geschrieben 2019 von Timo Jäckel (Navarone).
Veröffentlicht: 27.10.2020. Rubrik: Nachdenkliches
Walter und der Tod
Die Geschichte von Walt Roose
Jetzt saß Walt Roose dort. Er hatte die alte Luger seines Vaters vor sich auf dem Tisch liegen, daneben stand eine Flasche Scotch. Es war nicht irgendein Scotch, sondern der 35 Jahre alte Glenfiddich, den er zu seiner Hochzeit von einem Onkel bekommen hatte. Er versuchte sich an dessen Namen zu erinnern, aber er hatte ihn bei seiner Hochzeit vor fast 20 Jahren zuletzt gesehen. Was für ein Tag- er ahnte damals noch nicht, dass dieser schicksalhafte Tag sein Leben in den Ruin stürzen sollte.
Was war das Leben damals noch leicht- er war jung, seine Frau schwanger, und er wusste, dass seine Farm problemlos genug Geld abwarf um eine Frau und ein Kind zu ernähren. In den letzten Jahren war das kaum noch möglich. Er hatte Land verkaufen und Erntehelfer reduzieren müssen um noch überleben zu können. Die Preise für Raps waren im Keller, seit fast alle Bauern der Umgebung auf den Biogas Zug aufgesprungen waren.
So hart er auch arbeitete; es war nie genug übrig um den Hof richtig führen zu können oder gar Geld auf die Seite zu legen.
Seine Frau war nun gestorben, das war jetzt einen Monat her. Oder waren es schon zwei? Er konnte es nicht mehr sagen. Wieder goss er sich einen Glenfiddich ein. Was für ein edles Getränk, genau richtig für seinen Todestag, denn heute wollte auch er sterben. Er nahm einen Schluck und drehte die Pistole auf dem Tisch.
Sie hatten seine Frau geholt. Von ihnen gab es zur Zeit seiner Hochzeit noch nicht viele, doch es wurden mehr oder sie waren aktiver geworden. Kaum jemand konnte sich noch nach Einbruch der Dunkelheit raustrauen, denn nachts kamen sie raus um zu töten.
Niemand wusste was sie eigentlich waren; Geister, Dämonen oder der Teufel selbst. Es gab auf jeden Fall keinen belebten Winkel auf der Welt, der von ihnen verschont blieb.
Bei Sonnenuntergang verriegelten die Menschen ihre Türen, um das Böse da draußen nicht rein zu lassen. Seine Tür stand heute offen, obwohl die Sonne seit etwa einer Stunde untergegangen war.
Ihr war es damals egal. Seine Frau hatte sich rausgetraut- fast jede Woche schlich sie sich raus. Sie dachte er würde nicht merken, dass sie das Ehebett verließ und hinaus in die Nacht verschwand. Er wusste auch wo sie hin ging. Karl Lindström hieß er. Sie betrog ihn mit einem scheiß 20- jährigen.
Walt hatte oft über eine Scheidung nachgedacht- aber wie konnte er? Irgendwo liebte er sie ja, auch wenn sie das Talent hatte ihn zur Weißglut zu treiben. Ihr schien der Hof auch völlig egal zu sein.
Aber eine Scheidung? Er ließ sie machen und nahm sich vor, sie irgendwann einmal zur Rede zu stellen- oder aber Karl eine gehörige Abreibung zu verpassen- damit er lernte, die Finger von seiner Frau zu lassen. Doch hatte er soviel mit Rechnungbezahlen und dem Hof zu tun, dass er es über Monate vor sich hinschob. Er hatte keine Angst davor was die Nachbarn denken würden, schließlich waren sie ohnehin eines der wenigen Paare gewesen, die noch nie geschieden waren oder in einer Patchworkkonstellation lebten. Manchmal hatte er das Gefühl, dass er sich eher für ihre lange Ehe schämen müsse, weil das so altmodisch war. Er tat es aber nicht, dachte nun aber, dass eben dies zur Zeit ihrer Hochzeit auch noch anders war; da ist man sich noch treu geblieben. "Scheiß Zeiten, in denen wir leben" dachte er wie so oft.
