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geschrieben von DER WORTKOTZER.
Veröffentlicht: 07.03.2020. Rubrik: Fantastisches


RPK1/9

1. 4 LEBEN

BOSS DES DROGENRINGS:
Mein Name ist Romero Gonzales. Eines Nachts fanden wir den Schwarzen John Dark, von der Polizei brutal zusammengeschlagen, unweit unseres Hauptquartiers. Sie hatten angenommen, er gehöre zu uns. John war vor kurzem illegal eingewandert, auf der Suche nach einer Zukunft. Der Medicus leistete ganze Arbeit. Kurz darauf war John Mitglied der Gang. Morden und Drogen waren unser Geschäft. John, intelligent und loyal, wurde alsbald mein engster Vertrauter. Drei Monate später flogen wir bei der Übergabe von Drogen im Wert von 70 Millionen Dollar auf. Die gesamte Gang wurde verhaftet und bis an ihr Lebensende weggeschlossen. Bis auf John Dark. Er blieb für immer verschwunden.

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DER OBERSTE VORGESETZTE:
Mein Name ist Benjamin Carliel. Ich bin Assistant Director des FBI. Eines Tages erzählte mir jemand von dem damals 23jährigem Sergeant Christian Stark. Aufgewachsen in den Slums von Mega-City hatte er sich als unterprivilegierter Schwarzer zielstrebig nach oben gekämpft. Entgegen allen Prognosen hatte er den Schulabschluss geschafft und war vor knapp 3 Jahren in den Polizeidienst eingetreten. Sein Ziel war, an vorderster Front für Gesetz und Ordnung zu kämpfen, sein Aufstieg atemberaubend. Ich stellte ihn persönlich ein, und hielt seine Zeit Monate später, nachdem er sich als Special Agent aufs Beste bewährt hatte, für gekommen. Seine Aufgabe bestand darin, als Undercover-Agent einen Landesweit agierenden Drogenring auffliegen zu lassen. Eine höchst anspruchsvolle, sehr gefährliche und teilweise auch äußerst schmerzhafte Aufgabe. Stark, ab nun John Dark, war wie ein American Pitbull, dem man ein Stück rohes Fleisch hingeworfen hatte.

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ER SELBST:
Mein Name ist Finn Deaken. Adoptiert von einem Miliardärsehepaar, Leiter von COMPOWER-INDUSTRIES, lebe ich auf dem weiten unberührten Land unter ihrer liebevollen Obhut. Kurz vor meinem 20sten Geburtstag ruft mich meine Mutter zu sich.

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SEINE MUTTER:
Eigentlich war er weder John Dark, Christian Stark, bzw. Finn Deaken, noch war ich seine leibliche Mutter. REPLIKANT NR9 war ein Leihroboter der ersten Generation. Von Anfang an war mir klar, dass er etwas ganz besonderes ist. Je nach Auftrag wurde er umprogrammiert. Als eines Tages der Director des FBIs höchstpersönlich anruft, RPK1/9, inzwischen Mitte 50, war klar, dass dies sein letzter Einsatz sein würde. Mit dem Erreichen des 60sten Lebensjahres musste jeder RPK der ersten Generation deaktiviert werden.

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„Wir werden uns wiedersehen Finn.“ Sie umarmt ihn, drückt sanft die beiden Punkte in seinem Nacken, RPK1/9 ist deaktiviert. Tränen rinnen über ihr Gesicht. Es ist, als hätte sie ihr einziges Kind verloren.
Kurz darauf wird er verschrottet.


2. NUR EIN WUNDER

Lärmschutz war in der Halle Vorschrift. Sie lag fern jedweder Zivilisation tief unter der Erde. Im Minutentakt wurden REPLIKANTEN aus dem ganzen Land angeliefert. Auf dutzenden Fließbändern rollten sie unaufhaltsam ihrem Schicksal entgegen. Reparieren oder verschrotten. RPK1/9 sollte verschrottet werden.

