneter Haut, so voller Scham und dem trauerndem Beisein seiner Selbst und dem daher rinnen von Tränen, die stets herabsinken würden, auf dem immer nassem Erdboden. Wären all die vergossenen Tränen, nahrhafte Setzlinge und würden ebenso Keimen, so würde es an Nahrung kaum mehr mangeln. Es war somit schon begründet. Doch der Hunger ebenso. Habe oft und lange genug überlegt. War ich doch selbst voller Gedanken und dem bedenken und dem daran scheitern, was wohl ist und was wohl passieren zu vermag und was, ist, wenn.

Das quietschen der eisernen Beschläge meiner Pedale, gab mir einen steten Rhythmus vor und mein Herzschlag folge dem gleich auf. Nicht mehr weit war es. War der Weg über das Ackerland jedes mal doch so mühsam. Im Angesicht konnte man schon das rauschen der Wellen hören und den Geruch vom steten Salz darin. Die Ernte viel dieses Jahr zu Haus, schlecht aus. So wie auch schon die Jahre zuvor. Die Menschen hungern, nicht nur bei uns Daheim. Die Hoffnung stirbt, allen voran stehen wir auf wankenden Beinen und es wurde immer schlechter. Die Wälder gaben nichts mehr her und die Strafen waren drakonisch, wenn man sich doch dort hinein begab. Doch das Meer. Da schienen Fluch und Segen zu genüge getan. Man überließ es uns, weil es Denen nichts mehr brachte.

,,Das Meer gehört nun den Toten.,,

Wahren Worte voller Mahnung, voller Tadel, voller Wahrheit. Sprach diese eindringliche Stimme, im Widerhall in seinem Kopf. Bei weiteren Überlegungen, war er nicht mehr sicher wem sie gehörte. Denn praktisch Jeder, der älter war als er selbst, warnte davor, sich dem Meer zu nähern. Geschweige denn, darauf hinaus zu fahren. Denn wer dem Meeres rauschen folgte, begab sich auf Ufern, die auf Meter hohen Knochen gebaut wurden.

Stille last, folgt dem der Müssig ist.

An Ort und Stelle, hier an der Bucht, dem hölzernen Beschlag, der nicht weit genug auf das Meer hinaus reichen wollte, da biss auch nach langer Sicht nichts an. Nur stille. Mit dem daher stolzieren am Ufer, in alle Wegesrichtungen, da fand ich schließlich das kleine feine Boot. Morsch, aber gerade noch fahrtüchtig. Alt und voller Moos, so klitschig und abweisend wie die Welt die uns umgab. Das kalt graue Wetter voller Nimmerfroh passte zum Boot selbst, dessen Kinder sich dem eigenen Dasein dieser Welt bedienen zu versuchten. Das schier endlose Regenwasser, perlte indes an der gummierten Oberfläche seines eigens zusammengeflickten Regenmantels herab.

Das Wetter war wie es ist, immer gleich und kaum zu unterscheiden von all den Tagen und Jahren davor. So fuhr ich. Doch meiner eigenen Widerwillen zumute, den andauernden bedenken, nur soweit, das die mir ebenso all zu vertraute Stelle, am Rande des Mauerwerks, an dem ich sonnst nur all zu Oft, so viele Stunden lang, mein ..., ich finde kein Wort dafür, …, nun denn. Ich versuchte es. Jetzt. Immer an der Bucht entlang, mit der Strömung von dannen und in die noch greifbare Ferne hinaus rückte.

Das Boot rumorte, knarrte ganz ähnlich der Türen zu Haus vor sich hin, die Beschläge jaulten und das alte, allem Anschein nach, faulig morsche Holz der Paddel, tauchte ein und wieder aus. Wenn die Strömung zu stark wird, wird es womöglich unmöglich, für meine dünnen ausgedünnten Arme, jemals wieder das Ufer zurück zu erreichen.

Als die Angelschnur ihren Lauf vernahm, surrte sie durch seinen gekonnten Wurfarm, immer in Richtung gezielten Untergang und tauchte in eine verborgene Schwärze hinein, die jenseits von gut und böse, dort ihres gleichen suchte. Bis dahin war der Wellengang kaum spürbar. Mild, fast schon angenehm, wenn man es gewohnt war und nicht gänzlich dem Landleben verfallen war, konnte man dem ab, ohne der Übelkeit einher zu gehen. Ruhig war es. Aber auch trist. Der sanfte eindringliche Nieselregen plätscherte mit steter Gewissheit vor sich hin. Zog seine Kreise auf dem Wasser. Setzte im Boot zu steten Rinnsalen an und verebbte zu kleinen Pfützen. Doch da wo sich etwas hätte tun sollen, tat sich nichts. So vergingen wieder Stunden.

Sein starrer Blick, zeigte nur noch die ausgeblichene Lebendigkeit eines abgemagerten Erscheinungsbildes, das einem jungen Kind glich, das auf dem Weg war, irgendwie erwachsen zu werden und in Anbetracht seiner noch so lebendigen Gedanken, heute würde auf den toten Meeren etwas anbeißen, das er mit nach Hause bringen konnte und dessen es Wert gewesen wäre, gegessen zu werden, schien diese Welt doch wieder und wieder, alles daran zu tun, ihm und was ihm ebenfalls lieb und teuer war, daran zu hindern.

