Kurzgeschichten-Stories
Autor
Schreib, wie du willst!
Startseite - Registrieren - Login - Kontakt - Impressum
Menu anzeigenMenu anzeigen
hab ich gern gelesen
geschrieben von pianolove.
Veröffentlicht: 05.05.2018. Rubrik: Kinder und Jugend


Feenstaub

Lieber Leser, liebe Leserin, oder wer auch sonst dieses Büchlein findet!

Vermutlich wirst du alleine über die Tatsache, dass du hier dieses vollgeschriebene Büchlein findest verwundert sein. Doch ich wollte sicher gehen, dass es nicht jede x-beliebige Person findet, sondern nur jemand, der neugierig auf das Unbekannte und genauso mutig ist wie ich damals war ist. Auch wirst du jetzt viele Fragen haben. Wer hat dieses Buch geschrieben? Wieso hat er oder sie dieses Buch geschrieben? Ist etwas passiert? Wieso liegt das Buch in einem Wald? Was steht in diesem Büchlein geschrieben? Und wer sonst sollte dieses Büchlein finden, als ein Leser oder eine Leserin?
Nun, Antworten auf all diese Fragen kann ich dir geben. Sie sind in diesem Buch geschrieben, du musst es nur lesen. Nur sollst du gewarnt sein. Durch den Inhalt dieses Büchleins wird dir die Sicht auf eine, sagen wir andere kleine Welt gewährt. Und wenn du nicht an unvorstellbare Dinge glaubst, oder an einem Defizit für Fantasie leidest, wofür ich dir an dieser Stelle mein Beileid aussprechen möchte, so solltest du dieses Buch zuklappen und wieder zurück in den Baumstumpf legen, wo du es gefunden hast. Wenn das hier allerdings deine Neugierde geweckt hat und dir es nicht an Fantasie mangelt, dann bist du herzlich eingeladen das hier alles zu lesen. Aber behalte immer im Hinterkopf, dass du diese Informationen lieber für dich behältst.

