Veröffentlicht: 16.02.2022. Rubrik: Unsortiert
Wen Gott liebt....
Guten Morgen, Watzmann, fröhlich begrüßte ich jeden Tag den mächtigen Berg, der mit seinen bizarren Spitzen majestätisch über dem Berchtesgadener Land thront und direkt in mein Zimmer blinzeln konnte. Die Einheimischen kennen und erzählen seine Geschichte. Sie verehren ihn als den König, der er mal gewesen sein soll. Wir mochten uns sehr, der Berg und ich, denn er strahlt voller Kraft und stärkt die Freude am Leben. Am letzten Zipfel von Deutschland, in dem idyllisch gelegenen Alpenstädtchen Berchtesgaden, habe ich das Gefunden was ich dringend brauchte, Ruhe. In der Natur, die Schönste, die ich je gesehen hatte, erholte sich meine Seele vom Stress der manchmal so unbarmherzigen Welt. Alles hatte ich zurück gelassen, bin mit neuer Identität und voller Vertrauen eingetaucht in ein Leben, welches ich immer schon leben wollte. Frei von jeglichen familiären Zwängen und Verpflichtungen, tun, was Spaß macht, Freude haben am Leben und Menschen kennenlernen, die was erzählen können. Ich kannte das Alpenstädtchen in und auswendig, jeden Weg, jeden Steg, jede Hütte, jeden Stein, alles wie für mich gemacht. Gebe ich nie wieder her. Die Kurklinik hoch über den Wolken, mit einer sagenhaften Aussicht auf die Berge rund herum war der Anker für erholungssuchende Kinder und Jugendliche, die ganz spezielle Probleme auskurieren mussten. Meine Arbeit als Heimerzieherin empfand ich zu dieser Zeit, an diesem Ort absolut notwendig und sinnvoll. Den alten Spruch der Berchtesgadener, wen Gott liebt, den lässt er fallen in dieses Land, machte ich mir zu eigen. Gott liebte mich gerade und das eigentlich schon ein paar Jahre.