Veröffentlicht: 06.01.2021. Rubrik: Lyrisches
Verliebt
He, kennt ihr das, wenn ihr eure eigenen Worte so oft sprechen oder lesen wollt, dass ein ganzer Tag nicht ausreicht, um dort eure Selbstverliebtheit zu parken?
Ich erlebe es bei mir.
Es sind Texte von gestern oder Briefe aus dem Studium.
Ich lese sie, und lese sie aufs Neue. Mit dem Wissen, das ich mich dadurch ausbremse. Mich ausruhe, auf dieser Schönheit in Lettern.
Dieser Schwung und diese Grazie lassen mein Ego in die Höhe klettern.
Ach und dann duften sie auch noch so gut, nach Charme und Reimen.
Sie funkeln und glänzen.
Worte aus meinem
Mund sind toll, so schnörkelvoll.
Sie sind geistreich und manchmal sind sie antik.
Oft bleiben sie steh‘n
vor offener Tür bereit hineinzugeh‘n,
um bewundert zu werden.
Doch manchmal werden sie abgelenkt von einem weiteren wahnwitzigen Schwall geistreicher Klugheit und verbinden sich mit ihm zu heroischer Kraft.
Und so schafft
ein kleiner Konjunktiv einen ganzen Raum von Kritikern.
O ja, diese Worte der Anmut und glanzvolle Sätze beschließen dann endlich das Meisterwerk.
Bis dann der Meister merkt,
dass kann es nicht sein,
das Wunder, was erwartet wird
und beginnt von Neuem.
Und der Neubeginn fängt immer an mit Selbstverliebtheit.