Veröffentlicht: 02.10.2020. Rubrik: Unsortiert
MÄUSELEBEN
Mäuseleben? Zu erfahren in meiner heutigen Wochengeschichte
MAUSETOT
Der Briefkasten ist noch zu leeren. Eine Tätigkeit die ich stets herauszögere. Denn Rechnungen, Mahnungen, Aufforderungen und Steuerbescheide die dieser ausspuckt sind alles andere als angenehm. Doch einmal die Woche ist auch diese Arbeit zu erledigen. Ansonsten droht überquellende Beschwemmung des Hauseingangs und Nachbarn würden sich beschweren. In meine privaten Angelegenheiten Einblick nehmen können. Und das mag ich ihnen keinesfalls gönnen. Nie. Nimmer. Also suche ich nach dem Schlüsselchen. Es ist winzig im Vergleich des möglichen Ärgers den ich durch sein Einstecken und drehen mir einhandeln kann. Treppenstufen langsam angehen. Herauszögern! Ein Schwätzchen mit der Nachbarin? Doch sie, die sonst beinahe im Treppenhaus wohnt, ist nicht zu entdecken. In den sauren Apfel beissen. Langsam den Schlüssel aus der Schürzentasche herausklauben. War doch dort verstaut? Wühle. Ein angenehmes Gefühl. Zeitschinden, als sei diese eine Zwiebel. Eine Orange. Mit Säurespritzern. Doch die Tasche gibt keinen Geruch wieder. Ah! Da! Nichts mehr zu Verlängern. Kalt fühlt sich das Metall an. Das Metallchen. Einstecken. Drehen. Sapperlot, hätte wirklich noch warten können. Nur ein Zettel im Kasten. Betreibungsferien? Ämterstreik? Nehme den Zettel. Falte diesen auseinander. Hmm?
Einzig ein Wort steht da. In Grossbuchstaben: MAUSETOT. Was soll das? Na ja, möglicherweise ein Schülerscherz. Oder doch ernst gemeint? Wünscht ein Gläubiger meinen Tod? Nein, würde ihm ja nichts bringen. Würde dann erst recht in die Röhre gucken. Nicht mehr hoffen können. Hoffen auf den Lottogewinn den ich erringen könnte. Oder den Erbonkel aus Amerika. Vernichten befiehlt meine Cleverness die sich gewaschen hat. Gewaschen mit Intelligenzquotienten. Nicht mit Wasser. Nehme ein Streichholz zur Hand. Lustig brennt das Zettelchen. Gibt Wärme ab. Und ich lebe fröhlich weiter. Bin nicht mausetot. Quicklebendig! Gehe zurück in meine vier Wände. Nein es sind acht. Ein Nachtmahl nicht vergessen bevor ich in die Nachtschicht aufbreche. Den Job habe ich bereits seit drei Wochen inne. Ein Rekord. Sonst schaffe ich meist nur 10 Tage bevor ich mich mit dem Boss oder der Bossin anlege. Gefeuert werde wie das inkriminierte Zettelchen. Maloche meine acht Stunden. Widerwillig. Ich gebe es ja zu. Die Vorgesetzte nervt mich bis aufs Blut. Aber ich halte durch. Zumindest heute Samstag. Am Sonntag Ruhetag. Ach, was für ein Segen. Komme nach Hause. Müde, abgearbeitet. Schleiche das Treppenhaus hoch. Was liegt da untergeschoben bei meiner Wohnungstüre. Ein roter Zettel! Die Wohnungskündigung? Lasse ich keineswegs zu. Werde alle Rechtsmittel ergreifen die möglich sind. Bücke mich. Nehme den Zettel zur Hand: mausetot. Diesmal in Kleinbuchstaben. Darunter: Laden sie diese App im AppStore subito herunter, sonst ...! Ausrufezeichen dick. Nur drei Pünktchen davor. Was soll das? Trete ein. Nehme mein Smartphone. Gehe ausser Atem in den AppStore. Suche nach MAUSETOT. Finde MAUSSIMULATOR. Lade herunter. Und verschwinde im Mauseloch das sich ungeheuerlich gross, wie ein Canyon, vor mir, links in einer meiner acht Wände öffnet ...
HAARSTREUBENDE GESCHICHTEN
Aus meiner Feder:
"Loeb's Kurzgeschichten sind für ihre Originalität und Fantasie bekannt. In diesem Band übertrifft er sich selbst! Aus dem Vollen, aus dem Leben und seinen Absonderlichkeiten lassen diese zum Nachdenken, Schmunzeln und im eigenen Kopf Weiterführen ein. Anregend, voller Skurrilität, ein Spiegelbild des verfremdeten Alltags wie wir diesem besonders in dieser verrückten Zeit begegnen!"
Und hier gleich die Leseprobe:
DER HAARAUFSTAND
Also, Sie können mir glauben, so ein Haaraufstand ist nichts Angenehmes. Haare behelligen ja meist kaum. Gepflegt geben sie dem Aussehen einen oder gar zwei Kicks. Und das ist gut so. Sie unterscheiden sich damit echt von Zähnen. Diese helfen auch dem Aussehen, aber au Backe, wenn Zähne oder auch nur ein Zahn den Aufstand übt, wird es unlustig, schmerzhaft oft, bis hin zum Punkt bei dem ein solcher Unruhestifter exekutiert werden muss. Abgesetzt. Entfernt. Ausgerissen. Doch ich berichte nicht von Zähnen und deren Unarten. Die Schmerzerinnerung hat mich abgelenkt. Entschuldigen Sie mich, obwohl ich keine Schuld trage. Zurück also zum Haaraufstand. Er begann ganz harmlos. Eines Morgens stellte ich beim Kämmen fest, dass ein Haar, es war leicht ergraut, was mich besonders ärgerte, also, dass dieses eine Haar bereits ergraut war und sich dicker anfühlte als die übrigen, glatten, geschmeidigen. Ich fragte mich weshalb ein Haar aus der Reihe tanze. Ein Zufall? Und doch kein Zufall, denn das Haar liess sich nicht bändigen. Trotz all meiner Bemühungen mit Bürste, Kamm, Wasser und Lack hob es sich von den anderen ab, erhob sein Haupt weit über die Masse und ich vermeinte an ihm ein verräterisches Grinsen zu erkennen.
„Mein Alter“ liess sich darauf das Haar lauthals vernehmen, „mein Alter, Du und ich werden alt. Die Geschmeidigkeit der Jugend lässt mich bereits kalt“.
„Mich jedoch nicht“, entgegne ich schrill diesem widerlichen Haareswicht und reisse ihn aus.
Kostenlos auf Kindle unlimited lesen oder als e Book
(ASIN: B074PDBL55) für € 2.99 oder als Taschenbuch
(ISBN-13: 978-1522065692) für € 5.84 kaufen.
Gute Herbstzeit wünscht herzlichst
Ihr François Loeb