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Es war ein schwülheißer Sommerabend, typisch für den Süden. Menschen drängten sich durch die total überfüllten Einkaufsstraßen der Stadt, als plötzlich ein Wagen mit hoher Geschwindigkeit in die Fußgängerzone raste. Eine Gruppe junger Frauen, auf dem Weg nach Hause, brachte ihn zum Stehen. Schreiend liefen die Menschen davon. Überall war Blut. Die Verletzten wimmerten vor Schmerzen. Einige riefen um Hilfe. Der Wagen wendete, der Fahrer floh. Aber niemand half. Niemand bis auf einen jungen Sergeant. Er forderte per Funk einen Streifenwagen und mehrere Krankenwagen an. Bis sie eintrafen nahm er sich einer hochschwangeren Frau an und redete ihr gut zu.

„Sie schaffen das Mme. Halten sie aus. Ich bin bei ihnen.“

Eine halbe Stunde später waren alle in ein nahegelegenes Krankenhaus gebracht worden. Kurz darauf gebar die Frau einen gesunden Sohn und verstarb. Ihr Mann wollte sich trotz seiner Trauer bei dem hilfsbereiten Sergeant bedanken. Seine Frau hatte ihm kurz vor ihrem Tod noch alles erzählt. Der gesuchte Samariter aber blieb spurlos verschwunden. Tage später bekam die ortsansässige Polizei einen anonymen Anruf. Daraufhin fanden sie den Fahrerflüchtigen gefesselt in seiner Wohnung vor, das unterschriebene Geständnis auf dem Schreibtisch.

Der Vater und sein Sohn aber wurden beste Freunde.

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Diese Nachtschicht war Ajoscha einem der vielen Verschrottungsfließbänder zugeteilt worden, als plötzlich etwas seine Aufmerksamkeit erregte. Irgendwo hatte er dieses Gesicht schon einmal gesehen. Aber wo? Verwirrt starrte er ins Leere. Da fiel es ihm wieder ein. Aber konnte das denn überhaupt sein? Die Wahrscheinlichkeit ging sicherlich gegen Null. Er war ihm kurz vor dem Besuch seiner Frau auf dem Gang der Intensivstation zum OP entgegen gekommen. Es war ein Sergeant gewesen. Ein hoffnungsvolles Gesicht mit Blut an der Uniform. Kein Zweifel, er war es!

„Halt! Halt! Das Band sofort anhalten!“

Nur noch wenige Meter, und RPK1/9 wäre von der sich tagein tagaus pausenlos drehenden Betonrolle zermalmt worden.

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Als er zum letzten Mal in die verzweifelt traurigen Augen seiner Mutter gesehen hatte wusste er, dass nur ein Wunder ihn würde retten können.


3. VORBEREITUNGEN

Lew lächelte. Gleich würde sich herausstellen, ob die Arbeit von Erfolg gekrönt war.

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Irgendwie war es Ajoscha gelungen den 'Sergeant' nach Schichtende aus der Halle zu schmuggeln. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, als er auf das Außentor zufuhr.

„Na, was hast du denn heute im Kofferraum versteckt?“, fragte Sam verschmitzt lächelnd.

Ajoscha wurde kreidebleich.
„Hatte Glück, ein fast unversehrter RPK. Wird auf dem Schwarzmarkt einiges einbringen.“

Sam lachte laut auf.
„Na dann, viel Glück. Komm gut nach Hause. Wir sehen uns morgen Nacht.“

Ajoscha konnte es nicht fassen. Er hatte Eigentum von COMPOWER INDUSTRIES vom Gelände geschmuggelt. 35 Jahre Betriebszugehörigkeit hatten sich ausgezahlt. Außerdem hatte er einen Grund, sein Sohn Lew würde in drei Tagen 27 Jahre alt werden. Bis dahin wollte er den 'Sergeant' so gut es ging auf Vordermann bringen. Als erstes untersuchte er den Chip in dessen linken Unterarm. Laut Lesegerät handelte es sich um: RPK1/9.

