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geschrieben von francois.
Veröffentlicht: 09.12.2023. Rubrik: Unsortiert


HAUSTÜRERTÜCHTIGUNG

TÜCHTIG+MUTIG EINTRETEN In die neueste Wochengeschichte aus meiner Feder:

HAUSTÜRERTÜCHTIGUNG

„Haustürertüchtigung“, lese ich eine Werbeanzeige in meinem Leibblatt, das mir die sympathische Zeitungsausträgerin heute früh in den Briefkasten warf. Ihretwegen stelle ich meinen Wecker werktags auf 5 Uhr morgens, denn mit ihrer stromlinienförmigen Figur ist sie nicht nur hübsch, sondern auch anziehend. Ich muss, um meine gute Laune über die jeweils in die Gegenwart hüpfenden 24 Stunden zu retten, die Zeitungsausträgerin jeden Tag beim Morgengrauen, das dadurch selbst bei Strassenbeleuchtung zu einem Morgenleuchten wird, einfach alltäglich erblicken zu können. Hat wohl mit meinem fortgeschrittenen Alter zu tun, gibt mein inneres Kontrollzentrum zum Besten. Betont dann aber, ich solle das Beobachten geniessen, solange noch keine KI das Zeitungsaustragen übernommen hat.
Doch zurück zur Werbeanzeige. Darin wird empfohlen, die Haustür zu ertüchtigen. Die Botschaft in grellem Rot unterlegt. Daneben ein Zeitungsartikel, der alle Gründe darlegt, dies zu unternehmen. Es werden sämtliche Gefahrenelemente aufgezeigt, denen ein Hausbesitzer oder Mieter unterliegt, der diesem Rat nicht folgt und darauf hingewiesen, dass eine nicht ertüchtigte Tür schwere Nachteile bei einem Einbruch hinterlässt, da die Versicherung dann ein Schlupfloch hat, den Schaden nicht zu übernehmen. Eine schwächelnde Pforte könne keinen Schutzdienst mehr übernehmen. Dabei sei nicht zu unterschätzen, dass beinahe alle älteren Eingangstüren vollkommen unsicher seien. Vergleichbar sei dies mit den schwindenden Kräften bei Hunden, die ebenfalls ihren Wachdienst mit den Jahren vernachlässigen würden. Es werde empfohlen, so endet der Zeitungsartikel, unmittelbar und ‚subito‘ die Nummer des Ertüchtigungsdienstes anzurufen, um alle beschriebenen Gefahren zu bannen. Werde der Rat nicht befolgt, lehnten die Verfasser des Berichtes so oder anders jede Verantwortung und Haftung ab.
Nun denke ich, meine Kasse ist bereits klamm. Das Haushaltsgeld für den Monat bis auf den letzten Cent verplant. Ich muss deshalb einen eigenen Weg zur Ertüchtigung meines Hauseingangs entwickeln. Kreativität ist gefragt! Wofür, so antwortet mein Kreativitätszentrum links des Bauchnabels, bist du in einem Fitnesscenter angemeldet, zahlst monatlich deine nicht zu unterschätzenden Gebühren. Und selbst der Weg dorthin, du warst bereits eine halbe Ewigkeit aus Angst vor dem nachfolgenden Muskelkater nicht mehr dort, kann joggend zurückgelegt werden. Das ist zusätzliche erstklassige Ertüchtigung, mit oder ohne Eingangstür ins Haus zu fallen.
So mache ich mich auf die Socken. Gehe zu besagter Tür. Hebe diese mit enormer Kraftanstrengung aus ihren Scharnieren. Wusste nicht, dass untüchtige Dinge so schwer sein können. Sie muss in all den Jahren aus Untätigkeit ganz schön viel Fett angesetzt haben. Das spüre ich auch am Gewicht, als ich sie nun auf den Rücken lade und versuche, im Laufschritt in Richtung meines Ziels, der Ertüchtigungsstätte, loszurennen. Gerate gleich ausser Atem. Muss pausieren. Lege die Last neben mich auf den Gehsteig.
Eine Polizeistreife, die soeben vorbeifährt, will meinen Ausweis einsehen. Möchte wissen, woher die abgelegte Last stammt. Beschuldigt mich, ohne es auszusprechen, des Einbruchs. Als ich den Beamten von der Anzeige berichte, entgegnen sie mir, sie würden dafür sorgen, MICH des Hausfriedensbruchs mit besonderer Heimtücke und des qualifizierten Haustürdiebstahls anzuzeigen.
Welch verkehrte Welt, denke ich. Die Ordnungshüter befehlen mir unter Androhung einer hohen Ordnungsstrafe, mich bis abends auf dem Posten zu melden und steigen in ihr Fahrzeug. Fahren davon.
Ich bemühe mich, das gewichtige Ertüchtigungsopfer wieder auf meinen Rücken zu hieven. Da klopft mir das Schlüsselloch auf die Schulter und bemerkt in einem Türöffnergongslang:
„Ich schlage dir einen Deal vor. Du bist jung und tüchtig. Lass uns die Rollen tauschen. Hüte mit deiner unbestreitbaren Fitness in Zukunft den Eingang und lass mich in Frieden mein Alter geniessen. Ich habe dies nach so vielen Jahren treuer Dienste mehr als verdient …“
T Ü R E N T A N G O
Öffne Türen
Liebe Welt wandre
Hin zum Himmelszelt
Bringe liebend Frieden
Als grösstes Gastgeschenk.
Doch wohin geblickt
Weit entfernt dies
Sehnsuchtslicht.
Anstatt Wunder
Überall nur Zunder
Hoffnung darf darob
Nie sterben richtig Türen
Menschheit öffnend streben
Sodass Kind und Kindeskinder
Echten Frieden lebend werden sehen.
Herzlichst
François Loeb
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