Veröffentlicht: 01.04.2024. Rubrik: Satirisches
Willkommen in Absurdistan
Eine Satire
Willkommen in einer Welt, in der die Gesellschaft im Cannabisrausch schwelgt. Willkommen in einem Land, das von Euphorie geprägt ist.
Das Glücksempfinden der Bürger von Absurdistan hat sich verschlechtert. Mit Platz 24 im Katalog der glücklichsten Menschen ist ein vorläufiger Tiefpunkt erreicht. Die Regierung steuert nun konsequent gegen. Sie beschloss, dass das Kiffen nicht nur legal ist, sondern auch staatlich gefördert wird. Die Bürger werden ermutigt, sich in örtlichen Vereinen zu organisieren, um dort einen gemeinsamen Vollrausch zu erleben. Das erhöht das Glücksempfinden.
Um den Erfolg recht bald herbeizuführen, dürfen die Bürger auch zu Hause kiffen. Anbaugemeinschaften sorgen dafür, dass genügend Cannabis auf dem Markt angeboten wird. Der Eigenanbau von 3 Pflanzen pro Person, einschließlich der Großmutter im Pflegeheim, ist gewünscht und wird in den Medien thematisiert.
„Der Schwarzmarkt wird verschwinden“, doziert der Gesundheitsminister im Bundestag. „Die Jugend muss sorgsam an das Kiffen herangeführt werden“, argumentiert er oberlehrerhaft. Deshalb fordern die Junglehrer seiner Clique auch 60.000 Euro Startgeld für jeden 18-Jährigen. Nur so kann ein sorgenfreier Start in die Abhängigkeit gelingen. Die Jugendlichen müssen sich von ihrer Kindheit und dem antiquierten Schulsystem erholen. Dazu der Unterricht in maroden Schulen. Das hinterlässt bleibende Schäden in der Psyche. Da kann es nur sinnvoll sein, die Jugend gleich in das Land der Träume zu entlassen.
Die Arbeitswelt von Absurdistan ändert sich ebenfalls. Statt Kaffeepausen gibt es jetzt Graspausen. In rauchgeschwängerten Aufenthaltsräumen philosophieren Mitarbeiter mit verklärten Augen über das Universum oder sie bewundern mit entspannten Grinsen das lustige Muster im Teppich.
Die Strafverfolgungsbehörden haben ihre Arbeit eingestellt. Die einzigen Vergehen, die noch in den Polizeiberichten auftauchen, sind: „Vergessen, wo man sein Auto geparkt hat“.
Selbst die Werbung kommt ohne Cannabis nicht aus. Ob Marihuana-Muffins oder Haschisch-Haarshampoo; es gibt keinen Bereich des öffentlichen Lebens, der nicht von der grünen Welle erfasst ist.
Trotz des allgemeinen Glücksempfindens im Grasrausch gibt es auch dunkle Seiten. Die Produktivität der Gesellschaft sinkt rapide. Menschen hängen ihren Träumen nach, anstatt ihre Pflichten zu erfüllen. Auch die Wirtschaft leidet unter dem Mangel motivierter Fachkräfte. Aufgrund gehäufter Kiffer-Unfälle explodieren die Gesundheitskosten.
Das Kiffen mag herrlich sein und das Glücksempfinden der Kiffer kurzfristig steigen. Doch ist dieses Glücksempfinden auf Dauer weder für die Gesundheit der Kiffer noch für den Zusammenhalt der Gesellschaft ein Segen.
(Inspiriert durch Beiträge von Cannabis-Konsumenten, veröffentlicht in der „Sächsischen Zeitung“ vom 23. März 2024)