Veröffentlicht: 08.12.2021. Rubrik: Menschliches
Im Moment
Auf meiner Radtour um den Kulkwitzer See stoppte ich auf der Markranstädter Seite. Hier kann ich mich wunderbar auf ein künstlichen Felsen setzen. Die Sonne wärmt mir den Rücken und ich blicke auf einen blau leuchtenden See.
Drei Jungs haben zu tun. Sie schleppen herab gefallene Äste – mal mit Laub behangenen Zweigen mal ohne – von einem Baum zum anderen. Unter dem zweiten bauen sie einen Unterschlupf. Oder besser sie üben sich daran. Jener soll wohl als Burg dienen, die es zu verteidigen gilt. Die kurzen Stöcker werden zu Schwertern und Gewehren. Die Jungs schleppen, machen Pläne und streiten sich. Ein Junge vermittelt. Sie vertragen sich wieder. Die großen Äste werden nebeneinander gestellt, andere darin verkeilt. Solange bis die drei keine Lust mehr haben, oder die Zeit zum Mittagessen gekommen ist. Sie steigen auf ihre Fahrräder und fahren davon. Der Unterschlupf ist vergessen. Der besorgte Organisator, der fleißige Helfer und der eigensinnige Querdenker. Gemeinsam und aufgeregt plappernd kämpfen sie sich den Hügel vom Ufer zum Radweg rauf und fahren davon. Vergessen ist ihr Werk. Kein Foto zum Posten. Kein Video für youtube. Bauen und schaffen für das gemeinsame Spiel in genau diesem Augenblick. War der Unterschlupf gebaut, wurde das Spiel uninteressant. Es zählte nicht mehr, als dass genau diese gemeinsame Zeit am See mit Beschäftigung gefüllt ist. Einen größeren Zweck sollte das Bauwerk nicht erfüllen. Es sollte nur entstehen. Für die Beschäftigung im Augenblick.
Diese Beobachtung hat mich sehr erstaunt. Ich kann das nicht mehr. Was ich – als Erwachsene – anpacke, soll auch beendet werden und einen Nutzen bringen. Aber ich bin auch sehr froh über das Gesehene. Es stimmt: Für ein glückliches Leben, sollte ich auch mal einfach nur dasein.