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„Ein Replikant!?“

Freudestrahlend hatte Lew Ajoscha umarmt.
„Ich danke dir Vater. Das ist das schönste Geschenk, das du mir machen konntest.“

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Körperlich schien RPK1/9 unversehrt zu sein. Körperlich fit und doch Bewegungsunfähig. Man hatte ihm vor seiner Verschrottung die Hauptzentraleinheit entfernt.

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Wie fast alle in dieser Gegend, arbeitete auch Lew für COMPOWER INDUSTRIES. Er lieferte Produkte aller Art an die meist gut situierten Käufer aus. Ein Job der ihn und seinen Vater am Leben hielt, nicht aber seiner Qualifikation entsprach. Schuld daran waren sein Name und sein Äußeres. Schuld daran war seine Abstammung. Tage später war er, was die Zentraleinheit betraf, auf dem Schwarzmarkt fündig geworden.

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„Wie heißt du?“, war Lews erste Frage gewesen. „Ich bin Lew Komarow.“

„Mein Name ist Finn Deaken. Wo ist meine Mutter?“

Erschreckt hatte Lew ihn sofort wieder deaktiviert. Er benötigte dringend Module der neuesten Generation. Aber würden sie auch kompatibel sein? RPK1/9 musste total umprogrammiert werden. Denn Lew Komarow hatte noch große Pläne mit dem 'Sergeant'.


4. DER AUFTRAG

Die Programmierung wäre relativ einfach, das Beschaffen der technisch hochwertigen Einzelteile war eine Schwierigkeit. Das Hauptproblem jedoch stellte das Modul der Erinnerung dar, von denen Lew nicht mehr und nicht weniger als zwei benötigte. Mit dem ersten war RPK1/9 Vladimir, Lews einst verschollener Bruder. Mit dem zweiten war RPK1/9 Sergeant Christian Stark, der vorbildliche und gewissenhafte Polizeibeamte. Von Lews Idee mit dem Bruder Vladimir, vielleicht sein neuer Freund, wusste Ajoscha und freute sich über dessen Kreativität. Von dem Sergeant Christian Stark allerdings wusste er nicht.

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Eines Tages sollte Lew mehrere Dutzend RPK8 ausliefern, REPLIKANTEN neuster Generation. Auf diesen Moment hatte er gewartet. Während seiner Mittagspause tauschte er heimlich, die Zentraleinheit eines RPK8 gegen die von RPK1/9 aus. Niemand würde einen unbedeutenden und ungebildeten Auslieferungsfahrer wie ihn verdächtigen. Spät in der Nacht atmete Lew auf, er hatte ohne Probleme die neue ZE in RPK1/9 Kopf installieren können. Ab jetzt würde er alle Befehle befolgen die Lew ihm gab. Blieben noch die zwei Erinnerungsmodule. Ganze Heerscharen von hochqualifizierten Mitarbeitern bei COMPOWER INDUSTRIES arbeiteten Tag und Nacht daran, solch schlüssige Programme herzustellen. Er aber kannte keinen von ihnen.

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„Du möchtest doch bestimmt für Vladimir einige nette Erinnerungen installieren, oder?“, fragte ihn eines Tages sein Vater.

„Ja, du hast recht, das ist eine gute Idee. Weißt du vielleicht, wo ich solch ein adäquates und bezahlbares Modul herbekommen kann?“

„An der Ostküste hat COMPOWER INDUSTRIES vor ein paar Monaten eine weitere, riesige Freizeitanlage eröffnet. Dort soll es unter Anderem auch Museen und Archive geben, wo man sich gegen kleines Geld Kopien von nicht mehr Zeitgemäßen Dingen, zum Beispiel auch von ausrangierten Erinnerungsmodulen machen lassen kann.“

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Eine Woche später verlebte Lew an der Ostküste seinen ersten Urlaub seit langer Zeit. Im Archiv für AUSRANGIERTE REPLIKANTEN DER ERSTEN GENERATION fand er mehr als er zu hoffen gewagt hatte. RPK1/9 musste der absolute Superstar unter ihnen gewesen sein. Er hatte jeden Auftrag seiner Ausleiher zu 100% erfüllt. Sowohl die Zerschlagung des Drogenrings als auch Lews Lebensrettung waren archiviert. Er kaufte für teures Geld die Kopie eines Erinnerungsmoduls von ihm, hoffend, der 'Sergeant' wäre auch dabei.

