Veröffentlicht: 25.02.2021. Rubrik: Persönliches
Die Portugiesin
Und plötzlich war dieser Moment da. Ich fand mich wieder in diesem kleinen, süßen Café in Lissabon. Ich erholte mich gerade von einem stressigen Tag und saß einfach hier in diesem Café. Eine von diesen schnuckeligen, versteckten Geheimadressen, ein Raum zum Wohlfühlen. Ich genoss meinen Cappuccino mit viel Schaum und dazu ein knackig frisches Croissant. Noch viel süßer als dieser Ort, war sie. Sie hatte dunkelbraune Augen, braunes Haar, dass sie wegen der Arbeit hochgesteckt hatte und sie trug eine Schürze.
Sie war klein und flink, sie meisterte ihren Job mit Begeisterung und Hingabe. Es herrschte reger Trubel um mich herum, aber dennoch konnte ich diesen unverkennbaren Duft wahrnehmen. Es roch nach frischem Brot, Kaffee und Croissants. Aber das war nicht alles, der unverkennbare Duft, das war einfach sie. Immer wenn sie an mir vorbei ging, roch ich ihr Parfum und noch etwas anderes, einfach sie selbst.
Diese Frau versprühte mit ihren Augen und ihrem Lächeln unbeschreibliche Funken in meine Richtung und berührte damit einfach mein Inneres. Sie traf mich genau im Herzen, dieser leichte Stich, den wir alle ein wenig kennen, wenn dich jemand flasht.
Mit ihrer herzlichen und offenen Art, begegnete sie ihrer Kundschaft und hatte dazwischen immer wieder Zeit für mich, mir einen Blick zuzuwerfen, einen Augenblick ihrer Zeit, ihres Lebens mir zu widmen. Mir, dachte ich, der Deutschen, der Touristin, die kein portugiesisch versteht. Die hier einfach nur geschäftlich unterwegs ist und auf all das hier nicht vorbereitet war. Versteht mich nicht falsch, ich bin nicht typisch deutsch und kalt oder dergleichen, aber manchmal überfährt einen das Leben auch auf eine positive Art und Weise. Und das war eben dieser Moment.
Als ich noch ein wenig dabei war meine Gedanken zu sortieren, kam sie zu mir an meinen Tisch und fragte mich etwas auf Portugiesisch. Was auch sonst, was erwarte ich, wenn ich in Lissabon sitze?! Ich will gar nicht wissen wie ich sie in diesem Augenblick angesehen habe, aber sicherlich wie eine dumme Touristin, die kein Wort versteht. Also fragte sie mich erneut und diesmal in perfektem Englisch: „Ob sie mir noch einen Wunsch erfüllen könnte?“ und sie warf dabei ihr schönstes Lächeln auf ihre samtig weichen Lippen. Sofort schaltete sich mein Kopfkino ein und ich hatte gefühlt tausend Bilder im Kopf, verwarf diese aber sofort wieder und versuchte gewohnt souverän und seriös rüber zu kommen. Ich antwortete: „Was kannst du mir denn noch schönes empfehlen?“ und ich weiß nicht, ob in diesem Moment vor lauter Aufregung mein englisch plötzlich so grottenschlecht war, aber sie lachte einfach. Lachte sie mich nun etwa aus? Nein, sie antwortete in einem sauberen, klaren Deutsch: „Ich glaube das kann ich dir nicht sagen, sondern muss ich dir einfach zeigen!“