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2xhab ich gern gelesen
geschrieben 2021 von Weißehex.
Veröffentlicht: 17.12.2021. Rubrik: Persönliches


„Lalalalala"

„Lalalalala", die Stimme der Sängerin klingt aus dem Radio, und auch wenn ich dem Text nichts abgewinnen kann, macht es bei der Melodie „Klick". Mutter hatte ein Radio in der Küche stehen, ein großes altmodisches Ding, das aber einen perfekten Sound lieferte. Wenn ich alleine vor der Schule in der Küche saß, schaltete ich es gerne ein, verstellte aber niemals den Sender. Vermutlich habe ich daher mein Faible für deutsche Schlagermusik.
Mutter musste nicht so früh aufstehen wie wir anderen. Manchmal traf ich Vater morgens in der Küche, wenn er auf dem Sprung zur Arbeit war.

„Lalalala", über den Text kann man streiten, aber die Melodie ist schön. Unwillkürlich singe ich mit.
Mit 15 hatte ich meinen ersten Freund. Mutter wollte ihn mir verbieten. Sie fand ihn zu dick. Wenn ich einen Freund haben müsse, solle ich mir einen schöneren suchen. Vater, der Mutter selten widersprach, mischte sich ein. Ich dürfe den Freund haben, den ich wolle, und Mutter sagte nichts mehr.

„Lalalalala", meine Füße wippen im Takt. Was für ein blöder Text. Aber die Melodie ist schön.
Vater brachte mir und meinen Geschwistern das Schwimmen bei. Einmal war ich alleine mit ihm im Freibad. Vater sprach mit dem Bademeister, einem Freund von ihm. Ich war im Wasser, hielt mich am Beckenrand fest und hörte zu.
„Sie kann es", sagte der Bademeister. Ich war überzeugt, dass ich jetzt etwas Dramatisches tun müsse, warf die Arme hoch und ließ mich in die Tiefe sinken - ohne Schwimmbewegungen. Natürlich ging ich unter, und gleich darauf zog mich jemand aus dem Wasser. Alle fragten, ob ich okay sei, und ich nickte. Vater machte mir wegen dieser (Theater-) Vorstellung keine Vorwürfe. Mutter erzählte er nichts davon.

„Lalalalala", kaum zu glauben, dass ein so seichter Text alte Erinnerungen weckt. Aber die Melodie ist schön.

Ja, die Melodie meiner Erinnerungen ist schön.

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