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4xhab ich gern gelesen
geschrieben von Moni.
Veröffentlicht: 19.05.2022. Rubrik: Lustiges


Urlaub nach dem Lockdown

Urlaub ist etwas Schönes. Besonders schön ist es, nach 7 Monaten Zwangsschließung wieder eine Gaststätte aufzusuchen.

SatirepatzerSatirepatzerTisch reserviert, Gaststätte betreten! Tisch zugewiesen bekommen, Abstände sind brav eingehalten. Hygienekonzept umgesetzt. Einen gültigen Coronatest von uns möchte niemand sehen. Wir wirken wohl seriös.

Platz genommen und Speisekarte erhalten, während ein weiteres Ehepaar den Gastraum betritt, auch Ihnen wird ein Tisch zugewiesen, läuft alles wie am Schnürchen hier. Wunderbar! Die Kellnerin wendet sich kaum von dem gerade eingetroffenen Ehepaar ab, springen diese auf und setzen sich an einen anderen Tisch, der ihnen wohl besser gefiel. Abstand ist wohl mehr etwas für das gewöhnliche Volk!

Unsere Wein- und Bierbestellung naht. Die Vorfreude ist groß! Eine Familie, Vater, Mutter, zwei Söhne und Opa laufen an uns vorbei, nehmen am benachbarten Tisch Platz. Es beansprucht etwas Zeit, bis sich alle sortiert haben. Papa redet auf Sohnemann ein, der versteht aber nix, weil er Stöpsel im Ohr hat. Er wird ermahnt, diese herauszunehmen, aber auch das versteht er natürlich nicht.

Wir stoßen mit Wein und Bier an und fiebern unseren bestellten Speisen entgegen: Vorspeise/Hauptspeise! Lecker wird es werden, da sind wir uns sicher!

Die Familie nebenan studiert die Speisekarte, Vater scheint sie nahezu auswendig zu lernen, als der Typ Kategorie „Zuhälter“, ohne Maske, aber mit teurer Lederjacke in den Gastraum schwebt und sich an einen der freien Tische setzt, gefolgt von einem rothaarigen Mann, der sich schüchtern die Maske zumindest vors Gesicht hält. Vielleicht ist ihm das Verhalten seines extrem coolen Begleiters peinlich. Das Wissen darum bleibt dem Beobachter vorenthalten. Die Kellnerin zumindest scheint die beiden zu kennen, jedenfalls hat sie vermeintlich keine Einwände.

Sohnemann mit den Stöpseln im Ohr berichtet laut, welches Gericht er gewählt hat. Er hört ja nix. Papa platzt der Kragen, reißt ihm die Stöpsel aus dem Ohr und steckt sie in die eigene Tasche. Jetzt ist Ruhe!

Unsere Vorspeise kommt! Gleichzeit auch ein weiteres Ehepaar, der Mann benötigt eine Gehhilfe, also einen Stock. Auch für sie ist noch Platz!
Es schmeckt ganz wunderbar.

Die Kellnerin steht am Tisch des coolen Typen und erklärt ihm, dass sie den Tisch um 20 Uhr anderweitig benötigt, schließlich habe er ja auch nicht reserviert. Voller Großherzigkeit und Verständnis sieht er aber darin gar kein Problem. Erst der zweite Blick auf seine imitierte Rolex machte auch ihm klar, dass es gerade 19:50 Uhr ist und er noch nicht gegessen hat. Coole Typen essen auch draußen. Der Rothaarige macht alles mit.

Das Ehepaar, welches zuletzt gekommen war, sitzt geduldig am Tisch, bekommt weder Speisekarte noch Getränke, wohl aber Gesellschaft. Weil drei weitere Gäste ohne Reservierung eingetroffen sind, kreiert die Kellnerin eine Zweckgemeinschaft. Nun sitzen sie zu fünft am Tisch, kennen sich nicht, haben aber offensichtlich Sympathien füreinander.

Wir haben unsere Vorspeise beendet, sie war köstlich! Wenn der Hauptgang auch so lecker ist!

Das erste Mal, seit die Familie dort sitzt, sagt auch Mama mal was zum Geschehen. Papa ist immer noch damit beschäftigt, die Speisekarte auswendig zu lernen, obwohl alle schon längst bestellt haben. Sohnemann kann den Blick nicht vom Smartphone wenden, auch ohne Stöpsel. Opa versucht sich in Smalltalk! Ein richtiges Familiengespräch will aber einfach nicht zustande kommen.

Die Kellnerin trägt eifrig Tische im Gastraum hin und her, während sich der coole Typ und der Rothaarige es sich draußen gemütlich machen. Es regnet!

Der Fünfertisch bekommt endlich etwas zu trinken!
Ein weiteres Ehepaar trifft ein, sie werden platziert. Von Abständen (wie war das nochmal? 1,5 m?) redet hier niemand mehr. Ab einer gewissen Uhrzeit existiert diese Regel scheinbar nicht mehr. Das weiß auch das Virus.

Der coole Typ und der Rothaarige sind fertig mit Essen und wollen bezahlten. Der coole Typ holt ein zusammengerolltes mit einer Klammer zusammengehaltenes Bündel Geldscheine aus seiner Tasche und überreicht der Kellnerin einen grünen Schein, Wechselgeld gibt es nicht zurück.

Auch wir bekommen unsere Hauptspeise und bestellen einen weiteren Wein und ein weiteres Bier. Die Familie ist fertig mit Essen, es wird bezahlt. Man bricht auf! Beim Rausgehen verliert Papa noch seine Mütze, Gott sei Dank nicht die Stöpsel von Sohnemann. Aufmerksame Gäste tragen die Mütze hinterher.

Weil die Familie weg ist, wird der Fünfertisch nun wieder getrennt. Beide Parteien speisen für sich alleine. Ein Zweiertisch isst mit Stäbchen, klappt aber gut!

Irgendwann sind alle Gäste gesättigt, auch wir. Der Mann mit der Gehhilfe verlässt mit seiner Ehefrau den Gastraum, beinahe hätte er seinen Stock stehen lassen. Wunderheilung? Er ist schon fast draußen, als es ihm wieder einfällt. Ich glaube, die Fünferkonstellation hat ihm gut getan.

Die Stäbchenesser sitzen mittlerweile draußen und rauchen sich eine…nach der anderen.

Wir bezahlen und verlassen die Gaststätte. Es ist so schön, dass es wieder möglich ist, essen zu gehen!

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Ohnelly am 19.05.2022:

Hallo Moni! Habe mich über deine Figur des coolen Typen amüsiert, hätte allerdings nicht erwartet, dass er sich tatsächlich ohne zu murren nach draußen setzt. Ja, das kennt man, was einem doch so alles durch den Kopf geht im Restaurant :-) Hat lange Zeit gefehlt, da gebe ich dir recht. Ich finde es unterhaltsam geschrieben. Lieben Gruß! Conny




geschrieben von ehemaliges Mitglied am 20.08.2022:

Gut beobachtet, humorvoll geschrieben. Danke!

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