Veröffentlicht: 16.03.2022. Rubrik: Menschliches
The Bad Man
Ja, ich weiß schon, um zeitgenössische Kommentare und Kolumnen macht man dieser Tage lieber einen großen Bogen, denn es passiert ja gerade eine Menge schreckliches Zeug da draußen. Aber hey, keine Sorge, hier geht es nur darum einfach mal abzuschalten, ganz ehrlich. Bei all den schlimmen und furchteinflößenden Nachrichten muss man sich einfach auch mal dem gepflegten Eskapismus hingeben und darum war ich Samstag im Kino.
Diese Idee hatten eine ganze Menge anderer Leute auch, es war echt verdammt voll und der Menschenstrom riss einfach nicht ab. Ich dachte, dieser Andrang ist echt zu heftig, das kann doch so ein kleines Kino unmöglich bewältigen, aber letztlich hat wirklich jeder noch einen Platz gefunden. Genug Popcorn und Cola gab es übrigens auch für alle.
Erstmal ein paar Trailer von kommenden Filmen, so gehört sich das. Ob es sich bei den angepriesenen Werken um Blockbuster oder Rohrkrepierer handelt, lässt sich nur schwer beurteilen, denn man sieht ja lediglich einzelne ausgesuchte Szenen, weiß kaum etwas über die Zusammenhänge und hat einfach kein klares Gesamtbild, da so ein Film ja eine verflucht komplexe Angelegenheit ist, an der echt viele Leute beteiligt sind.
Nach ein Wenig Werbung für Produkte, von denen viele in gewissen Regionen dieser Welt nicht mehr verkauft oder hergestellt werden, weil man gerade künstlerische Differenzen im Bereich der kreativen Grenzgestaltung hat, startete endlich der neue Batman.
Ganz schön düstere Stimmung, das wird einem schon in den ersten Minuten klar. Prasselnder Regen, ein diffuses Licht, wie aus schweineschmalzgefüllten Energiesparlampen und ein adretter Schauspieler, der aus der Wäsche guckt, als hätte er schon entschieden zulange keine guten Nachrichten mehr erhalten. So richtig bedrückend und belastend, man spürt förmlich das finstere Potential der Geschichte, wissen Sie?
Der neue Batman unterscheidet sich sehr von dem, der noch vom Herrn Bale verkörpert wurde, von dessen Vorgängern mal ganz zu schweigen. So kaputt, gebrochen und hoffnungslos wirkt er, dass man sich wirklich fragen muss, wie es wohl noch mit ihm enden wird. Diese Interpretation der Figur ist so unerwartet, man muss sich erst mal daran gewöhnen und ist oft verwirrt, weil man über diese Möglichkeit der Entwicklung weder ernsthaft nachgedacht hat, noch nachdenken wollte.
Was Commisioner Gordon angeht, so wird dieser jetzt von einem Afroamerikaner verkörpert. Tatsächlich mal etwas anderes und da gibt es auch keinerlei Probleme. Gut, gegen Ende des Films kommt es zu einer echten Ausnahmesituation, da war ich etwas in Sorge um ihn. In folge eines Großangriffs mussten eine ganze Menge Bürger Gothams überstürzt fliehen und Schutz suchen. Sprich, sie befanden sich in einer Lebenslage in der Menschen mit dunklerer Haut ganz klar schlechtere Karten haben, als ihre blassen Artgenossen.
Der Bösewicht war auf seine total abgehobene Art und Weise auch echt unheimlich. Nichts ist gefährlicher, als ein Typ, der in vollster Überzeugung handelt, dass er das einzig richtige tut und dabei jeden Rahmen sprengt. Anfänger gehen über Leichen, Profis fliegen mit ihren Jet, um Zeit zu sparen. Der Riddler gibt sich zeitgemäß und verbreitet seine Sicht auf die Dinge über diverse Medien und versucht so seine Anhängerschar zu mehren und Verunsicherung zu schaffen. Und tatsächlich weiß man des öfteren gar nicht mehr, was man noch glauben soll. Da sind zuviele Faktoren und Unmengen von bloßem Hörensagen. Nur das sein gewählter Weg der Falsche ist, daran bleibt zu keiner Zeit ein Zweifel.
Wie der Film ausgeht, fragen sie? Wenden sie sich hierfür bitte an einen Experten, denn davon gibt es momentan wieder sehr viele.
Ich muss sagen, mir hat der Kinobesuch wirklich Spaß gemacht und denke, der Film passt sehr gut in unsere Zeit. Wer weiß, vielleicht kommt ja in zwei, drei Jahren eine Fortsetzung, die wieder etwas fröhlicher sein darf.