Veröffentlicht: 09.06.2023. Rubrik: Satirisches
Was lange währt!
Jeden Tag wenn ich mit meinem bellenden Kumpel Alfy unterwegs gewesen bin, fiel mir im Nachgang irgendwas ein was es lohnt aufgeschrieben zu werden. Kürzlich war dem aber nicht so. Betrübt betrachtete ich Tier und Gattin, danach, nicht wesentlich froher, meine Kleidungsstücke. Vielleicht, dass diese die Idee zu einer Geschichte lieferten. Kurz bevor ich mich der Symptomatik von Schreibblockade bzw. Kopfleere hingab fiel mein Blick auf das Koppelschloss an meinem Gürtel und da purzelten auf einmal die Ideen, dass es eine blanke Freude war.
Bin als äußerst friedfertiger Mensch bekannt, wenn nicht gar verschrien!
Aber, als ich mein uraltes Koppel (über 50 Jahre) sowjetischer Bauart, also mit Hammer und Sichel verziert, ansah da wallte in mir eine Vergangenheit auf an die ich mich nur ungern erinnere.
In jungen Jahren habe ich gegen einen stolzen aber furchtbar betrunkenen Soldaten der ruhmreichen „Roten Armee“ gekämpft. Er war ein Vertreter des mongolischen Volkes und vielleicht sah ich in ihm einen direkten Nachfahren von Dschingis Khan und seiner goldenen Horde als ich mich gegen ihn zur Wehr setzte. Besoffen wie er war hatte er vor mit seinem Koppel einen x-beliebigen jugendlichen Deutschen zu vermöbeln. Der (als wie ich) hatte zudem dazumal außer seiner vormilitärischen Ausbildung nichts vorzuweisen um eventuell einen Sieg davonzutragen. Zum Glück war ich zu diesem Zeitpunkt nur bedingt strafwürdig und der Alkohol übermannte den „stolzen Vertreter einer ruhmreichen Nation“ Diesen Ausdruck habe ich im Geschichtsunterricht gelernt! Jedenfalls konnte ich ihm das Schlaginstrument ohne eigene Blessuren entwenden. Er und ich haben das Ganze nicht an die große Glocke gehängt. Klar, seine Uniformhosen mögen die nächste Zeit gerutscht sein, ohne Gürtel aber ich trage denselben seit über einem halben Jahrhundert und er ist nie kaputtgegangen.
(ORF)