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Die Zeit drängte. Der alljährliche Maskenball für die Elite von COMPOWER INDUSTRIES fand bereits in fünf Tagen statt. Ein großes Ereignis, von Fernsehen und Presse über das ganze Land verbreitet. Im Kostümverleih erwarb Lew eine passende Sergeant uniform. RPK1/9 einmalige, unveränderliche Biogenetischen Merkmale würden mit etwas Glück noch im System gespeichert sein. Nachdem RPK1/9, jetzt eigentlich RPK1/9/8 Auftrag programmiert war, schickte er ihn auf seine letzte Reise.


5. DER MASKENBALL

Zu Hunderten drängten die Gäste in die Empfangshalle von COMPOWER INDUSTRIES.

„Ihren Namen bitte“, fragte ihn der SERVICE-RPK höflich.

„Sergeant Christian Stark.“

„Verstehe“, antwortete der S-RPK lächelnd. „Wenn ich dann noch ihre Finger … .“

RPK1/9/8 legte seine rechte Hand auf den Scanner, der sich daraufhin grün färbte.

„COMPOWER INDUSTRIES wünscht ihnen einen angenehmen Aufenthalt.“

RPK1/9/8 ging zum Fahrstuhl, tippte auf PENTHOUSE und legte seine Hand auf den Scanner. Während der Fahrt in die 222ste Etage kam so etwas wie ein De ja-vu in ihm auf. War er vielleicht schon einmal hier gewesen? Kopfschüttelnd betrat er den Gang. Gewissenhaft durchsuchte er die gesamte Wohnung. Im Ankleidezimmer wurde er fündig.

Wie vom Blitz getroffen starrte ihn die Frau mit großen Augen an. Angst kam in ihr auf.

„Finn Deaken!“, rief sie intuitiv.

„Du hast mich gerufen Mutter?“

RPK1/9/8 drehte sich um. Vor ihm stand zu seinem Erstaunen sein genaues Ebenbild, von der Uniform einmal abgesehen. Irgendetwas stimmte hier nicht. Finn Deaken? Wer war dieser Finn Deaken? Gedankenschnell öffnete er seine Erinnerungsprogramme.

„Ich grüße dich mein Bruder“, sagte DPK1/1 und reichte ihm die Hand. „Wie heißt du?“

„Bruder?“
RPK1/9/8 suchte verzweifelt weiter.

„Schön, dass du zurück bist mein Sohn“, erklang die Stimme in seinem Rücken.

„Bruder? Sohn? Dann muss sie ja meine Mutter … ?"

Er hatte den Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, als ein Kurzschluss seine gesamte Zentraleinheit lahmlegte. Der 'Sergeant' schloss die Augen, seine Waffe fiel zu Boden.

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Aus sentimentalen Gründen hatte 'Mutter' von RPK1/9 einen DUPLIKANTEN hergestellt. Er war der erste seiner Art, ausschließlich für einfache Tätigkeiten im Haus programmiert.

Nachdem der Auftrag vom 'Sergeant' entschlüsselt worden war, wurde Lew Komarow festgenommen und wenige Tage später exekutiert.

Kurz darauf wurde eine bronzene Statue von RPK1/9/8 vor der Zentrale von COMPOWER INDUSTRIES aufgestellt. In Gedenken an den einstigen Helden und als Mahnung gegen das Böse.


ENDE

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

Einen Kommentar schreiben

geschrieben von Dan Prescot am 08.03.2020:

Klasse Geschichte! Ich liebe SciFi! Bitte nimm mir das nicht übel, aber sind Replikanten nicht künstliche, bionische KI's und Androiden künstliche mechanische KI's?




geschrieben von DER WORTKOTZER am 09.03.2020:

Herzlichen Dank für deinen Kommentar und den Hinweis Dan! Ehrlich gesagt, weiß ich es nicht! Vielleicht sendest du mir mal eine E-Mail! Würde mich freuen!

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