Er exte sein Glas und goss wieder nach. Er war längst darüber hinaus lediglich einen Finger breit Whiskey in sein Gefäß zu füllen. Das Glas war fast voll mit dem goldbraunen Stimmungsaufheller. Doch der Schnaps hellte seine Stimmung nicht auf, er hatte es aber auch nicht erwartet. Nachdem er die Flasche wieder auf dem dunklen Holztisch abstellte, bedauerte er, dass sie fast leer war und drehte wieder die alte Luger. Auch wenn die Pistole mindestens 70 Jahre alt war, wusste er, dass sie noch funktionierte. Sein Vater hatte sie bis zu seinem Tode gut gepflegt. Außerdem hatte er selbst sie vor einem Jahr noch beim Dosenschießen auf der Koppel ausprobiert.
Er sah einen Moment wie hypnotisiert auf das Weltkriegsrelikt. Es drehte sich immer nur ein paar Runden lang, dann musste er ihr wieder einen Schups geben.
Er Zog seine Schachtel Luckies aus der Brusttasche seines karrierten Hemdes, und zündete sich Eine an; dabei starrte er auf die Glut seiner Zigarette. Sollte er seinen Hof einfach abfackeln, bevor er sich erschoss? Nein, er dachte an seine Tochter, sie konnte nichts dafür, dass ihr Vater ein Feigling ist. Sie studierte Agrawissenschaften in der Stadt, einige Kilometer entfernt. Er würde ihr natürlich den Hof hinterlassen, vielleicht schaffte sie es ja den Karren nochmal aus dem Dreck zu ziehen. Er zog wieder an seiner Zigarette und bließ genüsslich den Rauch aus. Mit dem Selbstmord verhielt es sich ähnlich wie mit dem Sprung von einem 10 Meter Brett im Schwimmbad- umso länger man wartete, desto mehr Schiss bekam man davor.
Nun sah er rüber zu seiner offenen Flurtür. Vielleicht kam ja auch gleich einer von diesen nachtaktiven Bastarden ins Haus geschlichen und schupste ihn vom Sprungturm.
Nun drückte er seine Kippe aus und nahm die Waffe in die Hand. Irgendetwas hielt ihn davon ab es selbst zu tun, ein unsichtbarer Faden der ihn am Leben hielt. Wieso? Sein Leben war ein Haufen Scheiße. Seine Frau war eine Hure, sein Hof ging nach drei Generationen im Familienbesitz pleite, seine Tochter konnte ihn nicht leiden (er hatte gedacht, dass sich das nach der Pubertät legen würde, tat es aber nicht) und obendrein war sein Scotch auch gleich alle.
Er legte sich die Luger an die Schläfe. "Na komm schon, Walt. Schieß endlich, du Feigling," sagte er zu sich selbst mit einer heiseren, lallenden Stimme. Doch er tat es nicht. Nun sprang er auf und warf den Aschenbecher gegen die Wand, der in tausend Stücke zersprang. Asche und Zigaettenstummel verteilten sich quer durch den Raum. "Scheiße! Verdammte Scheiße!".
Er tobte vor Wut. Kippte den alten Fernseher von dem Tischchen und riss seine alte Stereoanlage von der Wand, um sie in die selbe Ecke zu schleudern, in der der Fernseher schon lag. Doch er beruhigte sich sofort wieder, merkte aber, dass diese kleine Zerstörung ihm gut getan hatte. Auch wenn er dadurch erkannte, wie betrunken er wirklich war. Er konnte kaum aufrecht stehen, zündete sich noch Eine an und setzte sich wieder auf seinen Stuhl um sein noch immer fast volles Whiskeyglas in einem Zug zu leeren. Walt zog von seiner Zigarette und genoss, wie sich der Whiskey warm in seinem Magen ausbreitete.
So saß er 10, 20 oder 30 Minuten da. Ihm wurde klar, dass er sich heute nicht in den Kopf schießen konnte. "Nicht einmal das kannst du," sagte eine Stimme in ihm. Er war enttäuscht von sich selbst.
Seine Gedanken schossen wieder einmal durcheinander. Es war nichts mehr aufgeräumt in ihm, es gab auch keine Vernunft oder Logik mehr. Darüber war er längst hinaus. Gedanken kamen und Gedanken gingen, es schien als hätte Walt längst jede Kontrolle darüber verloren.
Er musste an die Beerdigung seiner Frau denken.
