Veröffentlicht: 10.11.2023. Rubrik: Menschliches
Gestern war der 9. November!
Nicht nur der Fall der Mauer zwischen Ost und West jährte. 1938 war auch die sogenannte „Reichskristallnacht“. Man ermordete unschuldige Menschen, nur weil sie vielleicht jüdischen Glaubens waren, auf offener Straße, verschleppte Überlebende in Konzentrationslager. vergaste sie dort oder brachte sie anderweitig um.
Mein Opa war dazumal politischer Häftling im KZ. Zuerst in Sachsenburg dann in Sachsenhausen. Als er von russischen und polnischen Truppen befreit wurde, kehrte er in seine Heimatstadt zurück. Die war damals oder wurde bald darauf sowjetisch besetzte Zone. Mein Großvater war sicherlich "prädestiniert" für den Job den die Besatzer ihm anboten. Er sollte Polizeichef werden, von Stalins Gnaden. Schließlich war er im KZ gewesen, eine „wichtige“ Voraussetzung. Als sich mein Opa weigerte Menschen die am Verhungern waren z.B. die, vielleicht gestoppelten Kartoffeln abzunehmen, in seiner Funktion als Polizist, war es das AUS mit dem Postenangebot und seinen Status als VVN (Verfolgter des Naziregimes) hat man ihm auch sofort aberkannt!
Mir persönlich ging es 1989 wesentlich besser. Ich habe den Fall der Mauer am Fernsehen miterlebt (hatte Schichtdienst als Wärmedispatcher der Stadt Erfurt) und war zuerst fassungslos als die Massen über den Jackpoint Charlie in den Westen strömten und nicht ein Schuss fiel! Da war ich noch überzeugt dass man den verantwortlichen Grenzkommandeur sofort degradieren und einsperren, wenn nicht sogar an die Wand stellen und standrechtlich erschießen würde. Ja, die Deutschen verstehen was von Tradition! Ich bin überzeugt davon, wenn bei den Russen nicht Gorbatschow am Ruder gewesen wäre, hätte man uns sofort mit Panzern und anderem Schießzeug „brüderliche“ Hilfe geleistet und das Ganze hätte sehr blutig ausgehen können. Ich habe es nie bereut dass dies nicht passiert ist.
(ORF)
