Kurzgeschichten-Stories
Autor
Schreib, wie du willst!
Startseite - Registrieren - Login - Kontakt - Impressum
Menu anzeigenMenu anzeigen
hab ich gern gelesen
geschrieben 2019 von kurt eichhorn (kurt eichhorn).
Veröffentlicht: 01.01.2019. Rubrik: Unsortiert


zur freiheit verurteilt

zur freiheit verurteilt

Als kleiner Junge freute ich micht immer, wenn ich weg konnte, zu den Grosseltern oder zu Erholung. Ich heulte, wenn ich zurueck musste. Nicht dass mein zu hause grausam war, aber langweilig war es, da ich schon alles auf den kopf gestellt hatte. Meine Schwester heulte, wenn sie weg sollte und ich wenn ich zurueck musste. Sie hat nix auf den kopf gestellt und ihre Nase immer nur in Buecher gesteckt, brav die Schulaufgaben gemacht. Sie wurde zu einem aengstlichem Menschen, aber in der Schule war sie die beste, das genaue gegenteil von mir. Ich war note 5-6. ich hatte aber meine Phatasien, dafuer gabs nix, ausser einen Anschiss vom Lehrer, wenn ich wieder mal zu lange aus dem Fenster getraeumt hatte.

Mit 25 machte ich dann endlich mein Abitur auf dem Zweiten Bildungsweg. Meine Noten waren gut. Just in der mitte der Ausbildung - auf einem Lsd-trip - beschloss ich mit einem befreundeten Maler nach Indien auszuwandern. Alle dachten es sei nur ein Spass und dass ich es nicht machen wuerde. Der Maler, sein Name war Ebi, meinte es aber auch ernst und wir hatten uns auf dem Trip das Wort gegeben, dass wir spaeter keinen Rueckzieher machen. So war's dann auch. Innerhalb von 2 Tagen loesete ich alles auf, verkaufte oder verschenkte meine Habseligkeiten und stand mit Ebi an der Autobahn zum Trampen. Ich hatte 1700 Mark, Ebi 500. Wir wollten das ausgleichen, indem wir in Muenchen Drogen kaufen und sie dann in Italien mit gewinn weiterverkaufen. Wir kauften fuer 500 Mark Lsd, genauer gesagt Stp 72 Stunden Trips. Anschliessend fuhren wir mit dem Zug nach Tirol. Dort lebten wir eine Zeitlang kostenlos auf einer Almhuette. Als Gegenleistung mussten wir holzhacken, im entfernten Dorf einkaufen, Heu ernten usw., aber immer nur hoechstens den halben Tag. Uns gings gut, ausserdem hatten wir die 72 Stunden Trips. Natuerlich haben wir manchmal einen geworfen - wie mans so sagt - und in der im Gras liegend ueber Gott und die Welt philosophiert. Manchmal malte ebi, unter anderem ein haargenaues Portrait von mir, dass er der Bauersfrau schenkte. Ihr 15 jaehriger Enkel wunderte sich ueber unsere Ausgelassenheit, wir haben ihm dann vom Lsd erzaehlt. Ich hatte auf meinem letzten trip vor der Abreise mit einer jungen Bauersfrau angebaendelt und dann als wir uns naeher kamen gestanden, dass ich auf einem Trip sei. Sie verstand mich falsch und dachte, dass ich die Reise meinte. Nein, auf Lsd, sie wurde sauer und abweisend. Das hatte schlimme Folgen, aber erst spaeter.

In Norditalien schliefen wir in Parks und lernten ein Kuenslerpaerchen von der Kueste kennen. sie lebten mitten im Schilf. bei den beiden blieben wir fuer ein paar Wochen und feierten viele Parties, unser Lsd und deren Mahiruana. Das war eine schoene Zeit, aber der Mann wurde eifersuchtig, weil wir zu viel mit seiner Frau flirteten.

