Veröffentlicht: 01.12.2018. Rubrik: Nachdenkliches
Ein ganz normaler Tag
Als ich heute morgen aufstand, war mir fröhlich zu mute.
Ich sprang aus dem Bett, machte mir einen Kaffe und aß einen Apfel.
Ich wusste nicht wie mein Arbeitstag werden würde, doch war ich zuversichtlich. Das wir schon werden!
Auf dem Weg zur Arbeit kam mir der Gedanke, dass ich eigentlich garnichts tun müsste heute. Ich könnte hier und jetzt aussteigen, mich auf den Bürgersteig legen und dort so lange in die Wolken starren wie es mir gefällt. Doch das System hat etwas dagegen. Ich würde komisch angeguckt werden, würde auf der Arbeit einen Riesen Ärger bekommen und womöglich würde sogar die Polizei kommen. Doch wollte ich auch selber etwas aus meinem Tag machen. Nur herumliegen wäre Zeitverschwendung, wie Conscie immer sagt obwohl einfach zu existieren und nichts zu tun ja eigentlich doch das natürlichste der Welt ist. Aber so wurde es mir eingetrichtert.
Auf Arbeit angekommen, schmiss mir Coscie die Sekretärin erstmal einen riesigen Haufen Papier auf den Schreibtisch. ,,fertig machen!“ Coscie und ich verstanden uns gut, aber was sollte sie machen. Arbeit ist Arbeit. Ich rackerte mich also durch die teils komplett sinnfreien Rechnungen. Was war denn die Alternative? Sie ermahnte mich wenn ich träumte. Ich freute mich auf die Mittagspause, in der ich letztlich nur in der Kantine saß und an die Wand starrte. Die Kollegen mit denen ich mich gut verstand waren alle wieder in ihre Arbeit vertieft.
Wenn es normal lief besprach man am Nachmittag immer die Arbeitsergebnisse des Morgens. Ich saß mit Coscie und zwei anderen Jungs um einen Konferenz Tisch und spielte Karten.
Die Jungs kannten wir nicht und fanden sie am Wasserspender rumlungern also haben wir beschlossen, zusammen die Zeit tot zuschlagen.
Es waren immer zwei Stunden angesetzt, doch hatten wir immer in kürzester Zeit schon alles besprochen und versuchten dann nurnoch die Zeit tot zuschlagen. Coscie machte zwar den kleinen Versuch uns auf die Arbeit hinzuweisen, doch fügte sie sich uns schnell.
Beförderungen gab es so gut wie nie, weshalb wir auch keinen besonderen Ehrgeiz hatten, etwas zu tun.
Ich mochte die drei, doch waren sie eher ein Mittel zum Zweck: Den Tag durchstehen.
Wieso war ich heute morgen eigentlich so gut gelaunt?
Was bringt das hier alles? Tragen wir so ,,einen Teil zur Gesellschaft bei“ ,wie uns von diesem albernen Motivationsredner jedes Jahr eingeprägt wird?
Wohl eher nicht. Aber wenn man schonmal da ist kann man auch das beste draus machen oder?
Erst ging Coscie. Dann ich. Die beiden anderen Jungs hatten Überstunden. Sie waren froh um das Kartenspiel was ich ihnen daließ. ,,Macht nichts!“ Ich hatte es selber mal gefunden und nichts plus eins minus eins macht wieder nichts.
Endlich zuhause. Den ganzen Tag hatte ich mich darauf gefreut, mit meinem Bier vor der Glotze zu liegen, doch als es dann soweit war, brachte es nicht die erwartete Befriedigung. Was jetzt? Zu spät schon um Freunde anzurufen oder etwas nennenswertes anzufangen, also tat ich weiter nichts.
Ich freute mich schon aufs schlafengehen, doch war es erst sieben Uhr und irgendetwas muss ich ja wohl noch tun. Mein Arbeitstag war anstrengend. Was habe ich eigentlich getan heute? Mein Selbstschutz gegen diese Frage lautet: Mein Geld verdient.
Doch hatte ich es verdient?
Unzufrieden ging ich zu Bett. Endlich Ruhe von dem ganzen Mist. Ich habe nichts großes geändert.
Wäre ich doch heute morgen liegen geblieben.
Denkanstöße: Consciencia=(lat.) Gewissen