Veröffentlicht: 30.09.2019. Rubrik: Unsortiert
Ein kleiner Abstecher
Ein kleiner Abstecher
“Der Trick vom Fliegen bestehe darin, dass man lernt,
wie man sich auf den Boden schmeißt, aber daneben.” (Douglas Adams)
Das ist nicht ganz das, was mir passierte, aber es kommt dem näher als jede andere Erklärung. Mein Name ist Thomas, ich bin 35 Jahre alt, Single und arbeite als Abteilungsleiter in einer Bank. Ich bin recht zufrieden mit meiner Arbeit und meinem Leben. Na gut, eine nette Freundin an meiner Seite wäre noch toller, aber das ist ein Wunsch, der sich hoffentlich noch erfüllt. Ich verbringe meine Mittagspausen gern im Außenbereich eines kleinen Cafés gegenüber der Bank. Es ist ein wirklich schönes Café. Die kleinen Bistrotische vermitteln das Gefühl von einem Kurzurlaub in Italien, die Bedienung ist sehr zuvorkommend und hat immer ein Lächeln im Gesicht. Jetzt ist Frühling, der graue Schleier des Winters verblasst langsam und die Welt bekommt endlich ihre, Farben wieder. Doch - ich bin sehr glücklich mit dem, was ich habe. Ich beobachte gerne die Menschen, die am Café vorbeigehen. Sie fangen wieder an zu lächeln und gehen nicht wie gehetzte Hunde die Straße entlang. Jetzt fängt die Zeit des Genießens an. Man nimmt jeden Sonnenstrahl in sich auf, als ob darin eine ordentliche Portion Stimmungsaufheller wäre, was in gewisser Weise auch stimmt. “Schlagwort: Vitamin D”, dachte ich lächelnd. Ich bedenke jeden mit einem leichten Nicken und schmunzeln, falls sich unserer Blicke treffen. Die nette Bedienung bringt mir meinen Kaffee. “Bitte hier, Ihr Kaffee. Haben Sie sonst noch einen Wunsch?”, fragt sie freundlich. “Nein danke, das wär soweit alles - ”, gebe ich zurück. Ich mache es mir auf den Stuhl gemütlich, setze die Tasse an meinem Mund, trinke einen Schluck und schließe dabei die Augen, um ihn besser genießen zu können. Als ich sie wieder öffne, knalle ich hart mit meinen Hintern auf Gras und der Kaffee ergießt sich auf mein weißes Hemd. Schon ist es vorbei mit meiner guten Laune. “Hey, was zum - “, will ich gerade denjenigen anschreien, der dafür verantwortlich ist. Aber da war niemand. Ich brauche einen Moment,
um zu realisieren was gerade geschah. Ich hebe meine Hand, an der etwas Gras klebt. - Das Gras war blau, royalblau, um genau zu sein. Ich öffne und schließe meine Augen und zu in der Hoffnung er würde sich wieder entfärben, aber nein er blieb royalblau. Ich stehe auf um, eine bessere Sicht auf die Dinge zu bekommen, meine Kaffeetasse hing noch am rechten Zeigefinger. ”Wenigstens ist die noch da!” ,denke ich. Ich schaue mich um, ich stand auf einer blauen Wiese. Die Stiele der Blumen haben auch dieses Blau, aber die Blüten haben einen Sand-Ton, die kleinen Sträucher die, über die ganze Wiese verteilten, sind in ein kräftiges Pink getaucht. “Ja klar, pink.” Ich schaue zum Himmel. “Zwei Sonnen” Diese standen nah beieinander, sodass eine die andere ein kleines Stück überdeckt. Sie sind auch nicht so hell, wie auf der Erde, wo ich scheinbar nicht mehr bin und gaben ein warmes rötliches Licht ab. Der restliche Himmel war sandfarben. Die Wolken hatten auch diesen Ton, nur etwas dunkler, als hätte man den Sand nass gemacht und zu einer Wolke geformt. “Wo bin ich hier nur?”, frage ich verwundert. Ich senke meinen Blick wieder und kann in der Ferne einen Felsen erkennen. Auch dieser ist, alles andere als natürlich gefärbt. Er ist Lila, ”Klar, warum auch nicht?!”. Diese Welt sieht aus, als ob alle Regenbögen die es je gab und noch geben würde, mit einem mal vom Himmel gefallen waren, auf den Boden knallten und gleichzeitig dabei die Farben der Erde in den Himmel schleuderten.
