Kurzgeschichten-Stories
Autor
Schreib, wie du willst!
Startseite - Registrieren - Login - Kontakt - Impressum
Menu anzeigenMenu anzeigen
2xhab ich gern gelesen
geschrieben 2022 von Hanna Brandenburg (Hanna.9.1).
Veröffentlicht: 01.05.2022. Rubrik: Persönliches


Die Wand aus Pappmaché

Es war als wäre kurz Ebbe, ich konnte das Wasser am Horizont sehen, hatte aber keine Uhr um abzulesen wann es zurück kommt. Die Sonne ging auf und unter und jeden Morgen guckte ich zum Horizont und war mir nicht sicher ob das Wasser ein Stück vorgerückt war oder ob ich es mir einbildete. Ich fing an eine Wand aus Pappmaché zu bauen, um die immer drohende Flut am Horizont nicht mehr sehen zu müssen. Ich wusste sie würde das Wasser nicht aufhalten wenn es kommt, aber mir war falsche Sicherheit lieber als gar keine. Stolz mit dem was ich geschaffen hatte präsentierte ich den Menschen meine Wand und einige von ihnen halfen mir sie in bunten Farben zu streichen, nicht wissend was hinter ihr versteckt lag oder aus was sie gefertigt war. Mit der Zeit vergaß oder viel mehr verdrängte ich was hinter meiner Wand lag, ich schaute mir lieber die bunten Farben und Bilder an mit denen sie dekoriert wurde. Von Zeit zu Zeit trat mal ein Riss auf, aber keiner der groß genug war als dass er nicht von einem neuen Bild überdeckt werden konnte. Doch letztlich fing Wasser an durch die Risse zu treten und tropfte die Wand hinunter. Meine Wand fing an sich zu biegen und zu brechen. Einige Menschen ,die mir einmal halfen meine wand zu dekorieren, fragten was los sei und ich sagte Ihnen nur dass ein wenig Wasser durch die Wand tropft. Diese Menschen gaben mir Eimer um das Wasser aufzufangen, nicht wissend wie es eigentlich um meine Wand stand. Allerdings wollte ich nicht dass sie sich zu große Sorgen um die Wand machten und bedankte mich für die Eimer, da ich wusste dass jeder von Ihnen eine eigene Wand zu beschützen hat. Ich kenne Menschen mit Wänden aus Holz oder sogar aus Beton, einige bunt und einige grau, ein paar habe ich mit dekoriert, an anderen bin ich nur vorbeigelaufen und von wieder anderen weiß ich nur dass sie existieren aber nicht wie sie aussehen oder gebaut sind. Ich habe sogar schon Menschen kennengelernt die keine Wände mehr haben, sie schwimmen einfach oder haben sich Bote gebaut um die Flut zu bewältigen. Ich hingegen wurde mittlerweile von meiner Flut mitgerissen. Ich klammere mich an den Stücken meiner Wand fest , bis sich diese im Wasser aufgelöst haben. Ich besuche gerne die Wände von bestimmten Menschen um ihnen zu helfen Risse zu reparieren, doch gerade diejenigen mit einer Wand aus Beton können sich oft nicht mal vorstellen dass es überhaupt Wände aus Pappmaché gibt. Und so schicken sie mich mit einem Eimer zurück zu meiner Wand ,nachdem ich Ihnen mit ihrer geholfen habe, nicht wissend dass diese überhaupt nicht mehr steht. Deshalb sitze ich nun wenige Zentimeter über meiner Flut, auf einem Turm aus Eimern. An manchen Tagen sind die Wellen so hoch dass ich Angst habe hinunter gespült zu werden, an anderen bewegt der Turm sich kaum. Doch eine Sache kann ich nicht mehr abstreiten und das ist meine Flut, ich sehe sie jeden Morgen wenn ich aufwache und ich höre sie jede Nacht wenn ich einschlafe.

counter2xhab ich gern gelesen

Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

Einen Kommentar schreiben

geschrieben von Belix am 23.07.2022:

Hallo Hanna.9.1 gut gut gut Am Anfang weiß man nix wo es hingeht, aber dann wirds super. Auch der Fließtext, ohne Absätze, unterstützt diese hoffnungslose Situation. Und jeder hat so sein System um damit umzugehen. Der letzte Satz bindet das allerdings wieder an deine Realität, es hätte auch offen bleiben können, was mit Dir passiert, auf deinem Eimerturm. Also mach bitte weiter. Liebe Grüße Belix

Weitere Kurzgeschichten:

Die Tiefgarage
Brauchtum!
Der Sonnenaufgang