Veröffentlicht: 10.04.2023. Rubrik: Unsortiert
Rennfahrer Biberle.
Er hieß Eugen, aber viele nannten ihn manchmal nur Rennfahrer Biberle am Stammtisch so. Er besaß einen extrem schnellen und mordsmäßig großen Geländewagen und ein Rennrad.
Plattgemacht mit dem Geländewagen hatte er noch keinen, obwohl er schon immer ordentlich volle Pulle mit demselben gab, es aber dagegen mit dem Rennrad meistens weniger rasant angehen ließ. Jeder am Stammtisch wusste das.
Verhältnismäßig selten holte er dieses Rennrad aus der Garage. Wenn es aber damit losging, dann natürlich richtig zünftig: ein ganz toller Dress in allen Regenbogenfarben, anklickbare Rennschuhe, Brille (verspiegelt, irgendwie violett, mindestens von "Ray-Ban") und, klar doch, Helm (neuestes Modell, ultimative Stromlinienform, am federleichtesten).
Zum Erstaunen mancher pflegte er beim Radeln (Renn) auch die Straße zu benützen, obwohl es just in seiner Gegend funkelnagelneue, hervorragend angelegte Radwege gab. Diese waren ohne Unebenheiten, genügend breit angelegt, mit Schildern und gegebenenfalls sogar mit Ampeln gut ausgestattet.
Ein Stammtischler, der davon wusste, auch Radler war, aber Radwege benützte, fragte ihn mal, warum er denn nicht die Klasse-Radwege benützen würde, wobei er ihn auch gleichzeitig darauf hinwies, dass deren Benützung Vorschrift sei.
Dies hatte ein kurzes ärgerliches Blitzen in den Augen des Gefragten zur Folge, der aber doch noch eine Antwort fand, die jedoch nach dem Genuss von drei Hefeweizen etwas unscharf ausfiel: Er fände es uncool, auf dem Radelweg zu radeln.
Nach der recht kecken Bemerkung des Fragenden, ob nicht auch das Tragen so eines Scheißdrecks-Helmes uncool sei, schien er sich, irgendwie gekränkt, zurückzuziehen, blieb die Antwort schuldig und bestellte sich noch ein Hefeweizen.
[Anmerkung: Rennfahrer Biberle ist eine (nicht) allen (Schwaben) bekannte schwäbische Legende.]