"Das ganze Dorf war da, selbst der Lindström Junge, der sie gebumst hat..." dachte er. Fast wäre er damals auf ihn losgegangen, konnte sich aber noch beherrschen. Eine Beherrschung die er nun einige Wochen später nicht mehr gehabt hätte.
Jasmin, seine Tochter, hatte an diesem Tag kaum ein Wort mit ihm gesprochen. Machte sie etwa ihn dafür verantwortlich? Er wusste es nicht. "Sollen sie doch alle zur Hölle fahren!" nuschelte er leise. Er versuchte seinen Kopf zu heben, der in der Lehne zurückgefallen war, konnte es aber nicht.
Aber bald war er daran aufzustehen, er musste auf Klo. Oder sollte er einfach laufen lassen und sich nicht darum kümmern? Nein, er stand auf. Langsam und leidig schob er sich erst durch das Wohnzimmer in dem er saß, vorbei an dem Trümmerhaufen, bestehend aus Stereoanlage und Fernseher. Er blickte darauf und musste einen Moment anfangen zu lächeln. Er schleppte sich weiter in den Flur. Noch immer stand die Haustür weit offen, sodass er in die Dunkelheit blicken konnte. Für einen Moment lief ihm ein kalter Schauer den Rücken herunter, dann fing er sich wieder; für ein Gefühl oder einen Gedanken der länger als zwei Sekunden anhielt, war er zu voll und er musste nunmal ins Bad, sonst würde es gleich ein Unglück geben.
"Hey, Roose, komm raus," flüsterte eine heisere Stimme, als er der Tür einige Schritte näher kam. "Fick dich!" lallte er zurück und taumelte weiter zur Toilette. Der Weg kam ihm unglaublich weit vor, wobei er schon oft besoffen, nachts vom Wohnzimmer zum WC getaumelt war, aber nie stand dabei nachts die Tür offen. Das Böse schien ihn zu beobachten. "Roose," nun klang die Stimme etwas zischender als vorher, "Roose, komm zu mir." Er blickte zur Tür. Das musste einer von ihnen sein. Er wollte nach draußen um ihn fertig zu machen. "Ja, ich komm gleich, du Arschloch" gab er zur Antwort, "aber erstmal muss ich pissen." Den zweiten Teil nuschelte er in sich hinein als wolle er mehr sich selbst als das Wesen in der Dunkelheit daran erinnern. Endlich hatte er die Tür erreicht. Nur wenig von dem was seine Blase verließ erreichte auch die Kloschüssel, das meiste landete auf auf seinen Schuhen und dem kleinen Teppich vor dem Klo, den seine Frau dort ausgelegt hatte. Das kleine Stoffding lag dort nun seit Wochen und er hatte so oft darauf gepisst, dass es sich von weiß auf gelb verfärbt hatte. Das ganze Bad stank nach Urin und Schweiß, doch es kümmerte ihn schon längst nicht mehr. Er hielt mit einer Hand seinen Penis fest, mit der anderen lehnte er sich an die Wand, damit er nicht umfiel. "Ja," dachte er " Ich hab meine Knarre dabei, ich geh gleich da raus und verpass diesen Viechern einen Arschtritt." Er lächelte wieder, diesmal bei dem Gedanken daran diese Monster abzuknallen und die Welt so wenigstens von ein oder zwei davon zu befreien.
Nachdem er fertig war schleppte er sich mit offenem Hosenschlitz wieder raus in den Flur. Einige schwerfällige Schritte später stand er in der Tür und füllte seine Lungen mit der frischen Oktoberluft. Schon nach ein oder zwei Atemzügen merkte er, wie er etwas nüchterner, aber dennoch längst nicht nüchtern wurde. Jetzt kam der schwerste Schritt, der über die Türschwelle. "Komm schon Walt, jetzt treten wir in Ärsche" feuerte er sich selbst an. Er maschierte los, stand nun auf seinem großen Vorplatz, der groß genug war um Treckern und LKWs das Wenden zu ermöglichen.
Der Himmel war so bedeckt, dass kein Mond zu sehen war. Es war eben Oktober, da gab es nur selten wolkenfreie Nächte.
"Da bist du ja, Roose" flüsterte es wieder. Roose sah sich um und sah einen Schatten hinter seiner Scheune verschwinden. Er schoss. Die Kugel verfehlte das Ziel und traf die Mauer des Gebäudes.
