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4xhab ich gern gelesen
geschrieben von Rebecca Iser.
Veröffentlicht: 16.08.2022. Rubrik: Persönliches


denn unser Wir ist mehr als ein Du und Ich

denn unser wir
ist mehr als ein du und ich


ich mag nicht wer du bist
wenn du nicht du bist
und ja
du bist nicht du wenn du trinkst oder kiffst

es sei normal
und es sei nicht schlimm
und du hättest es unter Kontrolle
du würdest es nur manchmal tun
und dann
nur zum Genuss

diese Sätze habe ich einmal
zu oft gehört
und ich muss dann weinen
wenn ich an dich denke

die Drogen sind ein Teil von dir
sagst du mir dann
und ich werde das
wohl nie verstehen

du sagst wenn man liebt
dann liebt man alles
dann liebt man
wie die Andere ist

aber das hier ist
anders
denn es ist nicht so
dass es mich nervt
es ist nicht so, dass ich es nicht gut finde
oder einfach ungesund

es ist so
dass es mich abstößt
und ich dich nicht mehr mag
es tut mir leid und weh
so richtig schwer

es macht mich traurig
es bringt mich zum Weinen
es bringt mich zum Zweifeln
kannst du das nicht sehen?

doch du sagst es sei normal
es sei nicht schlimm
du hättest es unter Kontrolle
du würdest es nur manchmal tun
und nur
zum Genuss

aber unser wir
ist mehr als ein du und ich
es sind gemeinsame Entscheidungen
für einander
mit einander
um gemeinsam glücklich zu sein

also wieso ist es dir egal
dass du mich unglücklich machst?
Wieso hältst du dir
„die Ohren zu?“

Wieso hörst du mich nicht
Und stellst dich stur?
Als wolltest du gegen mich kämpfen


Ich bin nicht wie du
Das weiß ich
Ich habe anders gelernt zu lieben
Aber die Menschen in meinem Leben
die mich immer noch so verletzen

sind die die sich schon immer
taub gestellt haben
die trinken und lügen
und grausam sind

und das geht schon immer
und immer weiter so

denn es sei normal
es sei nicht schlimm
sie hätten es unter Kontrolle
sie würden es nur manchmal tun
und dann nur
zum Genuss

ich habe von klein auf gelernt
dass Trinken und so was Gutes ist
dass es hilft
und dass es bedeutet
dass man sich etwas gönnt

bei mir und meiner Cousine
hat das ganz schön was zerstört
wir haben dem nachgeeifert
worunter wir noch immer leiden

bis wir uns selber nicht mehr mochten
weil wir nicht wir waren
und ja
wir waren nicht wir
wenn wir getrunken haben

ich möchte das nicht in meinem Leben
denn ich habe dazu gelernt
ich will das nicht sehen
nicht hören
denn es macht mir
dich kaputt

ja, es sind meine Gefühle,
meine Erinnerungen
und Assoziationen
doch der Schmerz sitzt tief
und ist ein Teil von mir


ich will nicht dass du mir weh tust
weil du es nicht nachvollziehen kannst
und es dir dann egal ist
wie sehr ich weine
wie sehr ich versuche, es zu erklären
wie sehr ich mir dann weh tun (will)
weil du stumm bleibst

ich dachte du liebst mich
und ja, du kannst was dafür
und ja, ich habe meine Probleme
aber da kann ich nichts dafür
und ich arbeite an mir
ich arbeite daran
und es ist mir nie egal
ob ich dich dadurch traurig mache

denn unser wir
ist mehr als ein du und ich
es sind gemeinsame Entscheidungen
für einander
mit einander
um gemeinsam glücklich zu sein

damit es beiden gut geht
und nicht Eine untergeht
und weint weil die Andere
etwas anders sieht

ich weiß das war grade nicht nur hilfreich
und Angriff führt nicht zu Verständnis
manchmal macht es mich halt wütend
dass ich schon wieder Angst habe

ich wünschte mir
du würdest einen Schritt auf mich zugehen
für eine Sekunde
mit Distanz betrachten

wir sehr mir all das Sorgen macht
und es mich regelmäßig heimsucht

ich weiß ich bin oft radikal
und manche Dinge schwarz und weiß
aber hierbei brauche ich das
denn ich will endlich weitergehen

und mich lösen von allem was war
aber so geht das nicht
und vielleicht denkst du dass ich übertreibe
ich will wirklich nicht so sein

ich will mich wirklich nicht so fühlen
und dich wirklich nie bewerten
und dich nicht einschränken und dich annehmen
wie du eben bist

ich will das wirklich können
aber auch dass du mich verstehst
dass du ernstnimmst, wie es mir geht
und dass du versuchst mit mir zu fühlen

dass du nicht direkt abblockst
und mich für verrückt erklärst
dich nur ärgerst und abwartest
bis aufhöre zu reden

bitte glaube mir dass all das
nicht so geplant war
aber ich wusste auch nicht
wie sehr es mich verletzt

wie ätzend und stark
es mich belastet
und dieses Thema
für mich wirklich heftig ist

denn eigentlich sind Drogen für mich
in Beziehungen tabu
aber ich liebe dich
und ich werde dich nicht loslassen

und deshalb ist es wichtig
dass wir darüber sprechen
und irgendwie gemeinsam
eine Lösung erfinden

denn unser wir
ist mehr als ein du und ich
es sind gemeinsame Entscheidungen
für einander
mit einander
um gemeinsam glücklich zu sein.

counter4xhab ich gern gelesen

Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von ehemaliges Mitglied am 16.08.2022:

Habe ich zum größten Teil sehr gerne gelesen, weil Du viel nachvollziehbare Gefühle beschreibst, aber ab, "und lügen und grausam sind...", bis zum Ende des Gedichts, wurde es mir dann zu viel.




geschrieben von Gari Helwer am 16.08.2022:
Kommentar gern gelesen.
An das "Wir" glaube ich nicht, Rebecca, auch wenn das weh tut... Für mich spricht aus Deinen Reimen die ganze Not einer Co-Abhängigkeit mit dem Hintergrund einer Familie von Suchtkranken. Mir gefallen am besten die Sätze: ...denn ich will endlich weiter gehen und mich lösen von allem was war... Jetzt hoffe ich, dass ich Dir nicht zu nahe getreten bin - aber ich finde den Text mutig und gut - und ich weiß, wovon Du schreibst! Liebe Grüße!




geschrieben von Rebecca Iser am 16.08.2022:

In der Passage über Lügen und Grausamkeit beziehe ich mich auf konkrete Ereignisse, die in der Familie passiert sind. Nicht nur Streit oder Ähnliches. Es geht in der Passage nicht explizit darum, dass sie viel trinken, sondern um die Menschen, die sie sind und den Schaden den sie angerichtet haben. Dazu kommt der weitere negative Einfluss von Alkohol (…) zu Wut. Weil ich das ein Leben lang erlebt habe, beschreibe ich ihr Handeln unter anderem als ‚grausam‘. Es geht darum, dass auch deshalb dieser Konsum mit den Erinnerungen an diese Menschen verknüpft ist und somit unter anderem Angst triggert.

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