Wie ich sehe, hast du dich dafür entschieden weiterzulesen. Deshalb werde ich jetzt auch deine Fragen beantworten.
Erstmal zu mir. Ich bin Clarissa Johansen, zu dem heutigen Datum an dem ich das alles niederschreibe bin ich 75 Jahre alt, zu dem Zeitpunkt in der meine Geschichte beginnt bin ich 9 Jahre alt. Mit meinen jungen 9 Jahren war ich blond, hatte blaue Augen, viel zu viele Sommersprossen auf der Nase und war viel zu klein für mein Alter. Manchmal hätte ich mir gewünscht die Sommersprossen wären weniger und ich dafür ein paar Zentimeter größer.
Ich war unglaublich neugierig, hatte eine unglaubliche Fantasie und habe immer in meinem Baumhaus auf dem großen Kastanienbaum gespielt, während ich in meinen Tagträumereien versank, welches mein Vater für meine sechs Jahre ältere Schwester Cassady und mich gebaut hatte, bevor er im Krieg starb. Sehr mitgenommen hatte mich das nicht, denn zu diesem Zeitpunkt war ich gerade 4 Jahre alt. Trotzdem bedeutete mir das Baumhaus viel mehr als meiner Schwester, die viel lieber mit ihren Freundinnen in die Stadt ging um Tee zu trinken und sich über Jungs zu unterhalten. Ich wunderte mich immer darüber, was daran denn so spannend sei. Aber was verstand ich denn schon mit meinen 9 Jahren? Meine Mutter arbeitete fast den ganzen Tag, sodass ich sie nur am Morgen für 10 Minuten, in denen sie immer sehr hektisch und hoch konzentriert war, und an den Wochenenden sah. An den Wochenenden kochte meine Mutter immer Kartoffelsuppe und beschwerte sich am Mittagstisch darüber, dass meine Schwester nicht zum Essen kam und stattdessen irgendwo in der Stadt war. Sie schwor sich jedes mal, sie das nächste mal nicht in die Stadt zu lassen. Und jedes mal lief es daraus hinaus, dass wir wieder einmal am Tisch saßen und sie sich schwor Cassady nächstes mal nicht in die Stadt zu lassen.
Den Rest des Tages verbrachte sie damit, mir die Aufmerksamkeit zu geben die sie an fünf Tagen der Woche nicht geben konnte und überschüttete mich somit mit Küsschen, Umarmungen, Keksen und heißer Schokolade. Ich genoss es, denn ich konnte so viele Süßigkeiten essen wie ich wollte, denn nein zu sagen brachte sie nicht übers Herz. An den Sonntagen gingen wir morgens in die Kirche, was ich wie immer ziemlich langweilig fand und deshalb wie jeden Sonntag viel mehr mit dem Betrachten des kleinen Lichtballs beschäftigt war, als dem Priester zuzuhören. Wenn ich damals gewusst hätte was dieser kleine Lichtball war, wäre ich nicht so still auf der Kirchenbank sitzen geblieben.
Den Rest vom Sonntag verbrachten wir alle drei damit im Garten zu spielen. Eigentlich spielte nur ich. Meine Mutter saß auf dem Gartenstuhl mit einer Kanne Tee und meine Schwester lag mit einer Klatsch und Tratsch Zeitung im Gras und erzählte kaum etwas. Meine Mutter betrachtet mich beim Spielen und sagte wie immer, dass ich eine viel zu blühende Fantasie hätte, genauso wie mein Vater.
Viel zu schnell war es wieder Montag. Und da meine Schwester und ich Sommerferien hatten konnten wir ausschlafen. Als unsere Mutter zur Arbeit ging drückte sie uns beiden eine dicken Kuss auf die Stirn, wobei Cassady das Gesicht zu einer Grimasse verzog, sagte dass sie uns lieb hat und dann die Tür hinter sich schloss. Keine zehn Minuten später war Cassidy auch schon aus der Tür. Zum Teeklatsch, wovon ich ja sowieso nichts verstand.
So kam es also, dass ich den ganzen Tag alleine zu Hause war und mich selbst beschäftigen musste. Meine Spielsachen wurden mir schnell langweilig und den ganzen Tag im Baumhaus zu sitzen war ich leid. Deshalb beschloss ich eines Tages in den an unser Haus angrenzenden Wald zu gehen. Eigentlich war es mir verboten wegen den ganzen wilden Tieren und was wäre wenn ich vom Weg abkomme und mich verlaufe? Meine Mutter versuchte mir mit gruseligen Hirngespinsten Angst zu machen, dass ich ja nicht auf die Idee kam in den Wald zu gehen. Aber das war umsonst, denn ich wusste dass das alles nicht wahr war. Ich wusste dass kein Eichhörnchen zu einem aggressiven Riesen wachsen könnte, der mich jagt bis ich nicht mehr atmen konnte. Oder dass die Gnome und Zwerge die im Wald lebten kleine Mädchen nicht mochten und sie als gefangene nahmen. Vermutlich wusste meine Mutter, das ich ihr das alles nicht glaubte. Doch sie tat es um ihr Gewissen zu beruhigen. Deshalb hörte ich mir das alles an.
Für mich war der Wald ein Ort, wo so viele Geheimnisse nur auf mich warteten. Ein Ort an dem es Elfen, Gnome und Zwerge gab und an dem die Tiere miteinander sprachen. Das einzige was mich bis jetzt davon abhielt in den Wald zu gehen, war die Stille. Denn immer wenn ich im Baumhaus hockte, in den Wald sah und lauschte hörte ich nichts außer ein paar vereinzelte Vögel und die Grillen zirpen.
