Veröffentlicht: 06.06.2021. Rubrik: Kürzestgeschichten
Der Tod des freien Wesens
Ich bahne mir meinen Weg durch die Stadt. Vorbei an Alleen und alten Gassen. Mache das was sich kaum einer traut. Ich sehe mich um und sehe Gewimmel, sehe Menschen, die sich nicht mehr wehren können. Sie sind ängstlich, gleichwohl Sie nichts davon wissen. Der schnelle Geist der Zeit, zeitlos fegt er dahin und über Köpfe hinweg. Als könne ihn nichts und niemand von seinem Ziel abhalten, zu wachsen zu vergrößern. Einzuverleiben. Erst waren es Blöcke, schwere Teile, die die Ohren spitzen ließen. Dann wurden Sie kleiner und praktischer. Sie verbanden die Menschen, banden Sie an Verträge und versteckte Kosten. Rechnungen wurden länger und länger, und mit dem Geld entstand ein Markt.
Doch es sollte nicht dabei bleiben. Der schwarze Spiegel wurde zum Verkaufsschlager, schaffte es in jedes Haus, und mit ihm die unsichtbare Macht. Die Wellen der Information segelte auf alles und jeden nieder, der sich nicht mit voller Inbrunst gegen die Entwicklung zu werfen vermochte. Und so entfloh die Privatsphäre von diesem Planeten, zwar nach und nach, doch in einer unaufhaltbaren Entwicklung, welche nur ein einziges Szenario übrigließ. Den vollständigen Verlust der Freiheit.
Doch noch ist es nicht so weit, zwar offensichtlich nicht abwendbar, doch aber in der Zukunft. Und so stehe ich hier, in der Gegenwart, in der ich der einzige in näherem Umfeld zu sein scheine, der diesen Verfall aktiv wahrnimmt, oder seine gerechte Bedeutung erkennt. Doch die Menschen, wie werden sie in Zukunft Leben? Werden sie nach allem Übel ihre Freiheit zurückerlangen? Oder tappen sie weiter im Dunkel der Ignoranz, der Verblendung?
All das sind Fragen, die für mein Wesen und meinen Weg eine untergeordnete Rolle spielen. Ich sehe die Menschen und ich sehe Liebe. Der Tod ist für die Liebe nicht existent. Deshalb ist das Ende der Welt wie wir sie kennen, für die wandelnden Körper, nichts als eine ferne Dystopie, die ihre Schatten lediglich in die Science-Fiction Welt wirft.