Es ging weiter nach Rom, wo wir endlich die Stp Trips verkaufen wollten. Wir lungerten den ganzen Tag auf der Piazza Di Spania rum, bettelten, obwohl wir noch Geld hatten. Schnorren und Betteln war eine Kunst, die dort auf den Spanischen Treppen ueblich war. Da waren noch viele andere Gammler und Hippies. Wir haben gekifft, Stp genommen und sind nachts in gruppen in benachbarte Parks gewandert. Einen Schlafsack hatte jeder dabei. nach dem Fruestueck vom supermarket, gings wieder auf die piaza. Ebi malte mit Kreide Dali-Bilder auf den Asphalt. Dafuer gabs Geld, aber leider nicht genug fuer die Reise. Auf dem Platz hingen einige Maler und Musiker rum. Es wurde gesungen und gelacht, philosphiert und geflirtet, es war sehr romantisch. Ploetzlich viel mir auf, dass wir von 2 sehr ernst und stechend blickenden Maennern beobachtet wurden. Die haben ganz gezielt mich und Ebi beobachtet, das mussten Bullen sein. Ich sagte Ebi, dass ich das Lsd jetzt in den Fluss werfe, da ich nicht in den Knast wolle. Ebi nahm das nicht ernst und wollte es in der gleichen Nacht verkaufen. Er ging dann los mit einem anderen Deutschen und ich habe ihn nicht wieder gesehen. Ich vermutete das er mich um mein Einsatzkapital bescheissen wollte und mit dem anderen abgehauen war. Ich konnte mir das kaum vorstellen, denn so war er nicht. Als dann auch sein Rucksack vom Bahnhofsdepo verschwand, musste ich annehmen, dass er mich gelinkt hatte. Die Zeit wurde langweilig, ich fand keinen richtigen Kumpel, dem ich vertrauen konnte. Ich brauchte etwas mehr Geld fuer meine Weiterreise. Damals drehten sie gerade einen Italo Western in der Gegend von Rom und sie brauchten baertige Statisten. ich wurde ausgesucht, aber ausser Fahrtkosten zum Filmstudio habe ich nichts bekommen, da die aufnahmen immer wieder verschoben wurden. Die anderen wussten, dass mein Kumpel abgehauen war, aber irgendwann kam ein Gammler mit einer italienischen Zeitung, in der ebi mit einem blauem Auge abgebildet war. Dem Bericht zu folge, wurde er beim Dealen mit einem getarnten Bullen geschnappt. Das war Scheisse, aber ich war froh, dass er mich nicht beschissen und nicht verpfiffen hatte, dass das Geld von mir war. Sonst haetten sie mich ja auch abgeholt. Ebi war also doch kein Gauner. Wie koennte er auch, er war ja Kuenstler.

Irgendwann fand ich dann einen anderen Deutschen, er hiess Harald und wollte auch nach Indien. Kein maler und auch nicht so richtig mein Typ, aber korrekt. Ich hatte nicht mehr genug Geld und wir trampten zur Weinlese in die Berge um ein paar Mark dazu zu verdienen. wir fanden einen netten Patron, der uns 8 Mark am Tag zahlte, plus Unterkunft in einer Huette und kostloses Essen. Als die ernte vorueber war, zogen wir zur Erholung an den Strand in der Naehe von Rom. Dort waren wir eine Attraktion und die italiensischen Touristen maesteten uns mit allerlei Schmackhaftem. Machmal mussten wir belegte Broetchen heimlich hinter dem Zelt vergraben, um sie nicht zu veraergern. Ich fuhr fuer 1 Tag nach Rom, um mich gegen Cholera impfen zu lassen. Nach meiner Rueckkehr wurde ich wegen der Spritze sehr krank. Obwohl es mir sehr schlecht ging, machten wir aus der Situation einen Joke und ich wurde wie einToter aufgebahrt mit Kerzen drum herum. Die Italiener schimpften ueber unseren gottlosen Scherz, gaben uns aber noch besseres Essen und Rotwein. Nach 3 Tagen war ich wieder fit. Eine italienerin verliebte sich in mich und inzenierte ein italiensches Drama. War nicht einfach ihr klar zu machen, dass ich meine Freiheit behalten wollte. Langsam sollte es dann endlich weitergehen. Die leute schenkten uns Geld, damit wir ihnen Ansichstkarten aus Indien schicken. Harald liierte sich mit einer Italienerin und brach die Reise ab. Ende der freiheit. Ich trampte alleine nach Bari und bin dann von da aus mit dem Schiff nach Griechenland, immer im grossen Tross der Hipies und Gammler. In Athen lernte ich eine huebsche Japanerin kennen, wir schliefen eine Nacht unter der Akropolis. Vor lauter Kuessen verpassten wir den Zeitpunkt, wann die Jugendherberge schliesst. Es war schon recht kalt un meine duenne Jacke hatte ich ihr gegeben. Am naechsten Tag war ich krank und bekam hohes Fieber. 3 Tage doeste ich in der Jugendherberge vor mich, dann kam ich ins Krankenhaus. Ein fuerchterlicher Ort, alles dreckig und und voller Gestank und ueberall roechelten und starben sie vor sich hin. Die aerzte untersuchten alles moegliche bei mir, sogar mein Kopf wurde geroengt, sie fanden nichts. Erst als ich mich im Fiebertraum entschloss sofort nach Deutschland zurueckzukehren, hoerte das Fieber schlagartig auf. Das war's also, Heimweh. 2000 Mark wollte das Krankenhaus, die ich nicht mehr hatte. Ich gab ihnen mein ganzes Geld und unterschrieb, dass ich spaeter den Rest zahle wuerde. Alle wussten, dass ich das nicht tun werde, ich war ja ein Gammler. Der betrag war viel zu hoch.

