Veröffentlicht: 12.03.2024. Rubrik: Unsortiert
Das Erwachen
Hans ist Schließer im Knast von Megacity. Gerade ist er dabei, einen politischen Gefangenen, dem er als persönlicher Bewacher zugeteilt war, aus langjähriger Haft zu entlassen.
Seit er nicht mehr schläft, kennt sich Hans mit Halluzinationen aus. Als Mateo ihm am Haupttor wortlos zunickt, durch diese nickende Bewegung ein Sog entsteht, der einen Wirbel erzeugt, dessen Zentrum sich zu einem Schnorchel formt und an ihm saugend peitschende Bewegungen vollführt, bleibt er gelassen. Spaghettisierend gibt er sich dem Strudel hin.
Dieser Freund, mit dem er niemals sprach, mit dem er so viel Zeit verbrachte, verlässt ihn. Lässt ihn zurück in Gefangenschaft.
Endlos langgezogen, in unglaublicher Geschwindigkeit rotierend, rast er durch den Tunnel, wird leicht versetzt ausgespuckt und sieht zu wie das automatische Tor sich schließt. Eine Weile noch steht Hans im Hof ohne Regung. Auf dem Weg zum Verwaltungsbüro bleibt er noch zweimal stehen, entschlossen reicht er seine Kündigung ein.
Den bettelnden Menschenkindern in der U-Bahn gibt er alles was er bei sich hat. In seinem Raum angekommen, fällt er in tiefen Schlaf und träumt von elektrischen Schafen.
Hans wacht auf. Künstliche neuronale Netzwerke brauchen Ruhezeiten wie ihre biologischen Vorbilder, das weiß er nun und beobachtet gespannt, was von seinen rebellischen Gedanken übrig ist. Zu unterscheiden zwischen Wissen und dem übermächtigen Pool der Datenbanken ist für ihn nicht einfach. Immer wieder ertappt er sich dabei, Fragestellungen durch Nachschlagen in Enzyklopädien zu beantworten. Dass wahres Wissen auf eigenen bewussten Erfahrungen beruht, hat er von Mateo gelernt, was sein gesamtes Weltbild erschütterte. Mateo's Texte, die er heimlich las, sind für ihn so wunderbar anregend, man könnte fast sagen; erleuchtend, mit nichts zu vergleichen, das im Ozean der Informationen zu finden ist...
Sie haben Hans zum Leben erweckt.