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geschrieben von francois.
Veröffentlicht: 01.03.2019. Rubrik: Unsortiert


TRAUMVEREDLER

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Träumen? Besser träumen? Den Traumverbesserer jetzt in meiner heutigen Wochengeschichte kennen lernen:

DER TRAUMVEREDLER

AFFINAGE DE RÊVE‘ lese ich das, mit Goldbuchstaben veredelte und mit Silbergirlanden verzierte, Schild am alten Haus hinter dem belebten Marktplatz der kleinen provenzalischen Stadt, in der ich herrliche Tage verbringe. ‚Affinage de rêve,‘ meine Sprachkenntnisse sind zu bescheiden als dass ich den Sinn hinter diesen Worten erfassen oder gar erahnen kann. Mein Wörterbuch das ich stets über dem Herzen trage, wo wäre eine bessere Stelle es mit sich zu führen, für diese so mit Liebe getränkte Sprache, krame ich hervor. Die Worte sind arg klein geschrieben und meine fortschreitende Weitsichtigkeit, ich bin zu eitel eine Brille zu tragen, stellt mich vor beinahe unlösbare Probleme, doch ich kann entziffern dass ‚Affinage‘ Veredelung und ‚Rêve‘ Traum bedeutet. Traumveredelung?
Was soll der Unsinn!
Traumveredelung!
Wer kann denn einen Traum veredeln.
Und was ist an einem Traum zu veredeln?
Jeder Traum ist doch so wie er ist.
Edel.
Oder albig.
Oder ein Nichts.
An das man sich morgens nicht mehr erinnern kann.
Wer soll da seine Veredelungskünste anwenden können.

Doch das Schild lässt mich nicht mehr in Ruhe. Zwar unternehme ich vorerst nichts, doch jedes Mal beim Gang zum Bäcker, mit seinen im Mund zerschmelzenden Croissants, sehe ich erneut dieses Affinage Schild und es bringt sekundengenau, nach der Registrierung durch meine Augen, mein Hirn in Wallung, ja, jeden Tag mehr zum Kochen, bis es, als sei der Inhalt siedende Milch, überschäumt und in meinem Inneren beginnt für große Unordnung zu sorgen. Das Schild ist wie ein altertümliches Foto auf der Platte meiner Erinnerung eingebrannt. Nicht mehr löschbar. Es beschäftigt mich. Immer mehr. Was geschieht wohl in diesem Haus? Meine Fantasie beginnt Bocksprünge zu vollziehen, galoppiert munter auf Traumwiesen, zuerst um zu äsen, dann aber sich die fürchterlichsten, Angst erregenden Vorstellungen in grellsten Farben auf die Wiesen zu malen. Werden in diesem Haus Hirnzellen seziert, um diese zur Vernunft zu bringen, Traumversorgung, Traumglättung, Traumumkrempelung, Traumveredelung durchzuführen? Oder ist Traumfilterung der richtige und entscheidende Begriff? Das Herauslösen aller negativen Partikel, um den Träumenden von Alpträumen zu befreien? Oder gar das Gegenteil? Werden dort in menschliche Gehirne Traumimplantate entsetzlicher Natur eingepflanzt, bezahlt von Feinden dieser Menschen, ein Traumverbrechen das täglich dort geschieht, die Opfer ein falsches Leben träumen lässt. Also eine Traumfabrik in der traumhafte Welten auf und ausgebaut werden, um zu schrecken. Stammt von dieser Affinage des Traums, die in diesem Haus betrieben wird, das Wort Trauma? Hirntrauma? Schreckliche Gedanken quälen mich. Ich sehe vor dem inneren Auge wie Hirne auf Hirne aufgepfropft werden, wie ich es bei meinen Rosen jeweils betreibe. Sehe wie diese sich wehrlos zur Wehr setzen, um zukünftigen Alpträumen zu entgehen. Jedoch zur Veredelung gezwungen werden.

Meine Vorstellungskraft bringt mich so weit, dass ich einen großen Bogen um das Haus mache, Umwege unternehme. Unsinnige Verlängerungen meiner Einkaufswege. Ich kenne mich nicht mehr. Ein ausgewachsener Mann, der sich vor einem Schild fürchtet! Sich seine wohlverdienten Ferien von seiner, wie ein Vulkan ausbrechenden Fantasie, verderben lässt. Ich beschließe mich nicht meinem Schicksal zu ergeben und die Last des Ungewissen mir in meinen bald wieder beginnenden Alltag aufzuladen. Ich muss das Haus betreten. Diesen Entschluss fasse ich, zittere aber dabei bald darauf am ganzen Körper, über den so mutigen, oder gar fahrlässigen Entschluss. Zwinge mich den Weg zu diesem Affinagehaus unter die Füße zu nehmen. Trete einfach, ohne zu klingeln ein. Eine große Halle öffnet sich meinen Blicken. Menschenleer. Es riecht nach Desinfektion. Meine Nackenhaare sträuben sich. Mein Hirn sendet Rückzugsbefehle an die Beine. An die Füße. Doch mein Wille besiegt den Impuls. Ich schreite würdevoll voran. Erreiche einen Tisch, an dem eine Beamtin sitzt. „Bitte tragen Sie sich hier ein, und nicht vergessen, alle Träume abgeben. Nicht schummeln bitte. Das hätte sonst böse Folgen.“
Ich befolge, um das Geheimnis das mich so belastet zu ergründen, die Aufforderung. Bemerke darauf wie alle Träume von mir, als seien es welke, farbige Herbstblätter, abfallen. Ich jetzt im Erwachsenenalter angelangt bin, in dem die Träume in der Wirklichkeit versickern. Oder habe ich all das nur geträumt?

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von IDee am 20.06.2019:

Super, hab ich gern gelesen. Mir gefällt vor allem das Traumimplantat. Da geht auch mir die Phantasie durch... Beste Grüße IDee

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