Als ich nur mit dem Gedanken spielte vielleicht doch weiterzureisen, fing das Fieber wieder an, schlimmer als vorher. Also ab in den naechsten Zug nach Deutschland - ohne einen Pfennig - schwarz fahren. nach der ersten haelfte der reise wurde ich geschnappt und erklaerte der Polizei, warum ich kein Ticket hatte. Nach einigem hin und her und wieder Unterschriften spaeter zu zahlen, durfte ich dann im naechste Zug mit einem Ersatzticket weiterfahren.

Als ich in Deutschland ankam, blass, duenn, haben mich Freunde am Bahnhof abgeholt, grinsten aber, dass der grosse Indienreisende nur bis Athen gekommen war. Der College-Direktor war sauer auf mich und hat mich nicht mehr aufgenommen, stattdessen praesentierte er mir das Portrait, das Ebi der Bauersfrau geschenkt hatte. Die Polizei hatte es ihm gegeben. Ebi hatte mich nicht verpfiffen. Der Enkel hatte seinen Eltern von unserem Drogenkonsum und unseren Plaenen erzaehlt. Die Eltern informierten die Polizei usw. In der Zwischenzeit war die deutsche Polizie auch ueber ebis Verhaftung in italien informiert. Mein Steckbrief?Portrait ging nach Deutschland. ich bekam Vorladungen, denen ich nicht gefolgt bin - nach dem Rat eines anwalts. die sollten erstmal beweise auf den Tisch legen, dass ich in die Sache verwickelt war. Das Verfahren wurde eingestellt.

ich traf Ebi erst viele Jahre spaeter auf dem nuernberger Flohmarkt, wo er mit indischem Schmuck und Heiligenbildern sein geld verdiente. Er hatte 2 Jahre in rom im knast gesessen, fand die Zeit aber nicht so schlimm, da er wegen seiner Malkunst von Mitgefangen und den Wachleuten geachtet wurde. Spaeter besuchte ich Ebi oefter in seiner Heimatstadt. Wir kifften und schwafelten ueber unsere Reise. Er war nicht sauer, dass er dieses scheiss Pech hatte geschnappt zu werden. Leider hat er seine Freiheit nicht so sehr gliebt wie seine huebsche Freundin. ich glaube er hat sie geheiratet und dann wars vorbei mit dem Traeumen. Man muss eben zur Freiheit geboren sein.

Als ich so ca 27, 28 jahre war und Philosophie studiert, verliebte ich mich in eine bildhuebsche 17 Jaehrige. sie war so natuerlich und unverdorben. und ich hatte mal wieder eine Drogenphase und irgendwie wollte ich da raus. Ich war schon oefter bei ihr zu hause. Der vater betrieb eine gutgehende Landarztpraxis. man sollte meinen ich haette das grosse Los gezogen um endlich aus meinem Sumpf herauszukommen, aber ich war innerlich unruhig. Auf einem Spaziergang fragte sie mich, was denn meine Zukunftsplaene seien. Ich sagte ihr, dass in die Welt hinaus und in fremden Laendern leben will, sie wollte Familie und das in Deutschland. Es war klar, dass sich unsere Wege bald trennen wuerden.

Jetzt sitze ich hier in einem kleinen indonesichen dorf, mache kunst und geniese das Leben. Arzt oder Philosoph haette ich nicht werden wollen, die Vorbilder waren sozial zu eingebettet. Eine Frau habe ich auch nicht mehr, aber eine schoene Katze und Heimweh wurde zu einem Fremdwort. Wie ging das lied nochmal: frei zu sein bedarf es wenig und wer frei ist, ist ein Lebenskuenstler?!

counterhab ich gern gelesen

Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

Einen Kommentar schreiben

Weitere Kurzgeschichten von diesem Autor:

Katzen müssen 7 Leben haben
integration