Seine Finger wurden steif, sein Rücken klagte, seine Haut war rissig und fror, sein Magen krampfte. Vielleicht war es die Verzweiflung, dem angleichenden Gefühl etwas tun zu müssen, als sei es ihm aufgetragen wurden und wenn er es nicht erfülle, würde es unangenehme Konsequenzen mit sich führen. Doch war es doch genau anders herum. Und dennoch beschloss ich die Stelle, an dem das Boot seid geraumer Zeit zum Stillstand kam, zu verlassen und womöglich doch noch etwas weiter hinaus zu fahren. Mit blick auf das Festland, konnte man bei Dämmerung schon jetzt kaum noch die Bucht sehen und einzig der immer leuchtende alte Leuchtturm, würde ihm verhelfen, seinen Weg auch zurück zu finden.

,,Nur noch ein bisschen. Nicht zu weit.,,

Mahnte er sich.

Gedanken überkamen ihn, im Anblick auf den Turm, der Licht in die Dunkelheit gab, wer wohl die Leuchtkraft dessen, da hoch oben, immer am laufen hallten würde. Noch nie habe er gehört, welche Persönlichkeit, dort in diesem Turm sein Tagwerk vollzog.

Kaum umklammerte er die nassen Ruder, wurde es kühler und der Wind zog an. Hätte er Mast und Segel, käme er jetzt gut voran. Doch die Kleidung war nass, die Unterkühlung nicht unweit, die Kälte ein stetig umklammernd toxischer Freund.

Wie von sinnen überkam es ihm. Würde die Seifenblase in seinem Kopf zum platzen gebracht, so würde ein lautes knallen zu vernehmen sein. Wie aus einem Traum, nein, einer Irrfahrt.

,,Was hast du dir dabei gedacht?.,,

Mit beiden Händen packte er fest das Ruder zu seiner rechten, um eine stetige abrupte Wendung seine Bootes hinzubekommen.
Mann kann die Toten hören, wie sie am Totenbett, über ihres gleichen, ihre endlos langen Gebete sprechen.

Als ich in die Tiefen hinein viel. Eine schmerzhafte Kälte die ihres gleichen suchte. Mein Kopf schmerzte höllisch und womöglich war es mein Blut das da vor meinen Augen empor stieg. Ganz entgegengesetzt dem Anschein von am Ende des Tunnels, dem Lichte entgegen, so entfernte ich mich stetig von dem was wir als Tag definierten. Tauchte ab, in ein schwarz, das mir selbst die tief schwärzesten Nächte in meinem Leben nie zu bescheren vermochten. Das bleierne Gewicht einer falschen Seele krallte an mir, hinterließ offene Wunden und schon jetzt keimenden Eiter. Der Schmerz durchzog meinen gesamten Körper und der Aufschrei muss die Nachbarn geweckt haben. Doch hier, waren wir, allein unter den Toten. Was auch immer dort war, zog so stark wie die Pferde den Karren und egal wie sehr ich mich abmühte, dem zu entkommen, packte, krallte, riss es nur noch fester. Himmel Herrgott, hysterisch, bettelnd, flehend, strampelnd. Abermals ganz weit weg von Geschichten, die es später wert waren, auch erzählt zu werden.

Wenn es soweit ist, weiß man wer man ist, sobald es einem selbst betrifft.

Zu dunkel war es um ihn herum, um noch etwas zu sehen und im kurzen Augenblick selbst, war es ihm auch gleich.

Die Klinge, die immer scharf sein sollte, waren einst Worte seines Vaters und recht sollte er behalten. So durchfuhr sie etwas das darauf abzielte, ihn für immer mit in etwas hinab zu ziehen, das er niemals in voller Gänze verstehen würde können. Mit einem wuchtigen Stoß, durchsetze er etwas, dessen knochiger garstiger Griff abließ und mitsamt dem boshaften Gewicht, das Ihn mit aller Macht nach unten ziehen wollte.

,,Bitte.,,

So aufrichtig man nur im Anbetracht des eigenen Todes sein konnte, flehte er zu sich selbst. Möge es nicht noch einmal nach ihm, ………, greifen. Was auch immer das da unten war.

Sein Boot hatte es ohne ihn noch nicht weit geschafft und trotz dem Wetter das sich stetig verschlechterte, den Wellen die im Akkord ihren Tagwerk folgten, konnte es mit einer kräftigen Schwimmtechnik erreicht werden. Seine nassen Kleider, allen voran sein Regenmantel hingen schwer auf seinem Leibe und dessen er sein ganzes Gewicht zum Einsatz brachte, als er auf den Boden des Rumpfes viel. Der Schrecken saß immer noch und so wollte, nein durfte er nun keine Zeit mehr verschwenden, um sich womöglich noch einmal zu vergewissern was da war und setzte voran.

Die Dorfbewohner sollten ihren Aberglauben der Gewissheit gleich setzen, das sie wussten wovon sie da sprachen und ein Unheil auf den Meeren lag, dessen wir uns nicht im entferntesten ausmahlen konnten, was da wirklich lauern würde.

