Veröffentlicht: 05.05.2024. Rubrik: Satirisches
Fungi
Gestern waren wir in den Pilzen. Maipilze! Die Zeit war ran und zuvor hatte es hinreichend geregnet also sollten doch eigentlich…
Ich blieb mit Hund, der selbstverständlich an der Leine war, auf dem Weg und die Gattin tauchte an einer unserer Pilzstrecke in den dunklen Forst.
Das Jagen bleibt geheim denn sonst könnte ja jeder kommen und Maipilze schädeln bis zum Platzen oder dem rechtzeitigen Eintreffen eines Notarztes. Zudem gibt es ja noch den Datenschutz und dem fühlen wir uns verpflichtet.
Wie auch immer, sie fand. Für ein Mittagessen reicht es heute auf jeden Fall. Merkwürdig ruhig verhielt sie sich beim Finden. Keine spitzen Begeisterungsschreie, gar nichts. Als ich laut anfragte ob sie denn was hätte, hieß es nur „Pssst, ich sage es euch nachher“ Also hielt ich die Gusche, der Hund bellte nicht und selbst auf den nahegelegenen Feldern machten die Jungs von der Agrargenossenschaft wohl ein Schläfchen denn man hörte keinerlei Geräusche von den Feldern herübertönen.
Endlich kam Gattin aus dem Wald und präsentierte mir stolz ihr Mobiltelefon. Sie hat ein modernes, mit dem man auch fotografieren wenn nicht sogar telefonieren kann. Sie hatte ein Rehkitz abgelichtet welches von der Mutter wohl an einer, vermeintlich, sicheren Stelle zurückgelassen wurde während das erwachsene Reh auf Nahrungssuche war. Jedes laute Gerufe hätte das Junge verschrecken können. Meine, mir Angetraute, hat es auch nicht angefasst (gestreichelt), damit dieses Junge nicht nach Mensch roch und möglicherweise von seiner Mutter nicht mehr angenommen worden wäre. Also ich hatte in meiner, schon viele Jahre währenden Pilzsammlerlaufbahn noch nie ein derartiges Erlebnis.
Ich wünsche dem kleinen Reh alles Gute und vor allem ein langes Leben. Die Hoffnung ist, dass kein gefräßiges Untier seine Zähne in es schlagen kann oder aber irgendein dümmlicher Jäger es abschießt um es im Nachgang ebenfalls zu fressen.
(ORF)