Alles Ansichtssache

Alles Ansichtssache

Vor Jahren hatte Friedrich einen Unfall. Er stürzte mit dem Fahrrad. Dabei schlug er mit dem Kopf auf. Seitdem hat er sich verändert.

Seine Arbeit hat ihm noch nie Freude bereitet. Friedrich fühlt sich krank und elend.
Nach langen nächtlichen Überlegungen reichte er einen Rentenantrag ein. Wochen später wurde ihm von der Behörde mitgeteilt, dass er keinen Rentenanspruch hat. Mit seinen 53 Jahren und in einem festen Arbeitsverhältnis stehend hätte er keinen Anspruch auf Rentenleistungen.

Der Rentenanwärter war immer wieder wegen Arbeitsunfähigkeit von seinem Dienst befreit worden. Nicht andauernd und in großen Abständen. Weil es notwendig war, arbeitete er, wenn er musste.

Ach, wäre ich nur älter, dachte er. Auf die ihm gesetzlich zustehende Rentenleistung müsste er noch lange warten. Erwerbsunfähigkeit aufgrund Erkrankung kam auch nicht infrage.

So kam er auf die Idee, sich eine Geburtsbescheinigung herzustellen. Anleitungen dazu fand er im Internet. Es gelang ihm auch, eine eidesstattliche Erklärung über sein hohes Alter vorzulegen.
Dann stellte er wieder einen Altersrentenantrag und legte seine Geburtsbescheinigung dazu. Nunmehr schrieb ihm die Behörde, dass er mit seinen inzwischen 55 Jahren und in einem Arbeitsverhältnis befindlich für einen Rentenbescheid nicht infrage kommt. Seine 55 Jahre ergeben sich aus den eingespeicherten Daten. Die Geburtsbescheinigung kann nicht berücksichtigt werden.
Stimmt doch alles nicht, meinte der Betroffene. Er fühlt sich wie 102 Jahre. So steht es auch in der Urkunde.

Mittlerweile hatte sich Friedrich juristisch gebildet. Im Wohnzimmer hinterlegte er einen Leitzordner mit dem Schriftverkehr bezüglich seiner Rente.
Das Sozialgericht ordnete eine Feststellungsklage an. Persönlich muss er morgen vor Gericht erscheinen.
Wie mag der Termin ausgehen?
Im Zweifelsfalle wird eben ein Gutachten
in Auftrag gegeben.

Anmerkungen: Die Geschichte ist frei erfunden. Allerdings ließ ich mich durch Berichte anregen.
Übereinstimmungen mit tatsächlichen Personen sind zufällig und unbeabsichtigt.

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