Er torkelte dem Schatten hinterher. Bald stand er vor seiner Koppel. Wieder sah er den Schatten in der Ferne. Diesmal stand er in der Mitte seiner Koppel. Wieder schoss der Mann ins Dunkel hinein. Wieder traf er nichts. Er öffnete den Stacheldrahtzaun an einer Vorrichtung an einem der Zaunpfähle.
Seine Stiefel versanken einige Zentimeter im Matsch, als er die Wiese betrat. Als er etwa in der Mitte angekommen war und sich umsah, Blickte er plötzlich in ein schwarzes Gesicht. Es erschien plötzlich vor ihm. Er konnte in der Dunkelheit der mondlosen Nacht nicht viel erkennen, es war eine Art schwarzer Rauch, der ein Gesicht geformt hatte. "Hallo Walt," flüsterte die Stimme. Bei dem Versuch einen Schritt zurück zu treten um in Schussposition zu kommen, blieb sein Stiefel im Schlamm stecken. Er fiel in die kalte, schwarze Brühe. Seine Pistole hielt er aber immernoch in den Händen und begann zu schießen; ein-, zwei-, dreimal. Die Projektile flogen einfach durch das Monster hindurch. "Spar dir das" flüsterte das Wesen nun wieder ohne jedes Zischen in der Stimme. Roose sah es ein, seine Pistole würde ihm hier draußen nichts nützen, er ließ sie in den Schlamm sinken. Einige Sekunden des Schweigens traten ein. Das Wesen gab keinen Laut von sich, es schien einfach nur ein schwarzer Schleier mit Gesicht zu sein, der lautlos vor dem Mann stand und ihn ansah. "Und jetzt?" stieß Walt nach einigen Sekunden hervor. "Ich wollte dich schon lange holen. Weißt du auch warum, Walter?"
"Keine Ahnung" gab er zurück.
"Weil du ein Stück Scheiße bist. Du bist kein Opfer, Walter, du bist das Problem. Darum hol ich dich heute Nacht. Dein Leben ist ein Haufen Scheiße."
Eine klare Ansage. Er hatte damit gerechnet in Stücke gerissen zu werden, und irgendwie wurde er das auch. Das ahnte er. "Was für'n Scheiß," stieß er aus, obwohl er ahnte, dass das Wesen Recht haben könnte. "Warum bin ich das Problem, wenn meine Frau den Nachbarsjungen vögelt und von euch getötet wird? Es ist auch nicht meine scheiß Schuld, dass die Zeiten so scheiße geworden
sind."
"Doch," nun wieder zischend, "es ist alles deine Schuld." Walt merkte kaum noch den Alkohol in seinem Blut, sein Rausch war nahezu verschwunden. Er dachte angestrengt nach.
"Du hast sie geprügelt Roose, alle Beide."
"Aber nur, wenn sie es verdient hatten, einer musste Jasmin ja erziehen, ihre Mutter hat das ja nicht gemacht!" der Mann wurde lauter. Seine Wut über diese Bemerkung ließ seine Angst verschwinden. "Nein, du warst ein Monster, du hast deine Frau geprügelt, wenn sie dich vom Saufen abhalten wollte und deine Tochter, wenn sie vor dem Fernseher saß. Du bist ein Stück Scheiße, Walter Roose."
Hatte es recht? War er ein Monster gewesen? Ihm war schon mehr als einmal die Hand ausgerutscht, aber er stand nunmal auch unter wahnsinnigem Druck.
"Und zu wem sollte sie denn gehen, wenn sie Angst vor ihrem Mann hatte?" "Du hast sie geholt!" schrie Roose. "Ich habe sie von dir befreit," auch die Stimme erhob sich, "so wie ich heute Nacht das ganze Dorf von dir befreien werde." Walt blieb still. Dachte aber bei sich, dass es ja eine schöne Gerechtigkeit wäre, seine Frau mit dem Tod zu befreien und ihn zu bestrafen.
Da wurde das Wesen größer, nun war es, das eben noch auf Augenhöhe mit Walt war, 2,50 m Groß.