Jetzt bin ich mir vollkommen sicher, ich bin ohnmächtig und mein Gehirn schickt mir diesen merkwürdigen Traum. ”So, jetzt ist aber mal vorbei mit dem Schläfchen. “Aufwachen! Hallo aufwachen!”, schreie ich in die Ferne. Ich lege den Kopf schief und warte auf mein Erwachen. “Gut, so funktionierte es wohl nicht.”,denke ich enttäuscht. “Neuer Versuch” Ich kneife mich in den Arm. ”Autsch!”, wieder passiert nichts. “Es ist wohl doch kein Traum.” Langsam steigt in mir die Panik auf. “Was soll ich jetzt tun?”, zerbreche ich mir den Kopf. Mir wurde heiß - . “Ich weis nichtmal wie ich hierher gekommen bin, geschweige denn wie ich zurückkomme.”, Überkommt mich der Gedanke. “Jetzt beruhige dich”, sage ich zu mir. ”Wenn ich jetzt eine Panikattacke bekomme, ist mir auch nicht geholfen. Ich sollte mich etwas umgucken und vielleicht ergibt sich dabei eine Lösung.“ Ich überlege, ob die Stelle an ich gelandet bin, markieren sollte. “Ja, wäre vielleicht besser, falls ich nochmal zurück kommen muss.” Ich
schaue mich nach geeigneten Gegenständen um und finde ein paar handgroße Steine, die, wer hätte es gedacht, auch einen lila Ton
sind. Ich reiße das Gras kreisförmig aus, nehme einen Stein und kratze damit ein Kreuz in die fliederfarbene Erde.
Ich schüttle leicht den Kopf, immer noch ungläubig was mit mir geschieht, ich häufe die Steine an. Dann setze mich in Bewegung und laufe in Richtung des Felsens. Hier und da pflücke ich ein paar Blumen und Gräser um zu überprüfen ob sie genauso aussehen und sich anfühlen, wie auf der Erde. Die Gräser und Blumen unterschieden sich nur zum Teil von unseren Pflanzen, wenn man mal von der Farbe absieht. Der Klee hatte immer vier Blätter.
Ich trotte nun seit einer Stunde in Richtung des Felsens. Ich habe das Gefühl kein Stück näher gekommen zu sein und langsam bekomme ich Durst. Hier in dieser Welt waren es bestimmt um die dreißig Grad und es fällt mir immer schwere meinen Weg fortzusetzen. ”Ich muss Wasser finden!”, denke ich. Gar nicht weit von mir, sehe ich wie ein weißer Strahl von den Wolken auf die Erde fällt. Ich gehe näher ran. Es scheint Flüssigkeit zu sein. Ich nehme meine Tasse und halte sie in den Strahl. Ich ziehe sie wieder weg und rieche daran. ”Nichts!” Vorsichtig stecke ich den kleinen Finger in die Flüssigkeit, nehme ihn wieder raus und lecke daran. “Hm - schmeckt wie Wasser.” Ich setze mich hin nehme einen großen Schluck, blinzle und befinde mich wieder in dem kleinen Café, als ob nichts gewesen ist. Die Bedienung kam auf mich zu fragt, “Ist mit Ihnen alles ok? Sie sehen aus als hätten sie ein Gespenst gesehen.”
“Ähh - “, ich schüttle den Kopf. “Nein, alles ok. Hatte nur ein komischen Tagtraum.” Der keiner war, dem bin ich mir sicher.