Veröffentlicht: 26.04.2024. Rubrik: Unsortiert
LÖWENZAHN
Gelbe Wiesen! Glückliches blühendes Blumen-Volk? Was es damit auf sich hat zu erfahren in meiner neuesten Wochengeschichte (weitere gratis+werbefrei zu beziehen auf meiner Homepage francois-loeb com) :
LÖWENZAHN
Was für ein Leben. Was für ein Kampf. Von allen bekämpft. Weshalb? Ist es unsere gelbe Farbe? Erinnert es die Unblumen an ihr verfehltes Dasein? Ausgestochen werden wir. Gar spezielle Geräte entstehen gegen uns. Unverständlich ist das. Unsere frische Farbe sollte doch Augensterne erfreuen. Ein echtes Frühjahrseinläuten präsentieren wir. Und doch rücken Brigaden von Hobbygärtnern gegen uns aus. Gar die Gartenprofis haben es auf uns abgesehen. Selbst chemische Stoffe werden eingesetzt. Obwohl wir die Sehrezeptoren der Betrachter schonen. Kaum ist der Mittags-Zenit überschritten, verstecken wir unsere Farben, auf die wir so stolz sind, im Klettverschluss unserer Blüten. Wie nur soll unser Leiden beendet werden? Darüber habe ich als Königin der Löwenzähninnen für heute eine Konferenz auf der Weide einberufen. Alle männlichen, weiblichen und sächlichen Pflanzen unseres Geschlechts sind dazu eingeladen.
Als ich mein Zepter dreimal schwinge, ist augenblicklich Sterbens-Ruhe eingekehrt. Ruhe, die ich nicht wünsche. Im Gegenteil, ich fordere alle auf, ihre Vorschläge einzubringen. Sie den Bienen mitzugeben, damit sie mir rasch und unbürokratisch per Luftpost überbracht werden.
Gespannt warte ich auf die Postbotinnen, die rasch eintrudeln, mir zahllose Vorschläge unterbreiten. Einig sind sich alle Botschaften, die Ungerechtigkeit sei augenblicklich zu unterbinden. Die uns ausrotten Wollenden in ihre Schranken zu weisen. Doch praktikable Vorschläge fehlen vollkommen. Jammerjaden in Hülle und Fülle. So muss ich den eigenen Intellekt bemühen. Der rät mir, mich an das Orakel von Delphi zuwenden. Ich hätte doch auch einmal einen sonnigen Urlaub verdient. Solle mir diesen einfach nehmen. Oder durch einer meiner Abkömmlinge, die sich so zäh für die Fortpflanzung einzusetzen wissen, nehmen lassen. Dabei könnte ich ruhig mein Volk dem Ausstechen überlassen. Ohne den Wahrspruch des Orakels sei nichts gegen die unblumige Situation zu erreichen.
Mein Volk verlassen? Nein, kommt nicht infrage. Aber die Frage stellen. Diese Chance zu nutzen, muss gewagt werden. So beauftrage ich einen meiner fliegenden Samen, sich im Fahrgestell eines Fluggerätes unserer Mörder zu verstecken. Nicht den Flug zu verwechseln. Griechische Buchstaben zu entziffern und sich nach dem Land der frühen Geschichte aufzumachen. Das Orakel befragen.
Tatsächlich, nach wenigen Tagen erhalte ich die Botschaft. Natürlich verschlüsselt:
„Weshalb und warum wir nicht in die Haut unserer Beute schlüpfen sollten. Statt Löwenzahn uns ab sofort ZEBRAZAHN nennen. Uns mit blauem Blut vollsaugen sollen. Abstammend von den Königen der Steppe sei dies ein logischer Schritt.“
Unmittelbar befehle ich dies. Was gleich umgesetzt wird.
Nicht gerechnet habe ich mit der Evolution. Denn die neue Pflanzenart DAS LÖWENGEBISS verdrängt den ZEBRAZAHN durch Karies, der Leiden und Schmerz verursacht. Uns ratlos zurücklässt.
Lernen kann ich und mein Volk daraus, dass einzig Wandel Bestand hat im Leben ... und wir das Orakel von Delphi erneut befragen sollen...
Und als Bonus ein weiterer DREISATZROMAN aus meiner Feder:
Z E B R A L Ö W E
Das Zebra träumt
Nur einen einzig Tag
Zu sein in seinem Sein
Ein Löwe mit golden Mähne.
Mit Augen so scharf
Damit entdecken
In der unendlich
Steppe Zebras
Extra lecker.
Doch aus der Traum
Rennt Zebra auf der ewig
Flucht erneut um sein Leben.
Herzlichst
François Loeb
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