"Wer spricht denn von Gerechtigkeit? Der Tod ist nicht gerecht und auch nicht logisch. Der Tod ist für mich ein Mittel zum Zweck und für euch eine Notwendigkeit. Mal strafend, mal befreiend aber sicher nicht gerecht". Hatte Roose seine Gedanken ausgesprochen?
Ihm wurde bewusst, dass er heute sterben würde. Eigentlich hätte es ihm Angst machen sollen, aber das machte es nicht. Ganz im Gegenteil, die Entscheidung wurde ihm nun abgenommen, er würde sterben, das war sicher. Da fielen ihm die Zigaretten wieder ein. Er fischte sie aus seiner Hemdtasche und kramte das Feuerzeug aus seiner Hosentasche, das zwar auch etwas Matsch abbekommen hatte, aber noch funktionierte. Er setzte sich auf und steckte sich Eine an. Das Wesen erschien ihm jetzt weniger als eine Gefahr, wenn er sie auch nicht aus zu Augen lassen wollte. "Walter," setzte die Stimme wieder an, "ich bin nicht dein Freund. Ganz im Gegenteil, ich verabscheue dich. Du bist Abschaum und nichts anderes. Möchtest du wissen, warum dein Hof pleite ist?" "Nein, ich scheiß drauf, ich weiß warum meine scheiß Farm nicht mehr läuft." "Nein, du denkst es zu wissen, dem ist aber nicht so, Walter, andere Farmen laufen noch, deine nicht. Es ist nicht wegen den harten Zeiten. Deine Farm ist pleite, weil du ein beschissener Säufer bist. Du hast deine Farm einfach nicht im Griff. Wie oft hast du verpennt weil du zu voll warst? Wie viele Helfer hast du in einem Wutausbruch gefeuert? Du bist ein Versager, Walt."
Das war zu viel, Walt versuchte aufzustehen, aber das Wesen stieß ihn immer wieder mit mächtigen Hieben um.
"Mach dich nicht lächerlich, alter Mann" fauchte die Stimme wieder, diesmal sehr laut.
Walt schwieg, was blieb ihm anderes übrig? Nichts, verdammt, diese Stöße die ihn im Matsch bleiben ließen hatten ihm gezeigt, dass er keinerlei Macht mehr hatte. War das sogar vielleicht ein gutes Gefühl? Es war ihm nicht klar. "Stimmt. Du hast keine Macht mehr, die habe ich."
Es herschte absolute Stille. Nur der Wind war zu hören, der das Restlaub von den Bäumen bließ.
Eine Lücke in der sonst so dichten Wolkendecke ließ Platz für den Mondschein. Nur einige Sekunden, vielleicht eine Minute lang wurde die Nacht ein wenig erhellt. Walt nutzte die Zeit um sich das dunkle Wesen anzusehen. Es hatte ein Gesicht, auch wenn es sich in dem schummrigen Licht nur ganz wage abzeichnete. Der ganze Körper war lediglich eine schwarze, rauchige Säule, die sich kontinuiertlich veränderte. Die Minute war vorbei, die Wolken verdeckten wieder den Mond und das Wesen hatte diesen Moment der Begutachtung über sich ergehen lassen.
In dem Moment, in dem der Mond wieder verdeckt wurde musste er wieder an das denken, was das Wesen über ihn gesagt hatte.
"Ja, du weißt, dass es wahr ist." Er konnte es in seinem Gedanken spüren. Es wusste was er dachte. Es ging in seinem Verstand umher, mächtig ihn um denselben zu bringen. "Ja, du hast recht. Jetzt nimm mich mit" keifte Walt.
"Gut, dass du es dir anders überlegt hast." Walt spürte wieder die Pistole in seiner Hand. Er sah sie an. Sie war voller Schlamm. Er hört wieder die Stimme: "Sie wird funkionieren."
"Ihr seid teuflisch" dachte er, wissend, dass seine Gedanken gelesen wurden. "Nein, flüsterte die Stimme, wir sind DER Teufel."
Eine Woche später wurde auch Walter Roose auf dem Friedhof des Dorfes begraben. Wie schon so soviele vor ihm, war er ihnen zu Opfer gefallen. Zu seiner Beisetzung kamen lediglich der Dorfpfarrer und der Totengräber.
Es kurzes Gebet, ein anonymes Grab, ein Toter mehr.