Doch heute war ich mutig genug. Ich überlegte kurz, ob ich meiner Schwester einen Zettel schreiben sollte wo ich bin. Überlegte es mir aber dann anders. Sollte sie eben einen Schrecken bekommen wenn sie heim käme und ich weg war. Dann würde sie vielleicht mal merken, dass sie ihre kleine Schwester nicht immer alleine lassen sollte. Als ich aus unserer Haustüre, die zwei kleinen Stufen runter auf den Bürgersteig trat, kam mir die Hitze entgegen. Heute würde es wohl wieder besonders heiß werden. Perfekt also für einen kleinen Ausflug in den Wald, wo die Bäume Schutz vor der heißen Sonne boten. Den Schlüssel hing ich mir um den Hals und hüpfte fröhlich in Richtung Waldeingang. Als ich am ersten Baum ankam blieb ich kurz stehen, bewunderte die höhe dieses Baumes, wobei ich wieder einmal bedauerte, dass ich so klein war und lief dann in den Wald. Ich lief nicht auf dem Weg, das wäre mir viel zu langweilig gewesen. Ich lief einfach querbeet über Äste und Beeren. Ich lief keine zehn Minuten da bemerkte ich, dass ich mich getäuscht hatte. Im Wald war es ganz und gar nicht still und nicht einfach nur grün. Nein, es war eine wunderschöne Atmosphäre. Das Licht wurde durch die vielen Bäume und Blätter gespalten, sodass es so aussah als würde die Luft glitzern. Man hörte sämtliche Vögel zwitschern und wenn man genau hinhörte, verschmolz dass Gezwitscher in ein wundervolles Konzert. Die Grillen stimmten mit ein und hier und da hörte man einen Kuckuck rufen und arbeiten.
Ich fand auch einen Platz an dem ich mich hinsetzte. Es war ein kleiner Baumstumpf an einem dicken anderen Baum, auf dem ich saß und den Baum hinter mir als Lehne benutze. Um den Baumstumpf herum waren die Äste und wilden Gewächse abgeflacht. An dessen Stelle wuchs saftiges grünes Gras. Dieser Ort war wie geschaffen für mich und kam sehr nah an meine Fantasien dran. Jetzt fehlten nur noch die Elfen und sprechenden Waldtiere. Aber ich brauchte das nicht unbedingt. Es reichte mir völlig dazusitzen, den Vögeln zu lauschen und hin und wieder diesen auftauchenden Lichtkegel zu beobachten. Der erst wieder weg, dann auf und ab flog und dann immer näher kam. Ich wusste nicht was es war. Ich hatte aber auch keine Angst vor dem Unbekannten Objekt, das da auf mich zu flog. Als es näher kam setzte ich mich etwas auf und betrachtete es genauer. Dabei viel mir auf, dass es genauso aussah wie die Lichtkugel in der Kirche. Das Licht kam weiter aber zögernd auf mich zu. Nun war es nur noch wenige Zentimeter von meinem Gesicht entfernt. Ich streckte meine Hand danach aus um es zu berühren, doch es wich zurück. Ich war enttäuscht aber da viel es mir wie Schuppen von den Augen. Was wäre, wenn es eine Elfe wäre? Zwar hatte ich mir diese immer ganz anders vorgestellt aber woher sollte ich denn auch wissen wie sie aussahen, ich hatte ja noch nie eine gesehen. Wissend, dass dieses Ding mir nichts tun würde Strecke ich meine Hand noch einmal nach ihm aus. Aufgeregt tänzelte es hin und her, als würde es überlegen, ob es wirklich zu meiner Hand sollte. Doch dann kam es zögernd auf mich zu geschwebt, bis es schließlich meine Hand berührte. Diesmal war ich es die zurück zuckte. Als ich den Lichtkreis berührte floss eine wohlige Wärme in meinen Körper und ich fühlte so geborgen wie schon lange nicht mehr. Ungläugib starrte ich das Ding an, wohl auch um zu versuchen irgendeine Gestalt in dem Licht auszumachen. Aber ich sah nichts als den unveränderten Lichtball um den es leicht glitzerte und nun wieder langsam auf meine Hand zuflog.
Diesmal zog ich meine Hand nicht zurück als es sich auf meinem Zeigefinger niederließ und der Lichtball blieb auch wo er war. Auf meinem Gesicht breitete sich ein breites Grinsen auf und ich glaubte zu wissen, dass sich das Ding auch freute, denn es hüpfte leicht hoch und runter. Und ich spürte es, ich spürte, dass es hüpfte, als wenn kleine Füschen gerade einen Freudentanz vollführten. Zögernd sagte ich „Hallo. Wie heißt du denn?“ und wartete gespannt auf eine Antwort. Doch ich hörte nur die entfernten Rufe meiner Mutter, die meinen Namen rief. Ich erschrak mich und das kleine Ding auf meiner Hand musste wohl bemerkt haben, dass uns jemand immer näher kam. Denn es flog erschrocken auf die Höhe meiner Nase, sodass ich schielen musste um es noch zu sehen. Es drehte sich dreimal um die eigene Achse und flog dann davon. Traurig blickte ich ihm hinterher bis das Rufen meiner Mutter mich wieder aus meinen Gedanken holte. Ich musste wohl nach Hause. Also stand ich auf und lief in die Richtung aus der die Rufe meiner Mutter kamen. Als ich sie mich sah, rannte sie auf mich zu und sagte, was sie sich denn für Sorgen gemacht hätte und dass ich das nie wieder tun sollte. Ich nickte nur und folgte ihr nach Hause, wo ich in mein Zimmer ging und mich hinter mein Bett setzte, von wo aus ich einen perfekten Blick auf den Wald hatte. Gedankenverloren schaute ich auf meine Finger, als ich plötzlich bemerkte, dass er glitzerte. Das war eindeutig Feenstaub. Ich hatte es also doch mit einer kleinen Fee zu tun gehabt. Meine ganze Fingerspitze war voller Glitzer, der bei genauerem Hinsehen den Buchstaben E ergab.
Ich überlegte wieso da ein E stand, bis mir einfiel, dass ich nach dem Namen der kleinen Fee gefragt hatte. Ihr Name fing also mit „E“ an. Und da ich es doof fand sie „E“ zu nennen, taufte ich sie auf den Namen „Elaine“. Mit einem Grinsen im Gesicht kuschelte ich mich in mein Bett und nahm mir vor morgen wieder in den Wald zu gehen und meine kleine Feenfreundin Elaine zu besuchen. Mit einem wohligen Grinsen im Gesicht und einem angenehmen Kribbeln in meinem Finger schlief ich ein und träumte von Feen, Zwergen, sprechenden Füchsen und ganz viel Feenstaub.

counterhab ich gern gelesen

Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

Einen Kommentar schreiben

geschrieben von Karo am 06.07.2018:

Der Beginn deiner Geschichte war so anders als sonst geschrieben, sodass ich nicht aufhören konnte weiter zu lesen. Danke für deine wundervolle Kurzgeschichte. Sie liest sich sehr schön.

Weitere Kurzgeschichten von diesem Autor:

Käuzchenschreie
Nur noch ein Türchen