Schwer war die Fahrt zurück. Mit Sicherheit muss es doppelt so lange gedauert haben, als die herfahrt selbst. Immer wieder wurde er durch steten Wellengang, zurück auf das weite Meer getrieben. Und jedes mal, wenn ihn eben dieser Wellengang packte, überkam ihm das Gefühl, von steten Schüttelfrost, das ihn Etwas, oder ein Jemand, über die Schultern hinweg zu packen bekam. Und so umklammerte er sich selbst, an eine Erscheinung der steten wärme, gar nicht so unweit von ihm entfernt. Sein Blick, stets darauf gerichtet, seine dürren Gesichtszüge, über alle Maßen froh, das es diesen, wunderbaren Leuchtturm gab.

Erschöpft, prustend und hustend, entkam er dem hölzernen Kasten, dessen Anblick ihm nun mehr denn je, dem eines Sarges gleich kam. Es war seltsam, womöglich war es reine Funktion seiner selbst, die Dinge so zu tun wie er es tat, aus Gründen warum man es tat. Hat man etwas, geht man damit entsprechend um, um lange und oft genug davon etwas zu haben und verstaut es ebenso wieder dahin, wo man es her hatte, oder wo man es bei Gebrauch wieder finden konnte, sobald man es wieder bedarf. Mann kann es nie Wissen, auch wenn man es nun besser Wissen sollte.

Als seine Augen, das kleine Ruderboot, gleich da unter dem alten Eichbaum verließen, sah es tatsächlich auf dem letzten Anblick so aus, wie um mindestens Hundert Jahre gealtert. Und so war es doch wohl dennoch, das eindringlichste, was jemals mein Gemüt von heute an immer wieder erblickte, dieser Strahl des Leuchtturmes, da an der Mündung, dieser einsamen und beklagenden Bucht.

Zuweilen.

Beim steten ein und wieder ausatmen der Gewässer, offenbarten diese bei jedem brüskieren und Atemstoß, einen weiteren toten Fisch und etwas das zu einem Teil, einer Menschlichen Hand und zu weiterem Teilen einem abgetrennten Finger glich. Es würde nicht lange dauern, bis all das wieder mit sich gezogen würde. Denn, den manchmal uns offen gelegten Geheimnissen, dieser Welt, die uns doch immer allumfassend umgaben, oblag eine Art ausgeglichener Wimpernschlag, bis sie wieder verschwanden. Bis es womöglich einfach vom Sand, der letztlich alles, ebenso wie das salzige Wasser, die Toten selbst, unter sich begrub.

Ungeachtet dessen.

Der Weg mit dem Fahrrad zurück nach Haus, glich einer Schwelle, die man nicht beschreiben wird können, selbst wenn einem alle Worte dieser Welt zur Verfügung stünden.

,,Wo hast du dich heute herumgetrieben? Jungchen, du schaust aus, als hättest du den Leibhaftigen persönlich gesehen.,, Du bist klatschnass. … Warst du doch nicht am Meer?,,

Noch bevor ich antworten konnte.

,,Doch, … heut ist es nicht Wichtig.,,

Er war immer so hölzern. So umarmte Vater mich und war froh das ich wieder zu Hause war. Sein Gesicht war müde und besorgt. So wie meins auch. Wir glichen uns, von Tag zu Tag und von einem auf den anderen immer mehr.

,,Iss etwas.,,

Sagte Er.

,,Auch wenn nicht viel da ist, iss es alles auf.,,

Er lächelte dabei.

,,Nimm kein Blatt vor den Mund, wenngleich schreibe es nieder und erledige was es zu tun gilt gleich morgen. Wasche dich und geh zu Bett. Erzähle mir was du erlebt hast, wenn es beliebt, dann aber in aller Ausführlichkeit und sobald dir danach ist.,,

Unachtsam des Tenors dessen, dem seines eigenen Gemütes, das immer im Konflikt mit sich selbst stand, wusste ich welche Aufgaben mir gestellt wurden und welche es noch zu erledigen galt. Ich tat es zuteilen noch heute und viel zu ungemein später Stunt, so fühlte ich dem Tode nah, unendlich erschöpft zu Bett.

Der Schlaf wird tiefer sein, als das Meer die Toten selbst begraben wird können und so wahrhaftig, wie ich nun hier liege, war ich lebendig und mein Herz schlug in meiner Brust, wie noch nie zuvor.

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von HanaLores am 16.06.2024:
Kommentar gern gelesen.
Wow, fantastisch! Sehr gerne gelesen. Liebe Grüße
Hana




geschrieben von Endzeit Rockers am 16.06.2024:

Ok, danke Hana :)
Beste Grüße auch dir.




geschrieben von Honeybee am 25.07.2024:
Kommentar gern gelesen.
Unglaublich! Das ist mit eine der besten Kurzgeschichten die ich jemals gelesen habe.
Mach weiter so
Lg




geschrieben von Endzeit Rockers am 27.07.2024:

Grüße Honigbiene :)

Vielen dank für die Blumen.


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