geschrieben 2020 von Larissa Altkemper (LarissaAltkemper).
Veröffentlicht: 20.07.2020. Rubrik: Persönliches
Im Schatten des eigenen Daseins
Ich spürte ihre Anwesenheit. Ihre Silhouette warf einen Schatten auf die gepflasterte Straße. Lange beobachtete sie mich und verfolgte meine Schritte.
Immer auf der Hut versteckte sie sich in der Nacht. Sobald die Dunkelheit hereinbrauch, zeigte sie ihr wahres Gesicht. Flüsterte verfälschte Worte, die am Morgen zur eigenen Wahrheit mutierten.
Ich sah sie überall. Sah mich überall.
Gestern erst glaubte ich, sie besiegt zu haben. Hoffte, einen neuen Anfang zu finden. Sie betrog mich, ließ mich in alte Muster verfallen und wahrte den Schein. Sie drängte mich zu Verhaltensweisen, mit deinen mir eine Identifikation nicht gelang. Sie verschleierte meine Taten mit einem unsichtbaren Glanz, der mich zu erdrücken drohte, je enger er sich um mich schnürte. Es waren winzige Bruchstücke, Millisekunden, in denen Wörter fielen, die noch Tage später in meinem Geist umherwandeln und meinen Willen in Besitz nehmen.
Unnötig, das war vieles im Leben. In ihrem und meinem – in unserem. Unnötige Gaukelein, Geplänkel und Grabreden. Unnötige Perfektionen der eigenen Imperfektion.
Überall spürte ich ihre Anwesenheit. Spürte sie an mir zerren, bei dem Versuch, mich zu verändern. Fälschlicherweise bin ich gleichzeitig ich und derweilen wieder nicht.
Ich bin gefangen, in einer Version von mir. Gefangen durch die Angst des Verlusts eines Teils von mir, der mich zerfrisst und auszulöschen droht. Wer bin ich, ohne mein Ego?